Christian Gatterer, Elisabeth Krommer, Miriam Ablöscher, Victoria Klemm, Hannah Rösner, Reinhard Strametz, Wolfgang Huf, Brigitte Ettl
{"title":"学院帮助(KoHi) -描述在奥地利维也纳Hietzing诊所与病人有直接接触的人员中减少压力工作环境对第二受害者现象影响的干预方案(KoHi- ii研究)","authors":"Christian Gatterer, Elisabeth Krommer, Miriam Ablöscher, Victoria Klemm, Hannah Rösner, Reinhard Strametz, Wolfgang Huf, Brigitte Ettl","doi":"10.1007/s40664-023-00517-w","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Zusammenfassung Ein unvorhergesehener klinischer Zwischenfall kann bei medizinischem Personal zu einer Traumatisierung mit psychologischen, kognitiven und körperlichen Folgen führen ( Second-Victim-Phänomen ). Ein Entlastungsgespräch unter Kolleg:innen (Peer-to-Peer) bedient sich standardisierter Abläufe und scheint eine geeignete, niederschwellige Strategie zu sein, um Kolleg:innen psychisch und emotional zu entlasten. In der Klinik Hietzing (Wien) wurde im Zeitraum von 2019–2021 unter wissenschaftlicher Begleitung ein umfassendes Programm zur Unterstützung der Mitarbeiter:innen nach belastenden Ereignissen implementiert. Ziel dieses Programms, welches im deutschen Sprachraum in diesem Umfang bisher erstmals durchgeführt wurde, war primär die Erhebung valider Daten zur Prävalenz des Second-Victim-Phänomens und zum Interventionseffekt der „Kollegiale Hilfe“ (KoHi). In einem mehrstufigen Verfahren wurden zunächst rund 2800 Mitarbeiter:innen aller Berufsgruppen und Abteilungen mit Hilfe des SeViD-Fragebogens befragt. In weiterer Folge wurden 122 Personen in einer 5‑stündigen Schulung zu Kollegial Helfenden ausgebildet. Diese Personen sollten nach dieser Schulung imstande sein, psychologische Entlastungsgespräche zu führen und Erstmaßnahmen zu setzen. Unmittelbar vor und nach jeder Schulung fand eine schriftliche Befragung der Teilnehmer:innen statt, um Erwartungen und die erworbene Kompetenz sowie die Selbstwirksamkeit zu eruieren. Die häufigsten Beweggründe für die Teilnahme an der Schulung waren ethischer/altruistischer Natur und der Wunsch nach Kompentenzerweiterung. Die bereits initial sehr hohe Motivation wurde durch die Schulungsintervention noch weiter gesteigert. Nach der Schulung fühlten sich 96 % der Teilnehmer:innen kompetent genug, ihre Kolleg:innen über die Relevanz der Second-Victim-Thematik zu informieren. Neben den bereits beschriebenen Maßnahmen wurde eine systematische Evaluation aller KoHi-Einsätze mittels telefonischer Supervision etabliert, um die Kollegial Helfenden selbst zu entlasten und ggf. weitere psychologische Unterstützungsmaßnahmen für die Second Victims zur Verfügung zu stellen. Ungefähr 3 Jahre nach der ersten Basiserhebung erfolgte eine zweite Befragung, um die Jahresprävalenz des Second-Victim-Phänomens, den Wissens- und Kenntniszuwachs sowie die Nutzung der vorhandenen Unterstützungsangebote zu evaluieren.","PeriodicalId":43038,"journal":{"name":"Zentralblatt fur Arbeitsmedizin Arbeitsschutz und Ergonomie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.3000,"publicationDate":"2023-10-06","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Collegial help (KoHi)—Description of an interventional program to reduce the impact of stressful work situations in terms of the second victim phenomenon among personnel with direct patient contact at the Clinic Hietzing, Vienna, Austria (KoHi-II study)\",\"authors\":\"Christian Gatterer, Elisabeth Krommer, Miriam Ablöscher, Victoria Klemm, Hannah Rösner, Reinhard Strametz, Wolfgang Huf, Brigitte Ettl\",\"doi\":\"10.1007/s40664-023-00517-w\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Zusammenfassung Ein unvorhergesehener klinischer Zwischenfall kann bei medizinischem Personal zu einer Traumatisierung mit psychologischen, kognitiven und körperlichen Folgen führen ( Second-Victim-Phänomen ). 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Collegial help (KoHi)—Description of an interventional program to reduce the impact of stressful work situations in terms of the second victim phenomenon among personnel with direct patient contact at the Clinic Hietzing, Vienna, Austria (KoHi-II study)
Zusammenfassung Ein unvorhergesehener klinischer Zwischenfall kann bei medizinischem Personal zu einer Traumatisierung mit psychologischen, kognitiven und körperlichen Folgen führen ( Second-Victim-Phänomen ). Ein Entlastungsgespräch unter Kolleg:innen (Peer-to-Peer) bedient sich standardisierter Abläufe und scheint eine geeignete, niederschwellige Strategie zu sein, um Kolleg:innen psychisch und emotional zu entlasten. In der Klinik Hietzing (Wien) wurde im Zeitraum von 2019–2021 unter wissenschaftlicher Begleitung ein umfassendes Programm zur Unterstützung der Mitarbeiter:innen nach belastenden Ereignissen implementiert. Ziel dieses Programms, welches im deutschen Sprachraum in diesem Umfang bisher erstmals durchgeführt wurde, war primär die Erhebung valider Daten zur Prävalenz des Second-Victim-Phänomens und zum Interventionseffekt der „Kollegiale Hilfe“ (KoHi). In einem mehrstufigen Verfahren wurden zunächst rund 2800 Mitarbeiter:innen aller Berufsgruppen und Abteilungen mit Hilfe des SeViD-Fragebogens befragt. In weiterer Folge wurden 122 Personen in einer 5‑stündigen Schulung zu Kollegial Helfenden ausgebildet. Diese Personen sollten nach dieser Schulung imstande sein, psychologische Entlastungsgespräche zu führen und Erstmaßnahmen zu setzen. Unmittelbar vor und nach jeder Schulung fand eine schriftliche Befragung der Teilnehmer:innen statt, um Erwartungen und die erworbene Kompetenz sowie die Selbstwirksamkeit zu eruieren. Die häufigsten Beweggründe für die Teilnahme an der Schulung waren ethischer/altruistischer Natur und der Wunsch nach Kompentenzerweiterung. Die bereits initial sehr hohe Motivation wurde durch die Schulungsintervention noch weiter gesteigert. Nach der Schulung fühlten sich 96 % der Teilnehmer:innen kompetent genug, ihre Kolleg:innen über die Relevanz der Second-Victim-Thematik zu informieren. Neben den bereits beschriebenen Maßnahmen wurde eine systematische Evaluation aller KoHi-Einsätze mittels telefonischer Supervision etabliert, um die Kollegial Helfenden selbst zu entlasten und ggf. weitere psychologische Unterstützungsmaßnahmen für die Second Victims zur Verfügung zu stellen. Ungefähr 3 Jahre nach der ersten Basiserhebung erfolgte eine zweite Befragung, um die Jahresprävalenz des Second-Victim-Phänomens, den Wissens- und Kenntniszuwachs sowie die Nutzung der vorhandenen Unterstützungsangebote zu evaluieren.
期刊介绍:
Zielsetzung der Zeitschrift Das Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie ist eine der ältesten deutschsprachigen wissenschaftlichen Fachzeitschriften im Bereich Arbeit, Umwelt, Gesundheit und Sicherheit. Es bietet ein Forum für frei eingereichte Originalartikel, Übersichten, Short Communications und Kasuistiken. Die Fachzeitschrift ermöglicht einen wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch und stellt optimale Problemlösungen zur Verfügung. Die Zielgruppen der Zeitschrift sind Arbeitsmediziner, Sozialmediziner, Umweltmediziner, Sicherheitsingenieure, Arbeitswissenschaftler sowie andere Gruppen und Institutionen, die eng mit der Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin sowie dem Arbeitsschutz und der Ergonomie verbunden sind. Durch vertiefende Forschungsartikel und Übersichten werden Fachpersonen aus der Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin über neue medizinische Entwicklungen und Gesetze in der Prävention, Diagnose und Rehabilitation von umweltbedingten Erkrankungen und arbeitsbedingten Verletzungen und Erkrankungen auf dem Laufenden gehalten. Originalarbeiten und Übersichten liefern Ergebnisse der aktuellen Forschung und deren Integration in die tägliche Praxis. Die Spanne der Themen reicht dabei von toxikologischen Fragestellungen über die Reise- und Tropenmedizin und Public-Health-Aspekten bis hin zur Versorgungsforschung und Ergonomie. Aims & Scope Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie is one of the oldest scientific journals devoted to the field of work, environment, health and safety, edited in the German language. It offers a forum for freely submitted original articles, reviews, short communications and case reports. The journal enables a scientific exchange of experience and provides optimal solutions to problems. The target groups of the journal are occupational physicians, safety engineers, occupational scientists and other groups and institutions closely related to occupational, safety and environmental medicine as well as industrial safety and ergonomics. In-depth research articles and reviews keep occupational, social and environmental medicine professionals up to date on new medical developments and laws in the prevention, diagnosis and rehabilitation of environmentally induced conditions and work-related injuries and illnesses. Original papers and review articles provide results of the current research and their integration into daily practice. Topics range from the fields of toxicology, travel/tropical medicine and public health aspects to health services research and ergonomics. Review: All articles of Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie undergo a peer review process. Declaration of Helsinki: All manuscripts submitted for publication presenting results from studies on probands or patients must comply with the Declaration of Helsinki. Indexed in Emerging Sources Citation Index (ESCI), Embase and Scopus