{"title":"Geeignete Messzeitpunkte in der Psychotherapieevaluation: Ein Vorschlag","authors":"E. Geissner, Petra Maria Ivert, M. Schmitt","doi":"10.1159/000513949","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Untersucht man Therapieverläufe nicht nur zwischen unmittelbarem Beginn und Beendigung, können Fortschritte bereits zwischen Anmeldung und Beginn, noch ohne Intervention, aufgezeigt werden. Diese t<sub>0</sub>-t<sub>1</sub>-Veränderungen werden anhand eigener Befunde diskutiert: Ist der Vergleich Beginn (t<sub>1</sub>) – Ende der Therapie (t<sub>2</sub>) bzw. Katamnese (t<sub>3</sub>) sinnvoll, oder erfordert die angemessene Erfolgsbeurteilung nicht gerade Anmeldezeitpunkt t<sub>0</sub>? Wir plädieren für t<sub>0</sub>. (1) Anmeldung (t<sub>0</sub>) impliziert eine ausgeprägte, realistische Symptomschilderung, (2) positive Erwartungen zur erfolgreichen Behandlung verbessern Messwerte zu t<sub>1</sub> (Aufnahme), (3) Aufnahmezeitpunkt t<sub>1</sub> ist durch Sicherheitssignale der Klinik/der Behandler beeinflusst, Patientenratings – z.B. bei Angst – sind geringer (Kontextfaktoren), (4) Regression zur Mitte relativiert die Aussagekraft eines Einzelmesszeitpunkts: Hohe Messwerte dort fallen zu einem zweiten Zeitpunkt geringer aus. Um dies zu kontrollieren, müssen zu t<sub>0</sub> (in geringem Abstand) 2 Messungen durchgeführt werden, nämlich t<sub>01</sub> und t<sub>02</sub>. In der Praxis dient das Intervall t<sub>02</sub>–t<sub>2</sub> zur geeigneten Erfolgsbeurteilung, aber auch t<sub>02</sub>–t<sub>3</sub> sollte, wenn möglich, Auswertungsroutine sein. Einzelfallbeurteilungen erfordern die Berücksichtigung kritischer Differenzen, um messfehlerbereinigte Unterschiede zu sichern (Beispielerläuterung). Die Möglichkeit erweiterter Auswertung mittels Ausschluß nichtpathologischer Werte, der vereinfachten Auswertung mittels Cutoff-Bestimmung und einige Praxishinweise komplettieren die Arbeit. Unspezifische t<sub>0</sub>–t<sub>1</sub>-Veränderungen bedeuten keine Relativierung der Ergebnisse aktiver Intervention (t<sub>1</sub>–t<sub>2</sub>), sind vielmehr Bestandteil der Gesamttherapie.","PeriodicalId":49386,"journal":{"name":"Verhaltenstherapie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.7000,"publicationDate":"2021-01-21","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Verhaltenstherapie","FirstCategoryId":"3","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1159/000513949","RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q4","JCRName":"PSYCHIATRY","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Untersucht man Therapieverläufe nicht nur zwischen unmittelbarem Beginn und Beendigung, können Fortschritte bereits zwischen Anmeldung und Beginn, noch ohne Intervention, aufgezeigt werden. Diese t0-t1-Veränderungen werden anhand eigener Befunde diskutiert: Ist der Vergleich Beginn (t1) – Ende der Therapie (t2) bzw. Katamnese (t3) sinnvoll, oder erfordert die angemessene Erfolgsbeurteilung nicht gerade Anmeldezeitpunkt t0? Wir plädieren für t0. (1) Anmeldung (t0) impliziert eine ausgeprägte, realistische Symptomschilderung, (2) positive Erwartungen zur erfolgreichen Behandlung verbessern Messwerte zu t1 (Aufnahme), (3) Aufnahmezeitpunkt t1 ist durch Sicherheitssignale der Klinik/der Behandler beeinflusst, Patientenratings – z.B. bei Angst – sind geringer (Kontextfaktoren), (4) Regression zur Mitte relativiert die Aussagekraft eines Einzelmesszeitpunkts: Hohe Messwerte dort fallen zu einem zweiten Zeitpunkt geringer aus. Um dies zu kontrollieren, müssen zu t0 (in geringem Abstand) 2 Messungen durchgeführt werden, nämlich t01 und t02. In der Praxis dient das Intervall t02–t2 zur geeigneten Erfolgsbeurteilung, aber auch t02–t3 sollte, wenn möglich, Auswertungsroutine sein. Einzelfallbeurteilungen erfordern die Berücksichtigung kritischer Differenzen, um messfehlerbereinigte Unterschiede zu sichern (Beispielerläuterung). Die Möglichkeit erweiterter Auswertung mittels Ausschluß nichtpathologischer Werte, der vereinfachten Auswertung mittels Cutoff-Bestimmung und einige Praxishinweise komplettieren die Arbeit. Unspezifische t0–t1-Veränderungen bedeuten keine Relativierung der Ergebnisse aktiver Intervention (t1–t2), sind vielmehr Bestandteil der Gesamttherapie.
期刊介绍:
Die Zeitschrift «Verhaltenstherapie» bildet das breite Spektrum verhaltenstherapeutischer Verfahren ab und ist im deutschen Sprachraum das führende Publikationsorgan ihres Fachgebiets.