{"title":"Walter Burleys letzter Kommentar zu Aristoteles, De interpretatione, Kap. 14 (nebst corrigenda zu verwandten Texten Burleys)","authors":"M. V. Perger","doi":"10.1353/TRD.2004.0008","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Dem letzten Kapitel von De interpretatione liegt die Annahme zugrunde, unter den Aussagen, die mit einer vorgegebenen anderen Aussage nicht vereinbar sind, gebe es genau eine, die in einem ausgezeichneten Sinne entgegengesetzt zur Vorgabe sei. Dieses besondere Verhaltnis nennt Aristoteles “Kontrarietat,” und das Kapitel ist der Frage gewidmet, welche Form jene Aussage habe, die zu der vorgegebenen “kontrar” sei. Ist etwa ein positiver All-Satz vorgegeben, bietet es sich an, die dazu kontrare Aussage mittels des negativen Allquantors zu erzielen (“Jeder Mensch ist gerecht” — “Kein Mensch ist gerecht”), oder aber durch ein entgegengesetztes Pradikat (“Jeder Mensch ist gerecht” — “Jeder Mensch ist nicht-gerecht / ungerecht”). Ist ein singularer Satz vorgegeben, konnte man versucht sein, die dazu kontrare Aussage durch einfache Negation der Kopula oder des pradikatbildenden Verbs zu bilden (“Kallias ist gerecht” — “Kallias ist nicht gerecht,” “Kallias lauft” — “Kallias lauft nicht”), oder wiederum durch ein entgegengesetztes Pradikat. Aristoteles versucht zu zeigen, das die vollstandige Verneinung des Pradikats fur das Subjekt (also die universelle bzw. die einfache Negation der Aussage), und nicht der zum Pradikat kontrare oder sonstwie entgegengesetzte Ausdruck, die kontrare Aussage hervorbringt. Die Problematik des Unterfangens ruhrt daher, das Aristoteles vorweg keine Definition und keine Kriterien der Kontrarietat angibt, denen die “kontrar” zu einer bestimmten anderen stehende Aussage genugen muste.","PeriodicalId":83356,"journal":{"name":"Tradition (Rabbinical Council of America)","volume":"73 1","pages":"317-337"},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2004-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Tradition (Rabbinical Council of America)","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1353/TRD.2004.0008","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"HUMANITIES, MULTIDISCIPLINARY","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Dem letzten Kapitel von De interpretatione liegt die Annahme zugrunde, unter den Aussagen, die mit einer vorgegebenen anderen Aussage nicht vereinbar sind, gebe es genau eine, die in einem ausgezeichneten Sinne entgegengesetzt zur Vorgabe sei. Dieses besondere Verhaltnis nennt Aristoteles “Kontrarietat,” und das Kapitel ist der Frage gewidmet, welche Form jene Aussage habe, die zu der vorgegebenen “kontrar” sei. Ist etwa ein positiver All-Satz vorgegeben, bietet es sich an, die dazu kontrare Aussage mittels des negativen Allquantors zu erzielen (“Jeder Mensch ist gerecht” — “Kein Mensch ist gerecht”), oder aber durch ein entgegengesetztes Pradikat (“Jeder Mensch ist gerecht” — “Jeder Mensch ist nicht-gerecht / ungerecht”). Ist ein singularer Satz vorgegeben, konnte man versucht sein, die dazu kontrare Aussage durch einfache Negation der Kopula oder des pradikatbildenden Verbs zu bilden (“Kallias ist gerecht” — “Kallias ist nicht gerecht,” “Kallias lauft” — “Kallias lauft nicht”), oder wiederum durch ein entgegengesetztes Pradikat. Aristoteles versucht zu zeigen, das die vollstandige Verneinung des Pradikats fur das Subjekt (also die universelle bzw. die einfache Negation der Aussage), und nicht der zum Pradikat kontrare oder sonstwie entgegengesetzte Ausdruck, die kontrare Aussage hervorbringt. Die Problematik des Unterfangens ruhrt daher, das Aristoteles vorweg keine Definition und keine Kriterien der Kontrarietat angibt, denen die “kontrar” zu einer bestimmten anderen stehende Aussage genugen muste.