[Complementary, alternative and integrative therapies in medical guidelines - the guideline "Diagnosis and treatment of ulcerative colitis" as an example of successful integration].
Holger Cramer, Romy Lauche, Petra Klose, Gustav Dobos, Jost Langhorst
{"title":"[Complementary, alternative and integrative therapies in medical guidelines - the guideline \"Diagnosis and treatment of ulcerative colitis\" as an example of successful integration].","authors":"Holger Cramer, Romy Lauche, Petra Klose, Gustav Dobos, Jost Langhorst","doi":"10.1159/000358577","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die aktuelle Leitlinie «Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa» wurde im September 2011 unter Federfuhrung der Deutschen Gesellschaft fur Verdauungsund Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und Mitarbeit der Deutschen Gesellschaft fur Pathologie (DGP), der Deutschen Gesellschaft fur Allgemeinund Viszeralchirurgie (DGVC), der Gesellschaft fur padiatrische Gastroenterologie und Ernahrung (GPGE) sowie der Deutschen Gesellschaft fur Ernahrungsmedizin (DGEM) vorgelegt. Die nachste Aktualisierung ist fur September 2016 avisiert; die gegebenen Empfehlungen werden also noch eine geraume Weile den Goldstandard in der Therapie der Colitis ulcerosa darstellen [1]. Fur eine Reihe komplementarmedizinischer Verfahren enthielt die Leitlinie evidenzbasierte positive Empfehlungen, die einen hinreichenden Konsens in der Leitlinienkonferenz fanden (Tab. 1). So wurden abgeschwacht positive Empfehlungen fur das Phytotherapeutikum Plantago ovata gegeben, das sich in einer klinischen Studie Mesalazin in der remissionserhaltenden Behandlung als ebenburtig erwies (Empfehlung 10.16); ebenso fur Curcumin, das in der remissionserhaltenden Behandlung komplementar zu 5-ASA empfohlen wird (Empfehlung 10.15). Ein Problem in der Anwendung von Curcumin in Deutschland ergibt sich allerdings daraus, dass in der japanischen Studie [2], auf der die Empfehlung beruht, Curcumin in einer Dosis von 2 × 1 g/Tag eingesetzt wurde, wahrend die in Deutschland verfugbaren Praparate deutlich geringere Dosierungen enthalten. Daneben gibt die Leitlinie eine abgeschwacht positive Empfehlung fur Akupunktur in Kombination mit Moxibustion als komplementare Therapie im leichten bis moderaten Schub (Empfehlung 10.18) sowie fur eine multimodale komplementare Mind-Body-Therapie zur Verbesserung der Lebensqualitat (Empfehlung 10.17). Letztere Empfehlung ist bisher nahezu einzigartig in Deutschland; erstmals wird hier eine multimodale MindBody-Therapie empfohlen, wie sie in Deutschland in integrativmedizinischen Kliniken angeboten wird [3]. Die Empfehlung basiert unter anderem auf einer deutschen randomisierten Studie [4, 5], die zeigen konnte, dass ein multimodales Lebensstilmodifikationsprogramm mit Elementen der Mind-Body-Medizin die Lebensqualitat von Patienten in Remission oder mit geringer Krankheitsaktivitat in klinisch relevantem Umfang steigern kann. Weitere komplementarmedizinische Verfahren, inklusive weiterer Phytotherapeutika und einzelner Verfahren der Mind-Body-Medizin wie Yoga oder Qigong, konnten aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht empfohlen werden (Empfehlung 10.20). Ein potenzieller Kandidat fur zukunftige Aktualisierungen der Leitlinie scheint die Behandlung mit Eiern des Schweinepeitschenbandwurms (Trichuris suis ovata) zu sein, die in einer randomisierten Studie im leichten bis moderaten Schub die Krankheitsaktivitat signifikant starker senken konnte als Placebo, derzeit aber – vor dem Hintergrund der fehlenden Zulassung in Deutschland – nicht generell empfohlen wird (Empfehlung 10.19). Aktuell wird je eine europaische und eine nordamerikanische Multicenterstudie zur Effektivitat von Trichuris suis ovata bei chronisch entzundlichen Darmerkrankungen durchgefuhrt – allerdings nur bei Patienten mit Morbus Crohn. Die Empfehlung einer Anzahl komplementarmedizinischer Verfahren in der Therapie der Colitis ulcerosa bietet denjenigen Behandlern Sicherheit, die diese Verfahren aufgrund klinischer Erfahrungen und positiver Studienergebnisse bereits anwenden oder eine Anwendung erwagen, und kann auch konventionell arbeitende Kollegen ermutigen, sich intensiver mit diesen Verfahren zu beschaftigen. Die Leitlinie geht jedoch noch einen deutlichen Schritt weiter und kann hier als","PeriodicalId":51049,"journal":{"name":"Forschende Komplementarmedizin","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2014-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1159/000358577","citationCount":"4","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Forschende Komplementarmedizin","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1159/000358577","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"2014/2/17 0:00:00","PubModel":"Epub","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Die aktuelle Leitlinie «Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa» wurde im September 2011 unter Federfuhrung der Deutschen Gesellschaft fur Verdauungsund Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und Mitarbeit der Deutschen Gesellschaft fur Pathologie (DGP), der Deutschen Gesellschaft fur Allgemeinund Viszeralchirurgie (DGVC), der Gesellschaft fur padiatrische Gastroenterologie und Ernahrung (GPGE) sowie der Deutschen Gesellschaft fur Ernahrungsmedizin (DGEM) vorgelegt. Die nachste Aktualisierung ist fur September 2016 avisiert; die gegebenen Empfehlungen werden also noch eine geraume Weile den Goldstandard in der Therapie der Colitis ulcerosa darstellen [1]. Fur eine Reihe komplementarmedizinischer Verfahren enthielt die Leitlinie evidenzbasierte positive Empfehlungen, die einen hinreichenden Konsens in der Leitlinienkonferenz fanden (Tab. 1). So wurden abgeschwacht positive Empfehlungen fur das Phytotherapeutikum Plantago ovata gegeben, das sich in einer klinischen Studie Mesalazin in der remissionserhaltenden Behandlung als ebenburtig erwies (Empfehlung 10.16); ebenso fur Curcumin, das in der remissionserhaltenden Behandlung komplementar zu 5-ASA empfohlen wird (Empfehlung 10.15). Ein Problem in der Anwendung von Curcumin in Deutschland ergibt sich allerdings daraus, dass in der japanischen Studie [2], auf der die Empfehlung beruht, Curcumin in einer Dosis von 2 × 1 g/Tag eingesetzt wurde, wahrend die in Deutschland verfugbaren Praparate deutlich geringere Dosierungen enthalten. Daneben gibt die Leitlinie eine abgeschwacht positive Empfehlung fur Akupunktur in Kombination mit Moxibustion als komplementare Therapie im leichten bis moderaten Schub (Empfehlung 10.18) sowie fur eine multimodale komplementare Mind-Body-Therapie zur Verbesserung der Lebensqualitat (Empfehlung 10.17). Letztere Empfehlung ist bisher nahezu einzigartig in Deutschland; erstmals wird hier eine multimodale MindBody-Therapie empfohlen, wie sie in Deutschland in integrativmedizinischen Kliniken angeboten wird [3]. Die Empfehlung basiert unter anderem auf einer deutschen randomisierten Studie [4, 5], die zeigen konnte, dass ein multimodales Lebensstilmodifikationsprogramm mit Elementen der Mind-Body-Medizin die Lebensqualitat von Patienten in Remission oder mit geringer Krankheitsaktivitat in klinisch relevantem Umfang steigern kann. Weitere komplementarmedizinische Verfahren, inklusive weiterer Phytotherapeutika und einzelner Verfahren der Mind-Body-Medizin wie Yoga oder Qigong, konnten aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht empfohlen werden (Empfehlung 10.20). Ein potenzieller Kandidat fur zukunftige Aktualisierungen der Leitlinie scheint die Behandlung mit Eiern des Schweinepeitschenbandwurms (Trichuris suis ovata) zu sein, die in einer randomisierten Studie im leichten bis moderaten Schub die Krankheitsaktivitat signifikant starker senken konnte als Placebo, derzeit aber – vor dem Hintergrund der fehlenden Zulassung in Deutschland – nicht generell empfohlen wird (Empfehlung 10.19). Aktuell wird je eine europaische und eine nordamerikanische Multicenterstudie zur Effektivitat von Trichuris suis ovata bei chronisch entzundlichen Darmerkrankungen durchgefuhrt – allerdings nur bei Patienten mit Morbus Crohn. Die Empfehlung einer Anzahl komplementarmedizinischer Verfahren in der Therapie der Colitis ulcerosa bietet denjenigen Behandlern Sicherheit, die diese Verfahren aufgrund klinischer Erfahrungen und positiver Studienergebnisse bereits anwenden oder eine Anwendung erwagen, und kann auch konventionell arbeitende Kollegen ermutigen, sich intensiver mit diesen Verfahren zu beschaftigen. Die Leitlinie geht jedoch noch einen deutlichen Schritt weiter und kann hier als