{"title":"Zur Wirkung des Dehnungstrainings als Verletzungsprophylaxe","authors":"Andreas Klee, G. Wydra","doi":"10.1055/a-2066-0869","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Zusammenfassung Muskelsehnenverletzungen haben vor allem bei Schnellkraftsportarten einen hohen Anteil an allen Verletzungen. Sowohl vom Dehnen beim Aufwärmen als auch vom regelmäßigen Dehnen wird eine Reduzierung der Muskelsehnenverletzungen erwartet. Die Angabe über das Ausmaß der Reduzierung erfolgt entweder in Prozent oder über die Empfehlung, wie viele Jahre man dehnen muss, um eine Muskelsehnenverletzung zu vermeiden. Die Angaben weisen eine große Streuung auf (5–54%, 5–23 Jahre). Im vorliegenden Beitrag wird erläutert, wie diese unterschiedlichen Zahlen zustande kommen und wie sie zu interpretieren sind. Dabei kommen dem unterschiedlichen Verletzungsrisiko bei verschiedenen sportlichen Aktivitäten und den Unterschieden beim Belastungsumfang (Stunden pro Jahr) eine besondere Bedeutung zu. In den entsprechenden Metaanalysen der letzten Jahre wurden vor allem zwölf Primärstudien berücksichtigt. Dabei werden von den Metaanalysen jeweils unterschiedliche und unterschiedlich viele Primärstudien einbezogen. Vor allem vier Primärstudien sind für eine Berechnung des relativen Risikos geeignet. Diese Berechnung ergibt, dass ca. ein Drittel der Muskelsehnenverletzungen vermieden werden kann. Dieses Ergebnis wird durch fünf weitere Primärstudien gestützt. Es kann nicht geklärt werden, ob diese Reduzierung durch kurzfristige Aufwärmeffekte oder langfristige Anpassungen verursacht wird. Daher sollte dem Dehnungstraining in der Sportpraxis beim Aufwärmen (dynamisches Dehnen) und beim regelmäßigen Dehnen (alle Methoden) große Bedeutung beigemessen werden. Neben dem Dehnen gibt es weitere Maßnahmen, die das Verletzungsrisiko verringern können, so das exzentrische Krafttraining. In zukünftigen Studien sollten der Belastungsumfang und die Verletzungsinzidenz in Verletzungen pro 1000 Stunden angegeben werden. Da diese Angaben in vielen Primärstudien fehlen, können die Ergebnisse kaum verglichen und übertragen werden. Darüber hinaus sollten zusätzliche Variablen wie z. B. Vorverletzungen erhoben werden und in eine multivariate Auswertung einfließen.","PeriodicalId":42423,"journal":{"name":"Bewegungstherapie und Gesundheitssport","volume":"39 1","pages":"98 - 106"},"PeriodicalIF":0.5000,"publicationDate":"2023-03-20","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Bewegungstherapie und Gesundheitssport","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1055/a-2066-0869","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q4","JCRName":"SPORT SCIENCES","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Zusammenfassung Muskelsehnenverletzungen haben vor allem bei Schnellkraftsportarten einen hohen Anteil an allen Verletzungen. Sowohl vom Dehnen beim Aufwärmen als auch vom regelmäßigen Dehnen wird eine Reduzierung der Muskelsehnenverletzungen erwartet. Die Angabe über das Ausmaß der Reduzierung erfolgt entweder in Prozent oder über die Empfehlung, wie viele Jahre man dehnen muss, um eine Muskelsehnenverletzung zu vermeiden. Die Angaben weisen eine große Streuung auf (5–54%, 5–23 Jahre). Im vorliegenden Beitrag wird erläutert, wie diese unterschiedlichen Zahlen zustande kommen und wie sie zu interpretieren sind. Dabei kommen dem unterschiedlichen Verletzungsrisiko bei verschiedenen sportlichen Aktivitäten und den Unterschieden beim Belastungsumfang (Stunden pro Jahr) eine besondere Bedeutung zu. In den entsprechenden Metaanalysen der letzten Jahre wurden vor allem zwölf Primärstudien berücksichtigt. Dabei werden von den Metaanalysen jeweils unterschiedliche und unterschiedlich viele Primärstudien einbezogen. Vor allem vier Primärstudien sind für eine Berechnung des relativen Risikos geeignet. Diese Berechnung ergibt, dass ca. ein Drittel der Muskelsehnenverletzungen vermieden werden kann. Dieses Ergebnis wird durch fünf weitere Primärstudien gestützt. Es kann nicht geklärt werden, ob diese Reduzierung durch kurzfristige Aufwärmeffekte oder langfristige Anpassungen verursacht wird. Daher sollte dem Dehnungstraining in der Sportpraxis beim Aufwärmen (dynamisches Dehnen) und beim regelmäßigen Dehnen (alle Methoden) große Bedeutung beigemessen werden. Neben dem Dehnen gibt es weitere Maßnahmen, die das Verletzungsrisiko verringern können, so das exzentrische Krafttraining. In zukünftigen Studien sollten der Belastungsumfang und die Verletzungsinzidenz in Verletzungen pro 1000 Stunden angegeben werden. Da diese Angaben in vielen Primärstudien fehlen, können die Ergebnisse kaum verglichen und übertragen werden. Darüber hinaus sollten zusätzliche Variablen wie z. B. Vorverletzungen erhoben werden und in eine multivariate Auswertung einfließen.