{"title":"【个性化医疗——车轮被重新发明了】。","authors":"Karin Kraft","doi":"10.1159/000365098","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die personalisierte Medizin ist seit einigen Jahren eines der wichtigsten aktuellen Forschungsthemen der westlichen Medizin. Wahrend die Entwicklung von individuellen tumorspezifischen Therapien einschlieslich begleitender diagnostischer Gentests und noch umfassenderer «omics»-basierter Versuche, Diagnostik und Therapie zu personalisieren, standig vorangetrieben wird, stehen neuerdings auch andere Aspekte wie z. B. die Verlangerung der beschwerdefreien Lebensspanne im Alter durch personalisierte Medizin im Fokus. Hintergrund ist die recht neue Erkenntnis, dass es in jeder Hinsicht lohnender ware, den Prozess des Alterns (Seneszenz) selbst zu verlangsamen, um eine verlangerte gesunde Lebensspanne bis zum zehnten Lebensjahrzehnt und infolgedessen eine Kompression der Periode der altersassoziierten Erkrankungen zu erreichen, als diese Krankheiten selbst zu eliminieren. Dadurch wurde sich die Lebensspanne nur um wenige Jahre verlangern [1]. Dieses Vorgehen scheint ubrigens auch eine der wenigen Moglichkeiten zu sein, die derzeit explodierenden Kosten im Gesundheitswesen in vorhersehbarer Weise zu senken, denn die kostenintensive Phase der Multimorbiditat wurde damit auf eine relativ kurze Zeitspanne im sehr hohen Alter verlegt. Jedenfalls wurde in der Arbeit von Goldman et al. [1] in einer Modellrechnung fur altere US-Amerikaner ermittelt, dass eine Verzogerung der Seneszenz die Lebenserwartung um zusatzliche 2,2 Jahre steigern konnte, die vorwiegend bei guter Gesundheit verbracht wurden. Der okonomische Nutzen wurde – bei entsprechender Anhebung des Rentenalters – auf 7,1 Billionen USD fur die nachsten 50 Jahre geschatzt. Im Gegensatz dazu wurden die gegenwartig ublichen, eher reparaturorientierten Strategien, die auf die separate Bekampfung von kardiovaskularen und neurodegenerativen Erkrankungen sowie Krebs gerichtet sind, zu einer Abnahme der Fortschritte bei Gesundheit und Langlebigkeit fuhren, insbesondere wegen kompetitiver Risiken. Hier ware die Adaptation fur die Anwendung in einer hochaltrigen Patientenpopulation erforderlich. Die Altersforschung der personalisierten Medizin wird zukunftig auf 3 Saulen basieren: 1. Ausbau des auf den bisherigen Kohortenstudien basierenden Wissens, wobei wegen der erforderlichen Differenzierung und Klassifikation der Patienten innerhalb einer Kohorte, z.B. entsprechend ihres Genotyps, sehr hohe Fallzahlen erforderlich sind und eine Studiendauer uber Jahrzehnte notwendig ist. 2. Vergleichbare Studien bei geeigneten Tiermodellen, die den Vorteil haben, in wesentlich kurzeren Zeitraumen Ergebnisse zu erzielen. 3. Gezielte Untersuchungen zur Biologie des Alterns bei Mensch und Tier, um die Bedeutung von Biomarkern und den Wert von Interventionen abschatzen zu konnen. Dies schliest die Wirkungen von Genotyp und Umwelt und die Wirkungen der Interaktion zwischen verschiedenen Mechanismen sowie der Kombination von Interventionen ein. Dafur wird ein sehr hoher Einsatz von Forschungsmitteln erforderlich sein, der auch die Kosten fur das Management groser Datenmengen einschliest. Wie ein Positionspapier von Anderson und Weindruch [2] zeigt, ist in den letzten Jahren neben der individuell adaptierten Bewegung das Konzept der Kalorienrestriktion zur moglichen Verlangsamung der Seneszenz von besonderem Interesse geworden, da diese nicht nur die Grose der Fettdepots reduziert, sondern auch die Expression von Schlusselgenen, die am Energiestoffwechsel beteiligt sind, induziert und die Expression von uber 50 proinflammatorischen Genen vermindert [3, 4]. In der Literatur finden sich diverse kleinere Studien mit einer Studiendauer von 6–12 Monaten. Bei adiposen Gesunden wurden Studien zur Kalorienrestriktion um bis zu 20% durchgefuhrt [5–7]. Der Gewichtsverlust wurde von einer 24%igen Abnahme des Korperfetts einschlieslich einer 27%igen Reduktion des Viszeralfetts begleitet [8]. In anderen Studien ergaben sich gunstige Veranderungen der Serumkonzentrationen bei kardiovaskularen Risikofaktoren und der Insulinsensitivitat [9–11]. 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[1] in einer Modellrechnung fur altere US-Amerikaner ermittelt, dass eine Verzogerung der Seneszenz die Lebenserwartung um zusatzliche 2,2 Jahre steigern konnte, die vorwiegend bei guter Gesundheit verbracht wurden. Der okonomische Nutzen wurde – bei entsprechender Anhebung des Rentenalters – auf 7,1 Billionen USD fur die nachsten 50 Jahre geschatzt. Im Gegensatz dazu wurden die gegenwartig ublichen, eher reparaturorientierten Strategien, die auf die separate Bekampfung von kardiovaskularen und neurodegenerativen Erkrankungen sowie Krebs gerichtet sind, zu einer Abnahme der Fortschritte bei Gesundheit und Langlebigkeit fuhren, insbesondere wegen kompetitiver Risiken. Hier ware die Adaptation fur die Anwendung in einer hochaltrigen Patientenpopulation erforderlich. Die Altersforschung der personalisierten Medizin wird zukunftig auf 3 Saulen basieren: 1. 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Die personalisierte Medizin ist seit einigen Jahren eines der wichtigsten aktuellen Forschungsthemen der westlichen Medizin. Wahrend die Entwicklung von individuellen tumorspezifischen Therapien einschlieslich begleitender diagnostischer Gentests und noch umfassenderer «omics»-basierter Versuche, Diagnostik und Therapie zu personalisieren, standig vorangetrieben wird, stehen neuerdings auch andere Aspekte wie z. B. die Verlangerung der beschwerdefreien Lebensspanne im Alter durch personalisierte Medizin im Fokus. Hintergrund ist die recht neue Erkenntnis, dass es in jeder Hinsicht lohnender ware, den Prozess des Alterns (Seneszenz) selbst zu verlangsamen, um eine verlangerte gesunde Lebensspanne bis zum zehnten Lebensjahrzehnt und infolgedessen eine Kompression der Periode der altersassoziierten Erkrankungen zu erreichen, als diese Krankheiten selbst zu eliminieren. Dadurch wurde sich die Lebensspanne nur um wenige Jahre verlangern [1]. Dieses Vorgehen scheint ubrigens auch eine der wenigen Moglichkeiten zu sein, die derzeit explodierenden Kosten im Gesundheitswesen in vorhersehbarer Weise zu senken, denn die kostenintensive Phase der Multimorbiditat wurde damit auf eine relativ kurze Zeitspanne im sehr hohen Alter verlegt. Jedenfalls wurde in der Arbeit von Goldman et al. [1] in einer Modellrechnung fur altere US-Amerikaner ermittelt, dass eine Verzogerung der Seneszenz die Lebenserwartung um zusatzliche 2,2 Jahre steigern konnte, die vorwiegend bei guter Gesundheit verbracht wurden. Der okonomische Nutzen wurde – bei entsprechender Anhebung des Rentenalters – auf 7,1 Billionen USD fur die nachsten 50 Jahre geschatzt. Im Gegensatz dazu wurden die gegenwartig ublichen, eher reparaturorientierten Strategien, die auf die separate Bekampfung von kardiovaskularen und neurodegenerativen Erkrankungen sowie Krebs gerichtet sind, zu einer Abnahme der Fortschritte bei Gesundheit und Langlebigkeit fuhren, insbesondere wegen kompetitiver Risiken. Hier ware die Adaptation fur die Anwendung in einer hochaltrigen Patientenpopulation erforderlich. Die Altersforschung der personalisierten Medizin wird zukunftig auf 3 Saulen basieren: 1. Ausbau des auf den bisherigen Kohortenstudien basierenden Wissens, wobei wegen der erforderlichen Differenzierung und Klassifikation der Patienten innerhalb einer Kohorte, z.B. entsprechend ihres Genotyps, sehr hohe Fallzahlen erforderlich sind und eine Studiendauer uber Jahrzehnte notwendig ist. 2. Vergleichbare Studien bei geeigneten Tiermodellen, die den Vorteil haben, in wesentlich kurzeren Zeitraumen Ergebnisse zu erzielen. 3. Gezielte Untersuchungen zur Biologie des Alterns bei Mensch und Tier, um die Bedeutung von Biomarkern und den Wert von Interventionen abschatzen zu konnen. Dies schliest die Wirkungen von Genotyp und Umwelt und die Wirkungen der Interaktion zwischen verschiedenen Mechanismen sowie der Kombination von Interventionen ein. Dafur wird ein sehr hoher Einsatz von Forschungsmitteln erforderlich sein, der auch die Kosten fur das Management groser Datenmengen einschliest. Wie ein Positionspapier von Anderson und Weindruch [2] zeigt, ist in den letzten Jahren neben der individuell adaptierten Bewegung das Konzept der Kalorienrestriktion zur moglichen Verlangsamung der Seneszenz von besonderem Interesse geworden, da diese nicht nur die Grose der Fettdepots reduziert, sondern auch die Expression von Schlusselgenen, die am Energiestoffwechsel beteiligt sind, induziert und die Expression von uber 50 proinflammatorischen Genen vermindert [3, 4]. In der Literatur finden sich diverse kleinere Studien mit einer Studiendauer von 6–12 Monaten. Bei adiposen Gesunden wurden Studien zur Kalorienrestriktion um bis zu 20% durchgefuhrt [5–7]. Der Gewichtsverlust wurde von einer 24%igen Abnahme des Korperfetts einschlieslich einer 27%igen Reduktion des Viszeralfetts begleitet [8]. In anderen Studien ergaben sich gunstige Veranderungen der Serumkonzentrationen bei kardiovaskularen Risikofaktoren und der Insulinsensitivitat [9–11]. Wie zu erwarten, war die Adharenz in einigen Studien uber die letzten Behandlungs-