{"title":"Fütterungsbedingte Rehe – Rezidivprophylaxe beim übergewichtigen Pferd","authors":"E. Kienzle, J. Fritz","doi":"10.1055/s-0038-1623182","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Zusammenfassung Häufige nutritive Ursachen der Hufrehe sind einerseits die Fermentation von großer Kohlenhydratenmengen im Dickdarm (meist aus fruktanreichem Weidegras oder stärkereichem Kraftfutter) mit resultierender Freisetzung und Absorption von bakteriellen Toxinen und Stoffwechselprodukten sowie andererseits Insulinresistenz als Folge von Übergewicht (equines metabolisches Syndrom). Beide Ursachen können zusammenwirken. Übergewichtige Pferde, die bereits einen Reheschub hatten, müssen daher an Gewicht verlieren, um Rezidiven vorzubeugen. In der Regel lässt sich eine Gewichtsabnahme durch eine Ration erreichen, die überwiegend aus spät geschnittenem Heu, Grassamenstroh oder Heu-Stroh-Gemischen (maximal ein Drittel Stroh) besteht und in Mengen von 1–1,2% des Idealgewichts verabreicht wird. Dabei liegt allerdings das Raufutterangebot unter den zur Befriedigung des Kaubedürfnisses geforderten 1,5% der Körpermasse (KM), was zu Problemen wie Aufnahme von Einstreu, Aggressivität und im Extremfall zu Stereotypien führen kann. Kraftfutter sollte gar nicht angeboten werden. Keinesfalls dürfen stärkereiche durch fettreiche Kraftfutter ersetzt werden. Als Einstreu eignen sich (gebrauchte) Sägespäne. Die Weidegrasaufnahme muss erheblich eingeschränkt werden, bei sehr anfälligen Pferden oder wenig zuverlässigem Management ist auf Weidegang zu verzichten. Supplemente müssen energiearm sein. Sie sollten die in einer solchen Ration fehlenden Mineralstoffe und Vitamine ergänzen, gegebenenfalls auch etwas Protein oder Aminosäuren zuführen. Durch regelmäßige Bewegung (ca. 30 Minuten flotter Trab täglich) kann die Insulinsensitivität verbessert werden. Durch das Bewegungsprogramm lässt sich auch der Konflikt der Raufutterreduktion versus Erfüllung des Kaubedürfnisses abmildern, da es der leicht ansteigende Energieverbrauch ermöglicht, etwas mehr Raufutter zu geben. Ein Gewichtsverlust von 0,5–1% der KM pro Woche ist anzustreben, höhere Gewichtsabnahmen können ein Risiko für Hyperlipämie darstellen. Der Erfolg der Reduktionsdiät sollte regelmäßig mittels Wägung und/oder Messung des Körper-, Hals- oder Brustumfangs (1–2 cm Reduktion der Maße pro Woche) überprüft werden.","PeriodicalId":326229,"journal":{"name":"Tierärztliche Praxis G: Großtiere/Nutztiere","volume":"29 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Tierärztliche Praxis G: Großtiere/Nutztiere","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1055/s-0038-1623182","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Zusammenfassung Häufige nutritive Ursachen der Hufrehe sind einerseits die Fermentation von großer Kohlenhydratenmengen im Dickdarm (meist aus fruktanreichem Weidegras oder stärkereichem Kraftfutter) mit resultierender Freisetzung und Absorption von bakteriellen Toxinen und Stoffwechselprodukten sowie andererseits Insulinresistenz als Folge von Übergewicht (equines metabolisches Syndrom). Beide Ursachen können zusammenwirken. Übergewichtige Pferde, die bereits einen Reheschub hatten, müssen daher an Gewicht verlieren, um Rezidiven vorzubeugen. In der Regel lässt sich eine Gewichtsabnahme durch eine Ration erreichen, die überwiegend aus spät geschnittenem Heu, Grassamenstroh oder Heu-Stroh-Gemischen (maximal ein Drittel Stroh) besteht und in Mengen von 1–1,2% des Idealgewichts verabreicht wird. Dabei liegt allerdings das Raufutterangebot unter den zur Befriedigung des Kaubedürfnisses geforderten 1,5% der Körpermasse (KM), was zu Problemen wie Aufnahme von Einstreu, Aggressivität und im Extremfall zu Stereotypien führen kann. Kraftfutter sollte gar nicht angeboten werden. Keinesfalls dürfen stärkereiche durch fettreiche Kraftfutter ersetzt werden. Als Einstreu eignen sich (gebrauchte) Sägespäne. Die Weidegrasaufnahme muss erheblich eingeschränkt werden, bei sehr anfälligen Pferden oder wenig zuverlässigem Management ist auf Weidegang zu verzichten. Supplemente müssen energiearm sein. Sie sollten die in einer solchen Ration fehlenden Mineralstoffe und Vitamine ergänzen, gegebenenfalls auch etwas Protein oder Aminosäuren zuführen. Durch regelmäßige Bewegung (ca. 30 Minuten flotter Trab täglich) kann die Insulinsensitivität verbessert werden. Durch das Bewegungsprogramm lässt sich auch der Konflikt der Raufutterreduktion versus Erfüllung des Kaubedürfnisses abmildern, da es der leicht ansteigende Energieverbrauch ermöglicht, etwas mehr Raufutter zu geben. Ein Gewichtsverlust von 0,5–1% der KM pro Woche ist anzustreben, höhere Gewichtsabnahmen können ein Risiko für Hyperlipämie darstellen. Der Erfolg der Reduktionsdiät sollte regelmäßig mittels Wägung und/oder Messung des Körper-, Hals- oder Brustumfangs (1–2 cm Reduktion der Maße pro Woche) überprüft werden.