Selbstbestimmt sterben – Ethische Kriterien zu Sterbehilfe, Patientenautonomie und Patientenverfügungen

S. Ernst
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Abstract

Der technische Fortschritt in der Medizin hat in den letzten Jahrzehnten nicht nur seine segensreichen, sondern auch seine problematischen Seiten gezeigt: Mit der Begrenzung der Infektionskrankheiten konnte zwar die durchschnittliche Lebenserwartung im Verlauf des 20. Jahrhunderts erheblich gesteigert werden, zugleich traten damit verstärkt Alterskrankheiten und Altersgebrechen in den Vordergrund, die sich nicht mehr kurativ heilen, sondern nur noch symptomatisch behandeln lassen; zwar bietet die Intensivmedizin die Möglichkeit, Menschen auch noch in solchen Situationen am Leben zu erhalten, in denen sie ohne diese Möglichkeiten sonst gestorben wären – etwa bei Organausfall –, zugleich stellt sich immer öfter die Frage, wo die Grenze des noch Sinnvollen lebenserhaltender Maßnahmen liegt. Viele Menschen haben deshalb Angst davor, in Situationen hineinzugeraten, in denen sie ihre Selbstkontrolle, Selbstbestimmung und Würde verlieren. Sie fürchten, am Ende ihres Lebens einer sinnlosen und ihr Leiden nur noch verlängernden Anwendung medizinischer Maßnahmen ausgesetzt zu sein, anstatt in Frieden sterben zu dürfen, sie haben Angst vor unerträglichen Schmerzen und Leiden, aber auch vor dem Alleinsein und vor dem Mangel an menschlicher Zuwendung und menschlichem Beistand. So besteht zunehmend der Wunsch, den Zeitpunkt des eigenen Todes und die Weise des eigenen Sterbens selbst bestimmen zu können. Damit stellt sich nicht nur die Frage nach der passiven, sondern auch nach der aktiven Sterbehilfe und des assistierten Suizids sowie nach deren ethischer Bewertung. Vor allem aber stellt sich die noch näher liegende Frage, wie sich in Situationen, in denen Menschen nicht mehr ihre Einwilligungsfähigkeit besitzen, dennoch ihr eigener und selbstbestimmter Wille angemessen zur Geltung bringen und durchsetzen lässt. In den folgenden Überlegungen geht es darum, im Blick auf diese Fragen – aus theologischethischer Sicht – Kriterien für eine ethische Bewertung zu entwickeln.
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有意识的死去——安乐死的道德标准,病人自主和病人授权
医学技术的进步使人在过去几十年内学会了爱护自己,也向人展示了复杂的方法:随着疾病的扩散,虽然人类在20世界的平均寿命已经比较长,但这不是一个难题。在公元2世纪期间,随着老年疾病和老年残疾得到的关注日趋显著,这些疾病已不能治病,而是仅仅能治病。尽管重症药物仍为人们提供了一些机会,让他们继续生存下去。如果没有这些可能,他们就会死,例如导致器官衰竭。但是,我们老是要问,目前维持生命的措施有什么限度呢?结果,许多人都害怕自己的自制力、自我控制和尊严会受到影响。他们害怕在生命即将结束时,被毫无意义地使用有限的医药手段而不是在和平中死去,他们害怕极大的痛苦和痛苦,也害怕孤单无助,以及缺乏人类的关爱与帮助。例如,人们越来越希望自己可以选择死亡时间和死亡方式。不但关系到被动的安乐死,也关系到积极的安乐死和协助自杀,以及道德标准。但最重要的是,有些人不再拥有默认的能力,可是在这种情况下,他们却能合理地履行和执行自己的意旨。下列考虑产生了确定这些问题道德标准的想法。
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