Achtsamkeitsbasierte Interventionen für Menschen mit psychotischen Störungen: Ein Überblick über den Forschungsstand zur Wirksamkeit und Implikationen für die klinische Praxis
{"title":"Achtsamkeitsbasierte Interventionen für Menschen mit psychotischen Störungen: Ein Überblick über den Forschungsstand zur Wirksamkeit und Implikationen für die klinische Praxis","authors":"Kerem Böge, Daniel Catena, E. Hahn","doi":"10.1159/000523900","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Achtsamkeitsbasierte Interventionen (AI) stellen mittlerweile eine zentrale Säule der dritten Welle der Kognitiven Verhaltenstherapie dar. In den letzten Jahren wurden AI bei Patient*innen mit psychotischen Störungen implementiert und deren Wirksamkeit im Rahmen von einer kleineren Anzahl von randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) gezeigt. Der vorliegende narrative Übersichtsartikel stellt den aktuellen Stand der Forschung zur Effektivität, sowie zentrale Aspekte der klinischen Anwendungen von AI bei der Behandlung von Patient*innen mit Schizophrenien und primären psychotischen Störungen dar. Aus aktuellen Metaanalysen lässt sich trotz der Heterogenität der Studienergebnisse schlussfolgern, dass AI im Rahmen von RCTs des Vergleichs einer Kontrollgruppe mit einer gewöhnlichen zumeist psychopharmakologischen Behandlung (treatment-as-usual, TAU) und in Prä-Post-Intervention Analysen zu einer Verbesserung der oft schwer zu behandelnden Negativsymptomatik (g = 0,56 und g = 0,75) oder Positivsymptomatik (g = 0,19 und g = 0,32) mit leichten bis großen Effektstärken führen können. Weiterhin wurden auch positive Effekte auf depressive und ängstliche Symptome (g = 0,20 und g = 0,43), sowie eine Reduktion der Rehospitalisierungsraten 12 Monate nach Entlassung und eine Verkürzung der stationären Behandlungsdauer beobachtet. Im Gegensatz zur Therapieforschung aus dem Vereinigten Königreich, Australien oder Hong Kong befinden sich die wissenschaftliche Evaluation und Implementierung von achtsamkeitsbasierten Behandlungsmöglichkeiten im gesamten deutschsprachigen Raum noch in einem frühen Stadium.","PeriodicalId":49386,"journal":{"name":"Verhaltenstherapie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.7000,"publicationDate":"2022-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Verhaltenstherapie","FirstCategoryId":"3","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1159/000523900","RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q4","JCRName":"PSYCHIATRY","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Achtsamkeitsbasierte Interventionen (AI) stellen mittlerweile eine zentrale Säule der dritten Welle der Kognitiven Verhaltenstherapie dar. In den letzten Jahren wurden AI bei Patient*innen mit psychotischen Störungen implementiert und deren Wirksamkeit im Rahmen von einer kleineren Anzahl von randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) gezeigt. Der vorliegende narrative Übersichtsartikel stellt den aktuellen Stand der Forschung zur Effektivität, sowie zentrale Aspekte der klinischen Anwendungen von AI bei der Behandlung von Patient*innen mit Schizophrenien und primären psychotischen Störungen dar. Aus aktuellen Metaanalysen lässt sich trotz der Heterogenität der Studienergebnisse schlussfolgern, dass AI im Rahmen von RCTs des Vergleichs einer Kontrollgruppe mit einer gewöhnlichen zumeist psychopharmakologischen Behandlung (treatment-as-usual, TAU) und in Prä-Post-Intervention Analysen zu einer Verbesserung der oft schwer zu behandelnden Negativsymptomatik (g = 0,56 und g = 0,75) oder Positivsymptomatik (g = 0,19 und g = 0,32) mit leichten bis großen Effektstärken führen können. Weiterhin wurden auch positive Effekte auf depressive und ängstliche Symptome (g = 0,20 und g = 0,43), sowie eine Reduktion der Rehospitalisierungsraten 12 Monate nach Entlassung und eine Verkürzung der stationären Behandlungsdauer beobachtet. Im Gegensatz zur Therapieforschung aus dem Vereinigten Königreich, Australien oder Hong Kong befinden sich die wissenschaftliche Evaluation und Implementierung von achtsamkeitsbasierten Behandlungsmöglichkeiten im gesamten deutschsprachigen Raum noch in einem frühen Stadium.
期刊介绍:
Die Zeitschrift «Verhaltenstherapie» bildet das breite Spektrum verhaltenstherapeutischer Verfahren ab und ist im deutschen Sprachraum das führende Publikationsorgan ihres Fachgebiets.