{"title":"Prometheus’ Fluch – der früheisenzeitliche Töpferofen von Groß Kienitz (Brandenburg) in der paneuropäischen Perspektive","authors":"Ann-Kathrin Dittrich, K. Gessner","doi":"10.1515/pz-2022-2021","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Zusammenfassung Der 2017 ausgegrabene früheisenzeitliche Keramikbrennofen von Groß Kienitz (Brandenburg) wies in situ erhaltene Reste von Brenngut auf. Die Funde liegen zum einen als kollabierte, jedoch nahezu vollständige Fehlbrände, zum anderen als zahlreiche als Brennhilfen und Füllmaterial verwendete Gefäßscherben vor. Da sich das Formengut des geschlossenen Fundes sowohl der ausgehenden Bronzezeit als auch der frühen Eisenzeit mit ausgeprägten Elementen der lokalen Göritzer Gruppe zuordnen lässt, ist die strikte Epochentrennung hier einmal mehr infrage gestellt. Bisher ohne Parallelen bleiben bauliche Details des Lehmkuppelofens wie der portable Schlotverschluss aus einem sekundär verwendeten Keramikgefäß. Darüber deutet sich eine experimentelle Phase an, die mit neuen Anforderungen, etwa an die Erzeugung dunkler, reduzierend gebrannter Gefäßoberflächen, einherging. Zugleich sind der Ofenbau im Licht eines neuen handwerklichen Selbstverständnisses und die antike Feuerverwendung vor einem mytho-praktischen Hintergrund zu sehen. Quellen wie etwa der Homer zugeschriebene „Ofensegen“ betonen, dass der Brandvorgang nach dem Verschluss des Ofens (Reduktionsphase) ohne die Möglichkeit einer weiteren Beeinflussung stattfindet. In der antiken Vorstellung konnte diese kritische Phase ohne den erforderlichen übernatürlichen Beistand in Fehlbränden und in der Zerstörung des Ofens münden.","PeriodicalId":44421,"journal":{"name":"Praehistorische Zeitschrift","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.6000,"publicationDate":"2023-03-18","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Praehistorische Zeitschrift","FirstCategoryId":"98","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/pz-2022-2021","RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q3","JCRName":"ANTHROPOLOGY","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Zusammenfassung Der 2017 ausgegrabene früheisenzeitliche Keramikbrennofen von Groß Kienitz (Brandenburg) wies in situ erhaltene Reste von Brenngut auf. Die Funde liegen zum einen als kollabierte, jedoch nahezu vollständige Fehlbrände, zum anderen als zahlreiche als Brennhilfen und Füllmaterial verwendete Gefäßscherben vor. Da sich das Formengut des geschlossenen Fundes sowohl der ausgehenden Bronzezeit als auch der frühen Eisenzeit mit ausgeprägten Elementen der lokalen Göritzer Gruppe zuordnen lässt, ist die strikte Epochentrennung hier einmal mehr infrage gestellt. Bisher ohne Parallelen bleiben bauliche Details des Lehmkuppelofens wie der portable Schlotverschluss aus einem sekundär verwendeten Keramikgefäß. Darüber deutet sich eine experimentelle Phase an, die mit neuen Anforderungen, etwa an die Erzeugung dunkler, reduzierend gebrannter Gefäßoberflächen, einherging. Zugleich sind der Ofenbau im Licht eines neuen handwerklichen Selbstverständnisses und die antike Feuerverwendung vor einem mytho-praktischen Hintergrund zu sehen. Quellen wie etwa der Homer zugeschriebene „Ofensegen“ betonen, dass der Brandvorgang nach dem Verschluss des Ofens (Reduktionsphase) ohne die Möglichkeit einer weiteren Beeinflussung stattfindet. In der antiken Vorstellung konnte diese kritische Phase ohne den erforderlichen übernatürlichen Beistand in Fehlbränden und in der Zerstörung des Ofens münden.
期刊介绍:
The Praehistorische Zeitschrift is regarded as one of the most renowned German publications in the area of Prehistory and Ancient History. In keeping with its traditional mission, it presents detailed accounts of the most recent research conducted in Europe. The geographical emphasis is placed on Eastern, South-Eastern and Northern Central Europe. A comprehensive review section deals with recent German and international monographs from the field of prehistoric archaeology. Contributions are published in German, English or French, with a brief abstract in the other two languages; if necessary, a summary is provided in the author"s native language.