{"title":"Wie gesprochen werden? Zur Passion der Rede bei Derrida","authors":"Kathrin Busch","doi":"10.14361/9783839408285-005","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Derridas Denken ist immer wieder auf die These zugespitzt worden, dass es kein Textäußeres gibt. Mit der – freilich in einem weiten Sinne zu verstehenden – Behauptung, alles sei Text, wird bekanntlich der Einsicht Rechnung getragen, dass unser Denken, Wahrnehmen und Empfinden in einer so grundlegenden Weise von der Sprache bestimmt ist, dass wir nie zum sogenannten Realen durchzudringen vermögen, sondern in einem sprachlich strukturierten Wirklichkeitsbezug befangen sind. Mit dem Auftreten von Zeichen, also seit jeher, wie Derrida in der Grammatologie entwickelt, wird es unmöglich, »die reine ›Wirklichkeit‹, ›Einzigartigkeit‹, ›Besonderheit‹ ausfindig zu machen.«1 Aus der zweifellos richtigen Annahme, dass das, was ist, sich nicht unmittelbar darbietet, sondern in seiner Wahrnehmbarkeit von Einschreibungen oder Markierungen abhängt, dass also für die Ermöglichung von Erfahrung Differenzgeschehen vonnöten ist, wird nun aber in der Derrida-Rezeption oftmals in konstruktivistischer Verkürzung geschlossen, alles sei bloß ein Produkt von Zeichen.2","PeriodicalId":284738,"journal":{"name":"Nicht(s) sagen","volume":"1998 6","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2008-01-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Nicht(s) sagen","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14361/9783839408285-005","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Derridas Denken ist immer wieder auf die These zugespitzt worden, dass es kein Textäußeres gibt. Mit der – freilich in einem weiten Sinne zu verstehenden – Behauptung, alles sei Text, wird bekanntlich der Einsicht Rechnung getragen, dass unser Denken, Wahrnehmen und Empfinden in einer so grundlegenden Weise von der Sprache bestimmt ist, dass wir nie zum sogenannten Realen durchzudringen vermögen, sondern in einem sprachlich strukturierten Wirklichkeitsbezug befangen sind. Mit dem Auftreten von Zeichen, also seit jeher, wie Derrida in der Grammatologie entwickelt, wird es unmöglich, »die reine ›Wirklichkeit‹, ›Einzigartigkeit‹, ›Besonderheit‹ ausfindig zu machen.«1 Aus der zweifellos richtigen Annahme, dass das, was ist, sich nicht unmittelbar darbietet, sondern in seiner Wahrnehmbarkeit von Einschreibungen oder Markierungen abhängt, dass also für die Ermöglichung von Erfahrung Differenzgeschehen vonnöten ist, wird nun aber in der Derrida-Rezeption oftmals in konstruktivistischer Verkürzung geschlossen, alles sei bloß ein Produkt von Zeichen.2