{"title":"Gespenster in der Friedrichstadt. : Schauerphantastische Wanderungen auf märkischem Boden von E.T.A. Hoffmann bis Günter de Bruyn","authors":"Barry Murnane","doi":"10.3726/92173_596","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Abstract Der vorliegende Aufsatz untersucht den Beitrag Günter de Bruyns zu einer differenzierteren Romantik-Rezeption in der späten DDR anhand seiner Editionen von Tieck, Fouqué und Hoffmann im Märkischen Dichtergarten. Vor allem die Hoffmann-Sammlung\n Gespenster in der Friedrichstadt ist ein bemerkenswertes Dokument der produktiven Auseinandersetzung mit und Tradierung von schauerphantastischen Erzählformen in der DDR, an der sich neben de Bruyn auch Autoren wie Franz Fühmann, Christa Wolf und vor allem Heiner Müller\n beteiligten. Im Gegensatz zu Müller war de Bruyn zwar kein Schauerromancier, aber sein Märkischer Dichtergarten schärft den Blick für eine vom Unheimlichen markierte Geschichte Berlins und der Mark Brandenburg, die durchaus Ähnlichkeiten mit Fontanes ,ethnologischem‘\n Interesse für Spuk- und Schauermärchen in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg aufweist. Diese schauerphantastischen Wanderungen auf märkischem Boden lassen eine Geographie sichtbar werden, in der es immer wieder spukt. Auch im übertragenen Sinne: Denn Gespenster\n in der Friedrichstadt entwirft ein Bild prekären Künstlertums, das offenbar als Identifikationsfigur für das marginalisierte Schriftstellerdasein in der DDR einsteht, so dass de Bruyn und seine Zeitgenossen als gespenstische Wiedergänger*innen ihrer preußisch-märkischen\n Vorfahren Tieck und Hoffmann sichtbar werden.","PeriodicalId":41889,"journal":{"name":"ZEITSCHRIFT FUR GERMANISTIK","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2022-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"ZEITSCHRIFT FUR GERMANISTIK","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.3726/92173_596","RegionNum":4,"RegionCategory":"文学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"LITERATURE, GERMAN, DUTCH, SCANDINAVIAN","Score":null,"Total":0}
引用次数: 0
Abstract
Abstract Der vorliegende Aufsatz untersucht den Beitrag Günter de Bruyns zu einer differenzierteren Romantik-Rezeption in der späten DDR anhand seiner Editionen von Tieck, Fouqué und Hoffmann im Märkischen Dichtergarten. Vor allem die Hoffmann-Sammlung
Gespenster in der Friedrichstadt ist ein bemerkenswertes Dokument der produktiven Auseinandersetzung mit und Tradierung von schauerphantastischen Erzählformen in der DDR, an der sich neben de Bruyn auch Autoren wie Franz Fühmann, Christa Wolf und vor allem Heiner Müller
beteiligten. Im Gegensatz zu Müller war de Bruyn zwar kein Schauerromancier, aber sein Märkischer Dichtergarten schärft den Blick für eine vom Unheimlichen markierte Geschichte Berlins und der Mark Brandenburg, die durchaus Ähnlichkeiten mit Fontanes ,ethnologischem‘
Interesse für Spuk- und Schauermärchen in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg aufweist. Diese schauerphantastischen Wanderungen auf märkischem Boden lassen eine Geographie sichtbar werden, in der es immer wieder spukt. Auch im übertragenen Sinne: Denn Gespenster
in der Friedrichstadt entwirft ein Bild prekären Künstlertums, das offenbar als Identifikationsfigur für das marginalisierte Schriftstellerdasein in der DDR einsteht, so dass de Bruyn und seine Zeitgenossen als gespenstische Wiedergänger*innen ihrer preußisch-märkischen
Vorfahren Tieck und Hoffmann sichtbar werden.