{"title":"„Andere über uns“. Leserbriefe als strategische Kommunikation in der DDR-Revue der 1980er Jahre","authors":"Charlotta Seiler Brylla","doi":"10.58221/mosp.v115i2.6868","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Bis 1989, als der Zusammenbruch der DDR seinen Anfang nahm, befand sich der Staat in einer ständigen Systemkonkurrenz – sowohl im eigenen Land als auch im Ausland. In der sogenannten Auslandsinformation oder Auslandspropaganda ging es darum, die Vorteile des Sozialismus zu zeigen und die Nachteile des Kapitalismus zu enthüllen. Die Zeitschrift DDR-Revue, die 1956-1990 monatlich in acht Sprachen erschien, war für die Auslandsinformation der DDR in Westeuropa das wichtigste schriftliche Informationsmedium. \nDieser Beitrag beschäftigt sich mit den sprachlichen Strategien der Auslandsinformation der DDR. Mithilfe einer Analyse von Leserbriefen in der DDR-Revue der 1980er Jahre soll die auslandsinformatorische Methode „Andere über uns“ in den Blick genommen werden. Die Leserbriefe kamen aus verschiedenen Ländern und sollten illustrieren, dass es zahlreiche Leser/innen und DDR-Freund/innen auch im nicht-sozialistischen Ausland gab. \nDie Analyse fokussiert auf die narrativen Strukturen und Strategien in den Leserbriefen und fragt danach, was und wie über die DDR und ihren Bürger/innen erzählt wird. Durch eine Analyse der Themen und der sprachlichen Handlungsmuster der untersuchten Texte wird die Textsorte des Leserbriefs im Rahmen eines totalitären Settings untersucht. Es wird gezeigt, dass die Leserbriefe ihre prototypische Funktion zugunsten einer Propagierung sozialistischer Werte eingebüßt haben. Transportiert wurden letztlich die gleichen Themen wie in allen anderen Texten und Textsorten der Auslandspropaganda, um das „andere“ Deutschland als Vorbild zu zeigen. Durch die Methode „Andere über uns“ entstand jedoch die Möglichkeit, die zentralen Themen der Auslandsinformation mit einer anderen Stimme auszudrücken und eine bestimmte Popularität des Sozialismus im westlichen Ausland zu suggerieren.","PeriodicalId":41279,"journal":{"name":"MODERNA SPRAK","volume":"1 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2021-07-09","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"MODERNA SPRAK","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.58221/mosp.v115i2.6868","RegionNum":4,"RegionCategory":"文学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"LANGUAGE & LINGUISTICS","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Bis 1989, als der Zusammenbruch der DDR seinen Anfang nahm, befand sich der Staat in einer ständigen Systemkonkurrenz – sowohl im eigenen Land als auch im Ausland. In der sogenannten Auslandsinformation oder Auslandspropaganda ging es darum, die Vorteile des Sozialismus zu zeigen und die Nachteile des Kapitalismus zu enthüllen. Die Zeitschrift DDR-Revue, die 1956-1990 monatlich in acht Sprachen erschien, war für die Auslandsinformation der DDR in Westeuropa das wichtigste schriftliche Informationsmedium.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den sprachlichen Strategien der Auslandsinformation der DDR. Mithilfe einer Analyse von Leserbriefen in der DDR-Revue der 1980er Jahre soll die auslandsinformatorische Methode „Andere über uns“ in den Blick genommen werden. Die Leserbriefe kamen aus verschiedenen Ländern und sollten illustrieren, dass es zahlreiche Leser/innen und DDR-Freund/innen auch im nicht-sozialistischen Ausland gab.
Die Analyse fokussiert auf die narrativen Strukturen und Strategien in den Leserbriefen und fragt danach, was und wie über die DDR und ihren Bürger/innen erzählt wird. Durch eine Analyse der Themen und der sprachlichen Handlungsmuster der untersuchten Texte wird die Textsorte des Leserbriefs im Rahmen eines totalitären Settings untersucht. Es wird gezeigt, dass die Leserbriefe ihre prototypische Funktion zugunsten einer Propagierung sozialistischer Werte eingebüßt haben. Transportiert wurden letztlich die gleichen Themen wie in allen anderen Texten und Textsorten der Auslandspropaganda, um das „andere“ Deutschland als Vorbild zu zeigen. Durch die Methode „Andere über uns“ entstand jedoch die Möglichkeit, die zentralen Themen der Auslandsinformation mit einer anderen Stimme auszudrücken und eine bestimmte Popularität des Sozialismus im westlichen Ausland zu suggerieren.
期刊介绍:
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