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Abstract
1. Mit Die Natur des Menschen will Daniel Martin Feige die Umrisse einer dialektischen Anthropologie hervortreten lassen. Das tut das Buch in vier Schritten. In einem ersten Schritt kritisiert Feige reduktiv-naturalistische sowie historistische Auffassungen des Menschen. Während den naturalistischen Positionen (in Gestalt von Soziobiologie und evolutionärer Psychologie) vorgeworfen wird, die Vernunft des Menschen „wegzuerklären“ (19) und so zugleich den eigenen Wahrheitsanspruch als wissenschaftlicher Theorie nicht mehr verständlich machen zu können, hat die historistische Auffassung nach Feige einen Relativismus zur Folge, der auch die Geltung der eigenen Theorie untergräbt. Beide Unternehmungen sollen also an einem performativen Selbstwiderspruch kranken. Der zweite Teil geht auf dieser Grundlage davon aus, dass wir den Menschen im Gegenteil als wesentlich vernünftiges Wesen verstehen müssen, statt zu versuchen diese Vernunft naturalistisch oder historistisch zu reduzieren. Er diskutiert zwei Weisen, diese Vernunft als unsere Natur zu verstehen, die die Grundintuitionen des Naturalismus und des Historismus unter veränderten Vorzeichen wieder aufnehmen: Auf der einen Seite wird Michael Thompsons neoaristotelische Auffassung diskutiert, dass die Vernunft die Form der ersten Natur des Menschen sei; auf der anderen Seite wird McDowells kantianisch genannte Auffassung untersucht, dass die Vernunft die zweite Natur des Menschen ausmache. Beide Positionen werden so verstanden, dass sie den Anspruch haben, eine transformative Theorie der Vernunft zu formulieren, dergestalt die Vernunft nicht einfach zu unserer tierischen Natur additiv hinzutritt, sondern diese Natur vielmehr insgesamt transformiert und die allgemeine Form und Weise angibt, in der wir lebendig sind. Der Mensch ist also ein wesentlich vernünftiges Wesen, weshalb jeder Versuch, die Vernunft ‚wegzuerklären‘, seinen Gegenstand verfehlt. Selbst Beschreibungen unserer vermeintlich niederen Fähigkeiten, die von der übergreifenden vernünftigen Form
1.丹尼尔·马丁·费格(Daniel Martin Feige)在《人的本质》(The Nature of Man)一书中希望出现辩证人类学的轮廓。这本书分四步完成。费格首先批判了还原自然主义和历史主义的人观。而自然主义立场(以社会生物学和进化心理学的形式)被指责“解释”男人的理由(19)因此,同时,根据费格的说法,历史主义概念无法使一个人对真理作为一种科学理论的主张变得可理解,从而导致相对主义,这也破坏了一个人自己理论的有效性。因此,这两项事业都应该受到表演性自相矛盾的影响。第二部分在此基础上假设,相反,我们必须将人理解为一个实质上理性的存在,而不是试图从自然主义或历史上减少这种理性。他讨论了将这种理性理解为我们的本性的两种方式,这两种方式在变化的迹象下恢复了自然主义和历史主义的基本直觉:一方面,讨论了迈克尔·汤普森的新亚里士多德观点,即理性是人的第一本性的形式;另一方面,考察了麦克道尔的康德观点,即理性构成人的第二性。这两种立场都被理解为主张形成一种变革性的理性理论,因此理性并不是简单地增加我们的动物本性,而是将这种本性作为一个整体来改变,并表明我们生活的一般形式和方式。因此,人本质上是一个理性的存在,这就是为什么每一次试图“解释”理性的尝试都会错过它的目标。甚至对我们所谓的较低能力的描述,都源于总体理性形式
期刊介绍:
Als offenes Diskussionsforum fördert die Deutsche Zeitschrift für Philosophie den schulübergreifenden Dialog und die Kommunikation zwischen den philosophischen Kulturen. Vorrangig erscheinen Arbeiten, die aktiv in die moderne internationale philosophische Diskussion eingreifen und neue Denkansätze für sie liefern. Neben Fachaufsätzen und Essays, Interviews und Symposien publiziert die Zeitschrift Funde aus philosophischen Archiven, Diskussionen sowie Buchkritiken.