{"title":"Alte Drogen – neue Erkenntnisse? Neue Strategien zur adjuvanten Behandlung von Harnwegsinfekten mit Schachtelhalmkraut","authors":"Boris Mo, A. Hensel","doi":"10.1055/a-1994-8808","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"ZUSAMMENFASSUNG Tamm-Horsfall-Protein (syn. THP, Uromodulin) ist ein im distalen Tubulus der Niere sekretiertes Protein, welches in der Lage ist, uropathogene E. coli zu binden und somit deren Ausscheidung zu verbessern und die Pathogen-Wirt-Interaktion zu reduzieren. Die Erhöhung der Sekretion von THP durch spezielle Induktoren stellt eine neue und innovative Therapiestrategie zur Prophylaxe und/oder Behandlung von Harnwegsinfekten dar. In einer biomedizinischen Studie mit n=10 Probanden wurde der Einfluss eines Schachtelhalmkraut-Trockenextraktes (DEV 4–7:1, Auszugsmittel Wasser) aus Equisetum arvense L. nach siebentägiger Einnahme auf die THP-Sekretion untersucht. Die jeweilige Tagesdosis des Extraktes (1,30 g) entspricht 7,2 g Droge und somit der Dosierungsempfehlung des HMPC. Die Quantifizierung der THP-Konzentrationen in den Einzelproben und in gepooltem Urin erfolgte aus den an den Studientagen 0, 3, 6 und 8 gesammelten morgendlichen Mittelstrahlurinen mittels validiertem ELISA. Zusätzlich wurden die Elektrolyte in allen Urinproben sowie der Kreatinin-Gehalt quantifiziert. Routineparameter wurden mittels Urinteststreifen bestimmt. Das THP/Kreatinin [µg/mg]-Verhältnis (= THP-Ausscheidungsrate) unter der Anwendung von Schachtelhalmextrakt zeigte signifikante Steigerungen über die jeweilige Anwendungsdauer (bis zu 400%, bezogen auf den Ausgangswert des Tag-0-Urins). Ebenfalls zeigte sich eine diuretische Wirkung, die über die erniedrigte Osmolarität und die erhöhte Elektrolytausscheidung (Na + , Cl – , Ca 2+ sowie Silicium-Derivate) erkennbar war. Weiterhin wurde der Einfluss der Urinproben im ex-vivo -Assay auf die Adhäsion von UPEC (Stamm NU14) auf humane T24-Blasenzellen untersucht. Dabei zeigte sich, dass die relative bakterielle Adhäsion an die Wirtszellen im Laufe der Schachtelhalmbehandlung signifikant abnahm. Die Hemmung der bakteriellen Adhäsion korreliert sehr gut mit der THP-Zunahme in den jeweiligen Urinproben. Der über LC-MS vollständig charakterisierte Schachtelhalmextrakt zeigte selbst keine anti-adhäsiven Eigenschaften, sodass daraus zurückgeschlossen werden kann, dass entweder die renale Stimulation von THP oder die induzierte Diurese zu einer Verringerung der bakteriellen Adhäsion führt. Die vorliegenden Untersuchungen könnten dazu dienen, die traditionelle Verwendung von Ackerschachtelhalm bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen zu rationalisieren.","PeriodicalId":36002,"journal":{"name":"Zeitschrift fur Phytotherapie : offizielles Organ der Ges. f. Phytotherapie e.V","volume":"44 1","pages":"113 - 120"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2023-05-15","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Zeitschrift fur Phytotherapie : offizielles Organ der Ges. f. Phytotherapie e.V","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1055/a-1994-8808","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q4","JCRName":"Pharmacology, Toxicology and Pharmaceutics","Score":null,"Total":0}
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Abstract
ZUSAMMENFASSUNG Tamm-Horsfall-Protein (syn. THP, Uromodulin) ist ein im distalen Tubulus der Niere sekretiertes Protein, welches in der Lage ist, uropathogene E. coli zu binden und somit deren Ausscheidung zu verbessern und die Pathogen-Wirt-Interaktion zu reduzieren. Die Erhöhung der Sekretion von THP durch spezielle Induktoren stellt eine neue und innovative Therapiestrategie zur Prophylaxe und/oder Behandlung von Harnwegsinfekten dar. In einer biomedizinischen Studie mit n=10 Probanden wurde der Einfluss eines Schachtelhalmkraut-Trockenextraktes (DEV 4–7:1, Auszugsmittel Wasser) aus Equisetum arvense L. nach siebentägiger Einnahme auf die THP-Sekretion untersucht. Die jeweilige Tagesdosis des Extraktes (1,30 g) entspricht 7,2 g Droge und somit der Dosierungsempfehlung des HMPC. Die Quantifizierung der THP-Konzentrationen in den Einzelproben und in gepooltem Urin erfolgte aus den an den Studientagen 0, 3, 6 und 8 gesammelten morgendlichen Mittelstrahlurinen mittels validiertem ELISA. Zusätzlich wurden die Elektrolyte in allen Urinproben sowie der Kreatinin-Gehalt quantifiziert. Routineparameter wurden mittels Urinteststreifen bestimmt. Das THP/Kreatinin [µg/mg]-Verhältnis (= THP-Ausscheidungsrate) unter der Anwendung von Schachtelhalmextrakt zeigte signifikante Steigerungen über die jeweilige Anwendungsdauer (bis zu 400%, bezogen auf den Ausgangswert des Tag-0-Urins). Ebenfalls zeigte sich eine diuretische Wirkung, die über die erniedrigte Osmolarität und die erhöhte Elektrolytausscheidung (Na + , Cl – , Ca 2+ sowie Silicium-Derivate) erkennbar war. Weiterhin wurde der Einfluss der Urinproben im ex-vivo -Assay auf die Adhäsion von UPEC (Stamm NU14) auf humane T24-Blasenzellen untersucht. Dabei zeigte sich, dass die relative bakterielle Adhäsion an die Wirtszellen im Laufe der Schachtelhalmbehandlung signifikant abnahm. Die Hemmung der bakteriellen Adhäsion korreliert sehr gut mit der THP-Zunahme in den jeweiligen Urinproben. Der über LC-MS vollständig charakterisierte Schachtelhalmextrakt zeigte selbst keine anti-adhäsiven Eigenschaften, sodass daraus zurückgeschlossen werden kann, dass entweder die renale Stimulation von THP oder die induzierte Diurese zu einer Verringerung der bakteriellen Adhäsion führt. Die vorliegenden Untersuchungen könnten dazu dienen, die traditionelle Verwendung von Ackerschachtelhalm bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen zu rationalisieren.