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Abstract
In F. Dostojewskis Roman Der Idiot steht die Figur des verarmten und unter epileptischen Anfällen leidenden Fürsten Myschkin, der unverkennbar an die Gestalt von Jesus Christus erinnert, aber auch Züge der Schiller'schen schönen Seele trägt, im Zentrum der Handlung. Myschkin agiert jedoch in einem komplexen Figurennetz. Dies erlaubt es Dostojewki, den Fürsten zu den ideologischen, anthropologisch-religiösen und gesellschaftlichen Diskursen im Russland des 19. Jh. in Beziehung zu setzen. Die höhere Petersburger Gesellschaft, in der sich Myschkin bewegt, erweist sich dabei als ein Biotop, in dem Manipulation, Lüge und Intrige herrschen. Für eine christusähnlich Gestalt wie den Fürsten, die alles zu verzeihen und zu vergeben imstande ist, ist in dieser utilitaristischen, nur dem Primat des Geldes und des Nutzens gehorchenden Welt kein Platz. Eine Gesellschaft jedoch, die Güte und pragmatische Dummheit mit Einfältigkeit verwechselt, hat keinerlei Zukunft. Dies ist die pessimistisch-trostlose Diagnose, die Dostojewskis Roman dem zaristischen Russland stellt.