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Abstract
Die Autorin beleuchtet die psychischen Folgen und Bewältigungsprozesse politischer Verfolgung und Inhaftierung in der jüngeren deutschen Geschichte mit der Traumatheorie und -therapie. Anhand von Beispielen aus einer Beratungsstelle für politisch Traumatisierte der DDR-Diktatur werden die Vorzüge und Grenzen einer analytischen Psychotherapie diskutiert. Um die hochorganisierten Abwehrprozesse verstehen zu können, die zu Therapieabbrüchen und Stagnationen in der therapeutischen Arbeit führen, wird u.a. auf John Steiners Konzept des seelischen Rückzugs zurückgegriffen. Anders als von Steiners Patienten geschildert, wird dieser Rückzugsort von politisch Verfolgten aber gerade nicht als angenehm beschrieben, da die mit brachialer Gewalt auftretenden traumatischen Erinnerungsbilder angenehme Rückzugsphantasien verhindern. Der narzisstische und somit rettende Gewinn dieses Rückzugs wird oft nur im Erleben des Therapeuten spürbar, wenn sich dieser an der undurchdringlichen Festung stösst. Als einen möglichen Zugang zum Verständnis bietet sich hier das Konzept der traumatisierenden Übertragung von Hans Holderegger an.