IV. Wahrheit oder Wahrscheinlichkeit als Urteilsgrundlage? Die Entstehung der freien richterlichen Beweiswürdigung

M. Schmoeckel
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Abstract

Zusammenfassung Wie entstanden die richterliche Beweiswürdigung und der Verzicht auf Wahrheit bei der richterlichen Urteilsfindung? Vermutungen rechtfertigten im römisch-kanonischen Beweisrecht meist kein Urteil. Im konfessionellen Zeitalter entstanden Theorien des Probabilismus, wonach Menschen allenfalls Wahrscheinlichkeiten erkennen konnten. Mathematiker bewiesen anhand von juristischen Schulfällen des 13. Jahrhunderts den substantiellen Unterschied zwischen Verdacht und nahezu sicherem Wissen. Der britische Sensualismus ließ im Jury-Mitglied den unvoreingenommenen Richter erkennen, wogegen der Berufsrichter nur durch Vorurteile geprägt sein könne. Die freie Beweiswürdigung wurde daher zum Ideal im Zuge der Französischen Revolution. Inhalt: I. Einleitung. – II. Die objektive Wahrheit im gemeinen Beweisrecht, 1. Die Kraft der Vermutungen, 2. Ausnahme I: Jenseits der poena ordinaria, 3. Ausnahme II: Thomas de Piperata, 4. Ausnahme III: Das freie Ermessen des Fürsten. – III. Die Wahrscheinlichkeit bloß menschlicher Erkenntnis, 1. Melanchthon und die neue Sicherheit durch Methode, 2. Melchior Cano und die Antwort der römischen Kirche. – IV. Vom Skeptizismus zur Wahrscheinlichkeit sinnlichen Erkennens, 1. Michel de Montaigne, 2. John Locke, 3. David Hume. – V. Die Wahrscheinlichkeit der Mathematik, 1. Jakob und Nikolaus Bernoulli, 2. Bayes-Theorem. – VI. Der Weg zur französischen Revolution. – VI. Schluss
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