{"title":"第一是处理“波兰解放运动”独裁时期的债务问题","authors":"Thekla Bartl","doi":"10.30820/0171-3434-2022-3-38","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Im Sommer 1992 wurde in Halle an der Saale eine Liste von rund 4.500 registrierten Inoffiziellen Mitarbeiter:innen der Staatssicherheit veröffentlicht. Anhand dieses Ereignisses wird die Aufarbeitung der DDR-Geschichte im Hinblick auf den Umgang mit Schuld beleuchtet. Im Rahmen von problemzentrierten Interviews wurden Hallenser:innen zu ihrer Meinung über die Veröffentlichung und ihren Reflexionen zum Thema Schuld in der SED-Diktatur befragt. Die Befragten zeigten sehr ähnliche Auffassungen über schuldhaftes Verhalten. Ob sie allerdings die Kollaboration mit der Staatssicherheit generell als schuldhaft bewerten, hängt stark von ihren eigenen Verstrickungen ab. Die Auffassung davon, wie viel Schuld die SED-Diktatur als System trägt, unterscheidet sich ebenfalls deutlich bei den Teilnehmenden. Allerdings ist die Annahme einer Systemschuld nicht gleichbedeutend mit einer geringer veranschlagten Tatverantwortung der Einzelnen. Die Voraussetzungen, um mit der vermeintlich anderen Seite in den Dialog zu treten, unterschieden sich diametral. Gleichzeitig bieten solche Ereignisse der Nachwendezeit, in denen Täter:innenund Opferkategorien nicht immer eindeutig sind, einen idealen Ausgangpunkt, um mit Zeitzeug:innen über das komplexe Thema Schuld ins Gespräch zu kommen.","PeriodicalId":278595,"journal":{"name":"Erinnerung im Widerspruch – Psychologie, Repression und Aufarbeitung (in) der DDR","volume":"28 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2022-09-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Der Umgang mit Schuld in der Aufarbeitung der SED-Diktatur am Beispiel der halleschen IM-Liste\",\"authors\":\"Thekla Bartl\",\"doi\":\"10.30820/0171-3434-2022-3-38\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Im Sommer 1992 wurde in Halle an der Saale eine Liste von rund 4.500 registrierten Inoffiziellen Mitarbeiter:innen der Staatssicherheit veröffentlicht. Anhand dieses Ereignisses wird die Aufarbeitung der DDR-Geschichte im Hinblick auf den Umgang mit Schuld beleuchtet. Im Rahmen von problemzentrierten Interviews wurden Hallenser:innen zu ihrer Meinung über die Veröffentlichung und ihren Reflexionen zum Thema Schuld in der SED-Diktatur befragt. Die Befragten zeigten sehr ähnliche Auffassungen über schuldhaftes Verhalten. Ob sie allerdings die Kollaboration mit der Staatssicherheit generell als schuldhaft bewerten, hängt stark von ihren eigenen Verstrickungen ab. Die Auffassung davon, wie viel Schuld die SED-Diktatur als System trägt, unterscheidet sich ebenfalls deutlich bei den Teilnehmenden. Allerdings ist die Annahme einer Systemschuld nicht gleichbedeutend mit einer geringer veranschlagten Tatverantwortung der Einzelnen. Die Voraussetzungen, um mit der vermeintlich anderen Seite in den Dialog zu treten, unterschieden sich diametral. Gleichzeitig bieten solche Ereignisse der Nachwendezeit, in denen Täter:innenund Opferkategorien nicht immer eindeutig sind, einen idealen Ausgangpunkt, um mit Zeitzeug:innen über das komplexe Thema Schuld ins Gespräch zu kommen.\",\"PeriodicalId\":278595,\"journal\":{\"name\":\"Erinnerung im Widerspruch – Psychologie, Repression und Aufarbeitung (in) der DDR\",\"volume\":\"28 1\",\"pages\":\"0\"},\"PeriodicalIF\":0.0000,\"publicationDate\":\"2022-09-01\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"\",\"citationCount\":\"0\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"Erinnerung im Widerspruch – Psychologie, Repression und Aufarbeitung (in) der DDR\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.30820/0171-3434-2022-3-38\",\"RegionNum\":0,\"RegionCategory\":null,\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"\",\"JCRName\":\"\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Erinnerung im Widerspruch – Psychologie, Repression und Aufarbeitung (in) der DDR","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.30820/0171-3434-2022-3-38","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Der Umgang mit Schuld in der Aufarbeitung der SED-Diktatur am Beispiel der halleschen IM-Liste
Im Sommer 1992 wurde in Halle an der Saale eine Liste von rund 4.500 registrierten Inoffiziellen Mitarbeiter:innen der Staatssicherheit veröffentlicht. Anhand dieses Ereignisses wird die Aufarbeitung der DDR-Geschichte im Hinblick auf den Umgang mit Schuld beleuchtet. Im Rahmen von problemzentrierten Interviews wurden Hallenser:innen zu ihrer Meinung über die Veröffentlichung und ihren Reflexionen zum Thema Schuld in der SED-Diktatur befragt. Die Befragten zeigten sehr ähnliche Auffassungen über schuldhaftes Verhalten. Ob sie allerdings die Kollaboration mit der Staatssicherheit generell als schuldhaft bewerten, hängt stark von ihren eigenen Verstrickungen ab. Die Auffassung davon, wie viel Schuld die SED-Diktatur als System trägt, unterscheidet sich ebenfalls deutlich bei den Teilnehmenden. Allerdings ist die Annahme einer Systemschuld nicht gleichbedeutend mit einer geringer veranschlagten Tatverantwortung der Einzelnen. Die Voraussetzungen, um mit der vermeintlich anderen Seite in den Dialog zu treten, unterschieden sich diametral. Gleichzeitig bieten solche Ereignisse der Nachwendezeit, in denen Täter:innenund Opferkategorien nicht immer eindeutig sind, einen idealen Ausgangpunkt, um mit Zeitzeug:innen über das komplexe Thema Schuld ins Gespräch zu kommen.