{"title":"Pflege durch (nicht-verwandte) Freunde?","authors":"Janosch Schobin","doi":"10.1515/zsr-2020-0003","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Abstract Unter den Bedingungen demographischer Schrumpfung, pluralisierter Lebensformen und zunehmender Erwerbsbeteiligung der Frauen spricht alles dafür, den „Pflegemix“ verstärkt durch Pflegeleistungen zu ergänzen, die Freunde erbringen. Studien zur Pflege durch Freunde gibt es jedoch kaum. Der vorliegende Artikel analysiert das Kohortenprofil häuslicher Pflegearrangements durch eine lineare Mehrebenenanalyse der Pflegedaten des Soziooekonomischen Panels (SOEP) der Jahre 2000–2013. Die Analyse zeigt, dass freundschaftsgestützte Pflegearrangements bei Gepflegten zunehmen, die 1938 oder später geboren wurden. Im Gegensatz hierzu nehmen häusliche Pflegearrangements, in denen ausschließlich Freunde pflegen, nicht in jüngeren Kohorten zu. Des Weiteren analysiert der Beitrag die Pflegeerwartungen an Freunde anhand der Daten des SOEP aus dem Jahr 2011. Hier zeigt sich, dass 1) Pflegeerwartungen primär an kommunikativ intime Freunde adressiert sind, dass 2) Personen ohne Nach- und Vorfahren mit einer besonders hohen Wahrscheinlichkeit Pflege von Freunden erwarten und dass 3) es einen geschlechtsspezifischen Geschlechtshomogenitätseffekt für die Nominierung von Freunden als potenzielle Pfleger gibt. Der Artikel schließt mit einer Diskussion der Forschungslücken in der aktuellen Literatur zur Pflege durch Freunde und plädiert für eine stärker freundschaftssoziologisch informierte Forschung informeller Pflegearrangements.","PeriodicalId":83585,"journal":{"name":"Zeitschrift fur Sozialreform","volume":"66 1","pages":"35 - 68"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Zeitschrift fur Sozialreform","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/zsr-2020-0003","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Abstract Unter den Bedingungen demographischer Schrumpfung, pluralisierter Lebensformen und zunehmender Erwerbsbeteiligung der Frauen spricht alles dafür, den „Pflegemix“ verstärkt durch Pflegeleistungen zu ergänzen, die Freunde erbringen. Studien zur Pflege durch Freunde gibt es jedoch kaum. Der vorliegende Artikel analysiert das Kohortenprofil häuslicher Pflegearrangements durch eine lineare Mehrebenenanalyse der Pflegedaten des Soziooekonomischen Panels (SOEP) der Jahre 2000–2013. Die Analyse zeigt, dass freundschaftsgestützte Pflegearrangements bei Gepflegten zunehmen, die 1938 oder später geboren wurden. Im Gegensatz hierzu nehmen häusliche Pflegearrangements, in denen ausschließlich Freunde pflegen, nicht in jüngeren Kohorten zu. Des Weiteren analysiert der Beitrag die Pflegeerwartungen an Freunde anhand der Daten des SOEP aus dem Jahr 2011. Hier zeigt sich, dass 1) Pflegeerwartungen primär an kommunikativ intime Freunde adressiert sind, dass 2) Personen ohne Nach- und Vorfahren mit einer besonders hohen Wahrscheinlichkeit Pflege von Freunden erwarten und dass 3) es einen geschlechtsspezifischen Geschlechtshomogenitätseffekt für die Nominierung von Freunden als potenzielle Pfleger gibt. Der Artikel schließt mit einer Diskussion der Forschungslücken in der aktuellen Literatur zur Pflege durch Freunde und plädiert für eine stärker freundschaftssoziologisch informierte Forschung informeller Pflegearrangements.