{"title":"Kritische Ethnomethodologie","authors":"T. Scheffer","doi":"10.1515/zfsoz-2020-0020","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Zusammenfassung Der Aufsatz bietet eine Revision der Ethnomethodologie, um ihren kritischen Gehalten einen positiven Status einzuräumen. Für diese Revision werden die basalen Maximen des „Doing Ethnomethodology” ausbuchstabiert. Die Maximen verrichten eine Analyse, die die unmittelbaren praktischen (Vollzugs- und Bezugs-) Probleme auf das Tun der Mitglieder als deren methodische Bearbeitung beziehen. Auf dieser Basis, eröffnet der Aufsatz ausgreifende, gleichsam praktisch orientierte Problem-Dimensionen: Durchsetzungsprobleme und existentielle Probleme. Dieser erweiterte Problemhaushalt leitet die Diskussion von fünf EM-Fallstudien hinsichtlich ihrer kritischen Potentiale an: zum soziologischen Erkenntnisapparat, Degradierungszeremonien, dem „doing gender“, Militäroperationen and politischer Diskursarbeit. Jede Behandlung gipfelt dabei in einer modifizierten Maxime, die es erlaubt, kritische Potentiale freizusetzen. Die kritische Ethnomethodologie (kEM), die auf diese Weise entwickelt wird, forciert eine differenzierte (nicht generelle), fundamentale (nicht oberflächliche) und zeitgenössische (nicht ritualisierte) Kritik. Sie fokussiert die bedingten Problembearbeitungskapazitäten von soziomateriellen Apparaten-im-Betrieb. Die Kapazitäten richten sich auf einen situierten Problemhaushalt, inklusive der drängenden existentiellen Probleme. Die vorgeschlagene kritische Analyse unterstellt nicht mehr Erfolgsbias, noch die funktionale Passung von praktischen Fragen und deren methodischer Beantwortung, von Problemen und Lösungen. KEM bezieht sich stattdessen auf die Notwendigkeiten, (Über-) Forderungen und greifbaren Möglichkeiten angesichts der zeitgenössischen Vielfachkrisen.","PeriodicalId":47292,"journal":{"name":"Zeitschrift Fur Soziologie","volume":"49 1","pages":"218 - 235"},"PeriodicalIF":0.8000,"publicationDate":"2020-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/zfsoz-2020-0020","citationCount":"3","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Zeitschrift Fur Soziologie","FirstCategoryId":"90","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/zfsoz-2020-0020","RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q3","JCRName":"SOCIOLOGY","Score":null,"Total":0}
引用次数: 3
Abstract
Zusammenfassung Der Aufsatz bietet eine Revision der Ethnomethodologie, um ihren kritischen Gehalten einen positiven Status einzuräumen. Für diese Revision werden die basalen Maximen des „Doing Ethnomethodology” ausbuchstabiert. Die Maximen verrichten eine Analyse, die die unmittelbaren praktischen (Vollzugs- und Bezugs-) Probleme auf das Tun der Mitglieder als deren methodische Bearbeitung beziehen. Auf dieser Basis, eröffnet der Aufsatz ausgreifende, gleichsam praktisch orientierte Problem-Dimensionen: Durchsetzungsprobleme und existentielle Probleme. Dieser erweiterte Problemhaushalt leitet die Diskussion von fünf EM-Fallstudien hinsichtlich ihrer kritischen Potentiale an: zum soziologischen Erkenntnisapparat, Degradierungszeremonien, dem „doing gender“, Militäroperationen and politischer Diskursarbeit. Jede Behandlung gipfelt dabei in einer modifizierten Maxime, die es erlaubt, kritische Potentiale freizusetzen. Die kritische Ethnomethodologie (kEM), die auf diese Weise entwickelt wird, forciert eine differenzierte (nicht generelle), fundamentale (nicht oberflächliche) und zeitgenössische (nicht ritualisierte) Kritik. Sie fokussiert die bedingten Problembearbeitungskapazitäten von soziomateriellen Apparaten-im-Betrieb. Die Kapazitäten richten sich auf einen situierten Problemhaushalt, inklusive der drängenden existentiellen Probleme. Die vorgeschlagene kritische Analyse unterstellt nicht mehr Erfolgsbias, noch die funktionale Passung von praktischen Fragen und deren methodischer Beantwortung, von Problemen und Lösungen. KEM bezieht sich stattdessen auf die Notwendigkeiten, (Über-) Forderungen und greifbaren Möglichkeiten angesichts der zeitgenössischen Vielfachkrisen.
期刊介绍:
Die Zeitschrift für Soziologie veröffentlicht Beiträge aus allen Bereichen der Soziologie. Sie erscheint sechs Mal im Jahr und veröffentlicht pro Heft in der Regel vier Forschungsartikel, bisweilen aber auch kürzere Forschungsnotizen und soziologische Essays. In unserem Online-Heftarchiv, das sich zur Zeit im Aufbau befindet, erhalten unsere Online-Abonnenten Zugriff auf alle Inhalte der Zeitschrift für Soziologie. Der Zugriff auf Artikel, deren Veröffentlichungsdatum mindestens zwei Jahre zurückliegt, ist allen Nutzern gestattet. Von unseren aktuellen Heften ist jeweils ein Artikel pro Heft vom Tage des Erscheinens an frei zugänglich.