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Wie kommt es, dass feministische Denkerinnen, die sich zum Teil in der Tradition der Kritischen Theorie verorten, Antisemitismus ausblenden und – „on basis of intersectionality“3 – durch eine einseitige Positionierung gegen den israelischen Staat dessen Delegitimierung forcieren? Mit „intersectionality“ (dt. Intersektionalität) konzeptualisierte Kimberlé Crenshaw die Mechanismen des Zusammenwirkens mehrerer Ungleichheitsdimensionen, jenseits eines simplen Aufaddierens. Konkret untersuchte sie das Zusammenwirken von „race“ und „gender“ im Kontext des US-amerikanischen Rechtssystems. Allerdings betonte sie schon früh, das Konzept könne und solle erweitert werden.4 Mit Edward Said kann diese Anmerkung Crenshaws verstanden werden als „kritische Einsicht, daß keine Theorie imstande ist, alle Situationen abzudecken, einzugrenzen und vorherzusagen, für die sie nützlich sein könnte“.5","PeriodicalId":117608,"journal":{"name":"Antisemitismus in der Migrationsgesellschaft – Theoretische Überlegungen, Empirische Fallbeispiele, Pädagogische Praxis","volume":"203 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-08-19","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Antisemitismus – Ein blinder Fleck der intersektionalen Geschlechterforschung?\",\"authors\":\"Manuel Mayrl\",\"doi\":\"10.15203/99106-015-4-06\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Bereits Ende der 1970er-Jahre wurde innerhalb zeitgenössischer Debatten der feministischen Theoriebildung auch Kritik an antisemitischen Denkmustern laut. 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摘要

早在20世纪70年代末,随着当代女性主义理论的辩论,反犹主义思维也遭到了批评。犹太女权主义者,例如朱迪思·Plaskow和安妮特·道姆,批评当时进行交代的犹太教批评的复出,要求对此作出更灵活的分析。1但这种早期的批评似乎从女权主义的反面中淡出了。直到今天,女权主义者和性别主义者以及性别研究人员依然反复用反犹主义的表达和支持过目前的抵制抵制抵制公共品竞选活动2,其中包括朱迪·巴特勒、罗莉·潘妮和安琪拉·戴维斯等名人。为什么一直固守着批评理论传统的女权思想家们会坚持排斥反犹主义,并在“跨国行动基地”3中单方面定位以色列国家剥夺其合法性?正好。Intersektionalität) konzeptualisierte Kimberlé康夏机制相互作用的若干Ungleichheitsdimensionen超出一项简单Aufaddierens .他描述了在美国司法体制下“赛车”和“性别”之间的互动。此外,她在很早以前就就指出,这个概念是全新并不断提升的。4爱德华·赛伊把这些说明视为“批评……认为没有任何理论能够包涵、限制和预测所有的情形,使之对自己有利”。5
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Antisemitismus – Ein blinder Fleck der intersektionalen Geschlechterforschung?
Bereits Ende der 1970er-Jahre wurde innerhalb zeitgenössischer Debatten der feministischen Theoriebildung auch Kritik an antisemitischen Denkmustern laut. Jüdische Feministinnen wie Judith Plaskow und Annette Daum kritisierten die Reproduktion antjüdischer Klischess in der damals formulierten Patriarchatskritik und forderten demgegenüber differenziertere Analysen ein.1 Dennoch scheint diese frühe Kritik kaum Eingang in die feministische Reflexion gefunden zu haben. Auch heute noch lassen Feministinnen und Feministen wie auch Geschlechterforscherinnen und Geschlechterforscher wiederholt mit antisemitischen Äußerungen oder Unterstützungsbekundungen für die antisemitische BDS-Kampagne2 aufhorchen, darunter Koryphäen wie Judith Butler, Laurie Penny und Angela Davis. Wie kommt es, dass feministische Denkerinnen, die sich zum Teil in der Tradition der Kritischen Theorie verorten, Antisemitismus ausblenden und – „on basis of intersectionality“3 – durch eine einseitige Positionierung gegen den israelischen Staat dessen Delegitimierung forcieren? Mit „intersectionality“ (dt. Intersektionalität) konzeptualisierte Kimberlé Crenshaw die Mechanismen des Zusammenwirkens mehrerer Ungleichheitsdimensionen, jenseits eines simplen Aufaddierens. Konkret untersuchte sie das Zusammenwirken von „race“ und „gender“ im Kontext des US-amerikanischen Rechtssystems. Allerdings betonte sie schon früh, das Konzept könne und solle erweitert werden.4 Mit Edward Said kann diese Anmerkung Crenshaws verstanden werden als „kritische Einsicht, daß keine Theorie imstande ist, alle Situationen abzudecken, einzugrenzen und vorherzusagen, für die sie nützlich sein könnte“.5
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