{"title":"Reihe Epidemiologie 7: Geheimhaltung der Randomisierungslisten in randomisierten Studien: Wie man sich gegen Entschlüsselung wappnet","authors":"Kenneth F. Schulz, David A. Grimes","doi":"10.1016/j.zgesun.2007.08.006","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"<div><p>Korrekte Randomisierung beruht auf einer angemessenen Geheimhaltung der Randomisierungsliste. Die Geheimhaltung sorgt dafür, dass Ärzte und Studienteilnehmer die nachfolgenden Zuteilungen nicht kennen. Ohne Geheimhaltung können auch korrekt erstellte Randomisierungslisten ausgehebelt werden. Dabei geht die so wichtige Eigenschaft der Verzerrungsfreiheit randomisierter, kontrollierter Studien mit höchst ärgerlichen Implementierungsproblemen einher. Häufig steht eine angemessene Geheimhaltung ärztlichen Neigungen entgegen, was bei denen, die Studien durchführen, zu Verdruss führt. Randomisierte, kontrollierte Studien sind Ärzten ein Gräuel. Viele, die an Studien teilnehmen, kommen in Versuchung, die Zuteilungen zu entschlüsseln, und unterlaufen dadurch die Randomisierung. Für manche Studienärzte stellt die Entschlüsselung des Zuteilungsschemas eine viel zu große intellektuelle Herausforderung dar, als dass sie ihr widerstehen könnten. Ob ihre Motive nun harmloser oder boshafter Natur sind, in jedem Fall untergraben derlei Manipulationen die Validität einer Studie. Tatsächlich führt eine unzureichende Geheimhaltung im Durchschnitt zu übertriebenen Effektschätzern, doch mit Raum für Bias in beide Richtungen. Studienärzte sind in ihren Bemühungen um die Entschlüsselung von Zuteilungslisten sehr erfinderisch, sodass Studienplaner bei ihren Planungsanstrengungen ebenso geschickt vorgehen müssen, um dies zu verhindern. Sie müssen ihre Studien durch eine angemessene Geheimhaltung der Behandlungszuteilung wirksam vor Selektionsbias und Confounding schützen. Vergleiche der Ausgangscharakteristika zu wichtigen prognostischen Variablen sollten angegeben werden. Hypothesentests für Ausgangscharakteristika sind dagegen überflüssig und könnten sogar Schaden anrichten, wenn sie Studienleiter dazu verleiten, Unausgewogenheiten hinsichtlich der Ausgangscharakteristika zu verschweigen.</p><p>„Der Grund dafür, warum die kontrollierte Studie des Medical Research Council über Streptomycin zur Behandlung von Lungentuberkulose als Meilenstein betrachtet werden sollte, ist nicht, wie häufig vermutet wird, dass zur Generierung der Randomisierungsliste Zufallszahlentabellen verwendet wurden. … Der Grund sind vielmehr die eindeutig beschriebenen Vorsichtsmaßnahmen, die ergriffen wurden, um die Randomisierungslíste vor den an der Rekrutierung der Patienten beteiligten Personen geheim zu halten <span>[1]</span>.“</p></div>","PeriodicalId":79544,"journal":{"name":"Zeitschrift fur arztliche Fortbildung und Qualitatssicherung","volume":"101 7","pages":"Pages 499-505"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2007-10-29","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1016/j.zgesun.2007.08.006","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Zeitschrift fur arztliche Fortbildung und Qualitatssicherung","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1431762107001959","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
引用次数: 0
Abstract
Korrekte Randomisierung beruht auf einer angemessenen Geheimhaltung der Randomisierungsliste. Die Geheimhaltung sorgt dafür, dass Ärzte und Studienteilnehmer die nachfolgenden Zuteilungen nicht kennen. Ohne Geheimhaltung können auch korrekt erstellte Randomisierungslisten ausgehebelt werden. Dabei geht die so wichtige Eigenschaft der Verzerrungsfreiheit randomisierter, kontrollierter Studien mit höchst ärgerlichen Implementierungsproblemen einher. Häufig steht eine angemessene Geheimhaltung ärztlichen Neigungen entgegen, was bei denen, die Studien durchführen, zu Verdruss führt. Randomisierte, kontrollierte Studien sind Ärzten ein Gräuel. Viele, die an Studien teilnehmen, kommen in Versuchung, die Zuteilungen zu entschlüsseln, und unterlaufen dadurch die Randomisierung. Für manche Studienärzte stellt die Entschlüsselung des Zuteilungsschemas eine viel zu große intellektuelle Herausforderung dar, als dass sie ihr widerstehen könnten. Ob ihre Motive nun harmloser oder boshafter Natur sind, in jedem Fall untergraben derlei Manipulationen die Validität einer Studie. Tatsächlich führt eine unzureichende Geheimhaltung im Durchschnitt zu übertriebenen Effektschätzern, doch mit Raum für Bias in beide Richtungen. Studienärzte sind in ihren Bemühungen um die Entschlüsselung von Zuteilungslisten sehr erfinderisch, sodass Studienplaner bei ihren Planungsanstrengungen ebenso geschickt vorgehen müssen, um dies zu verhindern. Sie müssen ihre Studien durch eine angemessene Geheimhaltung der Behandlungszuteilung wirksam vor Selektionsbias und Confounding schützen. Vergleiche der Ausgangscharakteristika zu wichtigen prognostischen Variablen sollten angegeben werden. Hypothesentests für Ausgangscharakteristika sind dagegen überflüssig und könnten sogar Schaden anrichten, wenn sie Studienleiter dazu verleiten, Unausgewogenheiten hinsichtlich der Ausgangscharakteristika zu verschweigen.
„Der Grund dafür, warum die kontrollierte Studie des Medical Research Council über Streptomycin zur Behandlung von Lungentuberkulose als Meilenstein betrachtet werden sollte, ist nicht, wie häufig vermutet wird, dass zur Generierung der Randomisierungsliste Zufallszahlentabellen verwendet wurden. … Der Grund sind vielmehr die eindeutig beschriebenen Vorsichtsmaßnahmen, die ergriffen wurden, um die Randomisierungslíste vor den an der Rekrutierung der Patienten beteiligten Personen geheim zu halten [1].“