{"title":"„Lebenssatt oder lebensmüde?“ Verstehen, analysieren und bearbeiten der Sterbewünsche von Bewohner*innen in der stationären Altenpflege","authors":"S. Dinges","doi":"10.5771/9783748905080-93","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"„Lasst mich doch einfach sterben ...“ – Mitarbeiter*innen in der stationären Altenhilfe, aber auch so manche*r Angehörige haben einen solchen Ausspruch eines Heimbewohners/einer Heimbewohnerin schon gehört. Wie jedoch diese Aussage zu verstehen ist, was ein Bewohner/eine Bewohnerin de facto damit ausdrücken will, ist zunächst offen: Von „lasst mich in Ruhe“ bis „ich fühle mein Ende kommen ...“ sind ganz unterschiedliche Bedeutungen, in den unterschiedlichsten Schattierungen einer solchen Aussage, möglich. Auch mit einer guten Kenntnis der Bewohner*innen ist die Aussage nicht eindeutig zu interpretieren. Die große Herausforderung ist: Wie wird in der letzten Lebensphase mit Sterbewünschen bzw. Äußerungen über den Tod umgegangen? Aus ethischer Perspektive ist in den vergangenen Jahren die Achtung, der Respekt vor Wunsch und Willen des Individuums als zentraler Wert und Prinzip gefestigt worden. Was jedoch, wenn Mitarbeiter*innen in der stationären Altenhilfe auf unterschiedlichen Ebenen gar nicht in der Lage sind (physisch – weil sie nicht anwesend sind, psychisch – weil sie von der Versorgung alter und hochaltriger Menschen schlicht überfordert sind oder existentiell – weil sie das Thema „Sterben“ für sich selbst abblocken und sich nicht damit auseinandersetzen wollen), diese Wünsche zu hören, geschweige denn zu verstehen?","PeriodicalId":176272,"journal":{"name":"Altersbilder und Sorgestrukturen","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Altersbilder und Sorgestrukturen","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/9783748905080-93","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
„Lasst mich doch einfach sterben ...“ – Mitarbeiter*innen in der stationären Altenhilfe, aber auch so manche*r Angehörige haben einen solchen Ausspruch eines Heimbewohners/einer Heimbewohnerin schon gehört. Wie jedoch diese Aussage zu verstehen ist, was ein Bewohner/eine Bewohnerin de facto damit ausdrücken will, ist zunächst offen: Von „lasst mich in Ruhe“ bis „ich fühle mein Ende kommen ...“ sind ganz unterschiedliche Bedeutungen, in den unterschiedlichsten Schattierungen einer solchen Aussage, möglich. Auch mit einer guten Kenntnis der Bewohner*innen ist die Aussage nicht eindeutig zu interpretieren. Die große Herausforderung ist: Wie wird in der letzten Lebensphase mit Sterbewünschen bzw. Äußerungen über den Tod umgegangen? Aus ethischer Perspektive ist in den vergangenen Jahren die Achtung, der Respekt vor Wunsch und Willen des Individuums als zentraler Wert und Prinzip gefestigt worden. Was jedoch, wenn Mitarbeiter*innen in der stationären Altenhilfe auf unterschiedlichen Ebenen gar nicht in der Lage sind (physisch – weil sie nicht anwesend sind, psychisch – weil sie von der Versorgung alter und hochaltriger Menschen schlicht überfordert sind oder existentiell – weil sie das Thema „Sterben“ für sich selbst abblocken und sich nicht damit auseinandersetzen wollen), diese Wünsche zu hören, geschweige denn zu verstehen?