{"title":"Statt eines Vorwortes oder einer Einleitung oder dergleichen – eine allgemeine Auflistung","authors":"M. Das","doi":"10.1515/9783839403358-001","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"M.F. Das wird wohl nie wieder aufhören zu schneien ... Wenn ich sowieso hierbleiben muß, dann können wir doch auch das Vorwort für den zweiten Band zusammenbasteln. In Klausur sozusagen. P.F. »Weh mir, wo nehm’ ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde?« M.F. Nun übertreib’s nicht. So schlimm ist es nicht. P.F. Aber warte, du weißt, daß das mit einer der unglaublichsten Zeilen der deutschen Sprache weitergeht: »Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde klirren die Fahnen.« M.F. Schon gut, ich kenne deine dramatophilen Neigungen. Aber wie kommst du gerade jetzt auf Hölderlin? P.F. Einmal, weil du ihn, glaube ich, gerade so schätzt wie ich, und außerdem: Dieses Gedicht paßt zum Thema. Es ist erzmodern. ›Sprachlos‹ als Adverb ... das ist großartig, und vor den im Winde klirrenden Fahnen könnte ich mich hinknien. M.F. Aber ich hätte nicht erwartet, daß du in unserem Gespräch über die Moderne gleich eine so tragische Note anschlägst ... P.F. Warum nicht? Wir wollen doch über Konturen sprechen, über einen Umriß, eine Einfassung, und die sehe ich schwarz vor mir. M.F. Das finde ich ganz spannend. Denn etwas mit einer Kontur versehen, das könnte nach der Wortentwicklung auch bedeuten, etwas zurechtdrechseln, etwas mit einem Drechseleisen runden. Und dann wären wir zwar auch in einem tragischen Bild, insofern jedem ›Drechseln‹ etwas Gewalttätiges anhaftet. Da fällt schließlich etwas ab, da wird etwas abgeworfen ... Aber man könnte dem Bild auch entnehmen, daß jede Beschreibung der Moderne erzeugt, was sie beschreibt. Zum Beispiel klirrende Fahnen,","PeriodicalId":262565,"journal":{"name":"Konturen der Modernität","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2005-12-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Konturen der Modernität","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/9783839403358-001","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
M.F. Das wird wohl nie wieder aufhören zu schneien ... Wenn ich sowieso hierbleiben muß, dann können wir doch auch das Vorwort für den zweiten Band zusammenbasteln. In Klausur sozusagen. P.F. »Weh mir, wo nehm’ ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde?« M.F. Nun übertreib’s nicht. So schlimm ist es nicht. P.F. Aber warte, du weißt, daß das mit einer der unglaublichsten Zeilen der deutschen Sprache weitergeht: »Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde klirren die Fahnen.« M.F. Schon gut, ich kenne deine dramatophilen Neigungen. Aber wie kommst du gerade jetzt auf Hölderlin? P.F. Einmal, weil du ihn, glaube ich, gerade so schätzt wie ich, und außerdem: Dieses Gedicht paßt zum Thema. Es ist erzmodern. ›Sprachlos‹ als Adverb ... das ist großartig, und vor den im Winde klirrenden Fahnen könnte ich mich hinknien. M.F. Aber ich hätte nicht erwartet, daß du in unserem Gespräch über die Moderne gleich eine so tragische Note anschlägst ... P.F. Warum nicht? Wir wollen doch über Konturen sprechen, über einen Umriß, eine Einfassung, und die sehe ich schwarz vor mir. M.F. Das finde ich ganz spannend. Denn etwas mit einer Kontur versehen, das könnte nach der Wortentwicklung auch bedeuten, etwas zurechtdrechseln, etwas mit einem Drechseleisen runden. Und dann wären wir zwar auch in einem tragischen Bild, insofern jedem ›Drechseln‹ etwas Gewalttätiges anhaftet. Da fällt schließlich etwas ab, da wird etwas abgeworfen ... Aber man könnte dem Bild auch entnehmen, daß jede Beschreibung der Moderne erzeugt, was sie beschreibt. Zum Beispiel klirrende Fahnen,
m .我觉得这不会停止好吧就算我必须得呆在这里我们也可以为第二部作开篇是啊P.F.»疼,我要到哪里,如果是冬天的花朵,还有阳光和大地的影子?«M.F.现在别着急.没那么糟P.F.但等等,你知道情况与不可行的德国语言之一:»城墙无语和冷,随风晃动.易帜«M.F.好啦,我知道你dramatophilen倾向.为什么你现在会说胡德林?另外,我觉得你很喜欢他,这首诗很适合你。这是大器晚成›无话可说‹作为形容词...非常棒,我可以跪在风向呼啸的旗帜下我不敢相信在我们关于现代人的谈话中你竟然这么悲观本应如此我们来谈谈轮廓,简图,简单些我觉得很刺激因为在单词发展的过程中,会做一个圆锥形的事…把某物纠正一下,戳一戳尽管也就能在一次悲惨的画面,就在于每个›Drechseln‹有点暴力甩不掉.那是谁?现代事物的描述也符合这幅图的功能。比如,画挂两面的旗帜