许多工程师

IF 0.5 Q4 ENGINEERING, GEOLOGICAL Geotechnik Pub Date : 2022-09-08 DOI:10.1002/gete.202270303
Dr.-Ing. Karsten Beckhaus
{"title":"许多工程师","authors":"Dr.-Ing. Karsten Beckhaus","doi":"10.1002/gete.202270303","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"<p>Wenn Hirsche fehlen, wächst mehr Pappel-Dickicht, und das lockt Biber an. So geschehen im Yellowstone-Nationalpark, nachdem dort 1995 Wölfe angesiedelt wurden, die natürlicherweise Hirsche fressen. Der böse Wolf? Der Eingriff in die Umwelt verändert Lebensbedingungen. Das ist keine neue Erkenntnis. Die Zusammenhänge in der Natur sind aber sehr komplex, und sie zu verstehen ist erforderlich, um die Umwelt in der richtigen Art und Weise – also nachhaltig! – zu beeinflussen.</p><p>Im selben Artikel der Süddeutschen Zeitung werden u. a. Elefanten als „tierische Ingenieure“ bezeichnet, weil sie aktiv auf das Ökosystem einwirken. Sie rupfen bspw. Pflanzen aus dem Boden, und so entsteht Lebensraum für kleinere Wirbeltiere. Sie fördern Biodiversität und gehen damit einem der 17 von der UN definierten Nachhaltigkeitszielen nach. Einfach so! Der Elefant sollte uns menschlichen Ingenieuren ein Vorbild sein.</p><p>Am 4. März 2023 wird zum vierten Mal der eigens von der UNESCO ins Leben gerufene „Internationale Tag des Ingenieurwesens für nachhaltige Entwicklung“ sein, um den Beitrag der Ingenieure zu den UN-Zielen zu würdigen. Es wird wenig Anlass zum Feiern geben, weil der Bau und der Unterhalt von Gebäuden immer noch viel zu viel Treibhausgasemissionen verursachen wird. Nicht zu bauen ist aber keine Alternative, weil bauliche Maßnahmen alleine schon für den nachhaltigen Fortschritt unerlässlich sind, z.B. um den umweltfreundlichen Schienenverkehr baulich zu erweitern bzw. zu erhalten. Wir werden dafür weiter Zement, Beton und andere Baustoffe verwenden, die – aus meiner persönlichen Sicht nicht immer ganz zu Recht – in der Gesellschaft keinen guten Ruf genießen. Wie die Wölfe.</p><p>Wir können unsere Umwelt positiv verändern, müssen aber als „Zivilingenieure“ alle verfügbaren Hebel in Bewegung setzen, um den kommenden Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Der European Green Deal der Europäischen Kommission ist ein guter Start. Und er setzt mit der Klimaneutralität ein wichtiges Ziel.</p><p>Die Klimaneutralität hat eine Maßzahl: die Null. „Menschliche“ Ingenieure brauchen messbare Größen, anhand derer sie ihren Plan verfolgen können, ob sie etwa ihre für 2030 gesteckten (Zwischen-)Klimaziele jeweils erreicht haben werden. Dafür ist jede Benchmark geeignet, solange sie auf Klimaneutralität abzielt und nicht andere Nachhaltigkeitsziele verletzt. Der ökologische Fußabdruck einer geotechnischen Bauaufgabe ist ein guter und wichtiger Indikator. Er sollte schleunigst von den im Prozess Einfluss nehmenden Parteien, d. h. von auftraggebenden, planenden und ausführenden Personen, beachtet werden, um nicht unwissend CO<sub>2</sub> und andere Emissionen zu vergeuden. Jede mögliche Reduktion von Emissionen ist wertvoll und sollte auch entsprechend geldwert betrachtet werden. Damit könnten weitere nachhaltige Bauarten über diejenigen hinaus Einsatz finden, die – aufgrund ihrer gleichzeitigen Wirtschaftlichkeit – jetzt schon ihren Markt gefunden haben.</p><p>Als Ingenieure sind wir gleichzeitig dazu verpflichtet, uns nicht im Detail zu verlieren und nur tatsächlich relevante Zahlen zu verfolgen. Wir müssen ein einheitliches Bewertungsprinzip etablieren und dabei objektive und transparente Bewertungsregeln anwenden. Eine ökologische Bewertung muss also auf der einen Seite ein Gesamtbauwerk, d. h. die Summe der Bauteile betrachten, auf der anderen Seite den gesamten Lebenszyklus. Die für die Erstellung eines Bauwerks verbrauchten Emissionen lassen sich recht zuverlässig berechnen, im Spezialtiefbau z. B. mit dem von der European Federation of Foundation Contractors erarbeiteten „Carbon Calculator“. Die Projektion über die Lebensdauer eines Bauwerks ist ungleich schwieriger. Ob dessen Nutzung über die folgenden Jahrzehnte tatsächlich planmäßig verläuft oder die Energiebilanz korrekt vorausberechnet wurde, ist unsicher. So wie die Projektleiterin oder der Projektleiter den Bauablauf anhand von Soll-Ist-Vergleichen kontrolliert, sollte in jedem Fall auch der geplante Erfolg der Maßnahmen zum Klimaschutz verifiziert werden. Digitale Methoden können helfen, das Prozessmanagement zu optimieren und können das Qualitätsmanagement unterstützen. Es darf keine Energie verschwendet werden, und es dürfen keine Fehler passieren, deren Beseitigung wiederum Energie kosten würde. In den nächsten Jahren dürfte es in der Geotechnik vor allem darauf ankommen, emissionsarme Baustellen zu planen und abzuwickeln, die Geothermie als regenerierbare Energiequelle in unseren geotechnischen Bauwerken verstärkt nutzbar zu machen und Baustoffe einzusetzen, die das Klima deutlich weniger beanspruchen. Entscheidend wird bei allem sein, weiter „gute Ingenieure“ zu haben.</p><p>Wir werden gemeinsam hart arbeiten müssen, um unsere Ziele zu erreichen, und dürfen dabei die Komplexität der Zusammenhänge nicht ignorieren. Die „tierischen Ingenieure“ haben ihr Ökosystem über Millionen von Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Wir müssen hier und heute „tierisch gut“ sein, um unsere ambitionierten Nachhaltigkeitsziele in wenigen Jahrzehnten zu erreichen. 2050 werden wir den 31. Internationalen Tag des Ingenieurwesens für nachhaltige Entwicklung feiern. Bis dahin werden wir weiter bauen und Beton einsetzen, aber trotzdem Biodiversität schaffen. Trampeln wir jeden Widerstand nieder!</p><p><i>Dr.-Ing. Karsten Beckhaus</i></p><p>Mitglied des DGGT-Vorstands</p>","PeriodicalId":43155,"journal":{"name":"Geotechnik","volume":"45 3","pages":"153-154"},"PeriodicalIF":0.5000,"publicationDate":"2022-09-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/gete.202270303","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Tierisch gute Ingenieure\",\"authors\":\"Dr.-Ing. Karsten Beckhaus\",\"doi\":\"10.1002/gete.202270303\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"<p>Wenn Hirsche fehlen, wächst mehr Pappel-Dickicht, und das lockt Biber an. So geschehen im Yellowstone-Nationalpark, nachdem dort 1995 Wölfe angesiedelt wurden, die natürlicherweise Hirsche fressen. Der böse Wolf? Der Eingriff in die Umwelt verändert Lebensbedingungen. Das ist keine neue Erkenntnis. Die Zusammenhänge in der Natur sind aber sehr komplex, und sie zu verstehen ist erforderlich, um die Umwelt in der richtigen Art und Weise – also nachhaltig! – zu beeinflussen.</p><p>Im selben Artikel der Süddeutschen Zeitung werden u. a. Elefanten als „tierische Ingenieure“ bezeichnet, weil sie aktiv auf das Ökosystem einwirken. Sie rupfen bspw. Pflanzen aus dem Boden, und so entsteht Lebensraum für kleinere Wirbeltiere. Sie fördern Biodiversität und gehen damit einem der 17 von der UN definierten Nachhaltigkeitszielen nach. Einfach so! Der Elefant sollte uns menschlichen Ingenieuren ein Vorbild sein.</p><p>Am 4. März 2023 wird zum vierten Mal der eigens von der UNESCO ins Leben gerufene „Internationale Tag des Ingenieurwesens für nachhaltige Entwicklung“ sein, um den Beitrag der Ingenieure zu den UN-Zielen zu würdigen. Es wird wenig Anlass zum Feiern geben, weil der Bau und der Unterhalt von Gebäuden immer noch viel zu viel Treibhausgasemissionen verursachen wird. Nicht zu bauen ist aber keine Alternative, weil bauliche Maßnahmen alleine schon für den nachhaltigen Fortschritt unerlässlich sind, z.B. um den umweltfreundlichen Schienenverkehr baulich zu erweitern bzw. zu erhalten. Wir werden dafür weiter Zement, Beton und andere Baustoffe verwenden, die – aus meiner persönlichen Sicht nicht immer ganz zu Recht – in der Gesellschaft keinen guten Ruf genießen. Wie die Wölfe.</p><p>Wir können unsere Umwelt positiv verändern, müssen aber als „Zivilingenieure“ alle verfügbaren Hebel in Bewegung setzen, um den kommenden Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Der European Green Deal der Europäischen Kommission ist ein guter Start. Und er setzt mit der Klimaneutralität ein wichtiges Ziel.</p><p>Die Klimaneutralität hat eine Maßzahl: die Null. „Menschliche“ Ingenieure brauchen messbare Größen, anhand derer sie ihren Plan verfolgen können, ob sie etwa ihre für 2030 gesteckten (Zwischen-)Klimaziele jeweils erreicht haben werden. Dafür ist jede Benchmark geeignet, solange sie auf Klimaneutralität abzielt und nicht andere Nachhaltigkeitsziele verletzt. Der ökologische Fußabdruck einer geotechnischen Bauaufgabe ist ein guter und wichtiger Indikator. Er sollte schleunigst von den im Prozess Einfluss nehmenden Parteien, d. h. von auftraggebenden, planenden und ausführenden Personen, beachtet werden, um nicht unwissend CO<sub>2</sub> und andere Emissionen zu vergeuden. Jede mögliche Reduktion von Emissionen ist wertvoll und sollte auch entsprechend geldwert betrachtet werden. Damit könnten weitere nachhaltige Bauarten über diejenigen hinaus Einsatz finden, die – aufgrund ihrer gleichzeitigen Wirtschaftlichkeit – jetzt schon ihren Markt gefunden haben.</p><p>Als Ingenieure sind wir gleichzeitig dazu verpflichtet, uns nicht im Detail zu verlieren und nur tatsächlich relevante Zahlen zu verfolgen. Wir müssen ein einheitliches Bewertungsprinzip etablieren und dabei objektive und transparente Bewertungsregeln anwenden. Eine ökologische Bewertung muss also auf der einen Seite ein Gesamtbauwerk, d. h. die Summe der Bauteile betrachten, auf der anderen Seite den gesamten Lebenszyklus. Die für die Erstellung eines Bauwerks verbrauchten Emissionen lassen sich recht zuverlässig berechnen, im Spezialtiefbau z. B. mit dem von der European Federation of Foundation Contractors erarbeiteten „Carbon Calculator“. Die Projektion über die Lebensdauer eines Bauwerks ist ungleich schwieriger. Ob dessen Nutzung über die folgenden Jahrzehnte tatsächlich planmäßig verläuft oder die Energiebilanz korrekt vorausberechnet wurde, ist unsicher. So wie die Projektleiterin oder der Projektleiter den Bauablauf anhand von Soll-Ist-Vergleichen kontrolliert, sollte in jedem Fall auch der geplante Erfolg der Maßnahmen zum Klimaschutz verifiziert werden. Digitale Methoden können helfen, das Prozessmanagement zu optimieren und können das Qualitätsmanagement unterstützen. Es darf keine Energie verschwendet werden, und es dürfen keine Fehler passieren, deren Beseitigung wiederum Energie kosten würde. In den nächsten Jahren dürfte es in der Geotechnik vor allem darauf ankommen, emissionsarme Baustellen zu planen und abzuwickeln, die Geothermie als regenerierbare Energiequelle in unseren geotechnischen Bauwerken verstärkt nutzbar zu machen und Baustoffe einzusetzen, die das Klima deutlich weniger beanspruchen. Entscheidend wird bei allem sein, weiter „gute Ingenieure“ zu haben.</p><p>Wir werden gemeinsam hart arbeiten müssen, um unsere Ziele zu erreichen, und dürfen dabei die Komplexität der Zusammenhänge nicht ignorieren. Die „tierischen Ingenieure“ haben ihr Ökosystem über Millionen von Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Wir müssen hier und heute „tierisch gut“ sein, um unsere ambitionierten Nachhaltigkeitsziele in wenigen Jahrzehnten zu erreichen. 2050 werden wir den 31. Internationalen Tag des Ingenieurwesens für nachhaltige Entwicklung feiern. Bis dahin werden wir weiter bauen und Beton einsetzen, aber trotzdem Biodiversität schaffen. Trampeln wir jeden Widerstand nieder!</p><p><i>Dr.-Ing. Karsten Beckhaus</i></p><p>Mitglied des DGGT-Vorstands</p>\",\"PeriodicalId\":43155,\"journal\":{\"name\":\"Geotechnik\",\"volume\":\"45 3\",\"pages\":\"153-154\"},\"PeriodicalIF\":0.5000,\"publicationDate\":\"2022-09-08\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/gete.202270303\",\"citationCount\":\"0\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"Geotechnik\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/gete.202270303\",\"RegionNum\":0,\"RegionCategory\":null,\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"Q4\",\"JCRName\":\"ENGINEERING, GEOLOGICAL\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Geotechnik","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/gete.202270303","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q4","JCRName":"ENGINEERING, GEOLOGICAL","Score":null,"Total":0}
引用次数: 0

摘要

树伸出来,树长出一片叶子1995年,印第安人在这个国家公园里定居了很多野鹿,之后,人们就开始在黄石国家公园里捕食。恶狼?这项活动改变了生活环境。这不是新发现但大自然的联系是非常复杂的,如果你想以正确的方式来维持它所生存的环境,你需要对它的理解。影响在南德登报上,有一篇文章提到大象为“科学工程师”,因为大象是生态系统的积极生物。你在榨bspw脊椎和脊椎动物的栖息地它们会促进生物多样性,同时追求17个联合国定义的可持续性目标之一。就这样!这头大象是我们的工程师们的榜样。4 .日联合国教科文组织所创立的“国际可持续发展工程日”将于2023年3月4日正式召开,以表彰工程师们对联合国目标的贡献。没有什么值得庆祝的理由,因为建筑和维护建筑物仍旧会导致温室气体排放过多。但替代方案不能企及,因为结构性措施本身就对可持续发展至关重要,比如扩大生态友好型铁路系统并加以维护。我们会继续用水泥、混凝土和其他建筑方法,但从我个人角度看,这些方法在社会上未必与生俱来的建筑材料。和狼一样但我们“文明工程师”必须动用一切手段为子孙后代留下宜居的环境。欧洲委员会的绿色协议触手可及而他在这方面很有能力这是一个零的比例人类“工程师需要跟踪计划,以实现2030年目标。所有基准都能够用于定向气候效应而没有破坏其他可持续性目标地理工程建设任务的生态足迹是一个很好的而重要的指标。为了避免在毫不知情的情况下白白浪费二氧化碳和其他排放,在进程中占主导地位的各方,即合同、预谋和实际执行人员应立即予以注意。任何形式的减排都有价值,并应该被当做货币价值来看待。研究表明,除了那些已经找到了市场的人之外,还可以利用更多的可持续建筑模式,其目的是避免市场迅速蔓延。同时我们作为工程师的职责是不要忽略细节还要跟踪所看到的数据我们必须制定统一的评估原则,实行客观和透明的评估规则。因此生态评估必须从一整个建筑物,即所有部件的总数来看,从另一个生命周期计算整个生命周期。例如,在市政工程方面,如由欧洲基金会设立的“碳计算”这大楼整个生命周期的画面很难适应设备的使用是否及时及时;或能源及时供应被正确计算在每个情况下,都应该对气候行动计划的成功进行验证,就像项目主管和项目经理在对行为进行评估一样。数字方法可以帮助优化过程管理并支持质量管理。不应当浪费能源,也不应当发生任何错误,而这些错误又要耗费能源。在未来几年中,地貌工程将主要集中在设计和处理低排放建筑的问题上,增加地温作为地球工程建筑物的可再生能源的使用,以及采用对气候的压力明显更少的建筑方法。但有好的工程师是所有因素的关键我们必须精诚合作,一起努力实现目标,但同时也不能忽视复杂的环境。其实,“动物工程师”已经持续发展了几百万年,来发展他们的生态系统。 在未来几十年中,我们的可持续性雄心勃勃的目标必须“良好”。2050年将是31年可持续发展国际工程师日。在那之前,我们会继续构建和构建混凝土,但仍然会制造生物多样性。我们要击倒所有叛军卡斯滕贝克豪森高层
本文章由计算机程序翻译,如有差异,请以英文原文为准。
查看原文
分享 分享
微信好友 朋友圈 QQ好友 复制链接
本刊更多论文
Tierisch gute Ingenieure

Wenn Hirsche fehlen, wächst mehr Pappel-Dickicht, und das lockt Biber an. So geschehen im Yellowstone-Nationalpark, nachdem dort 1995 Wölfe angesiedelt wurden, die natürlicherweise Hirsche fressen. Der böse Wolf? Der Eingriff in die Umwelt verändert Lebensbedingungen. Das ist keine neue Erkenntnis. Die Zusammenhänge in der Natur sind aber sehr komplex, und sie zu verstehen ist erforderlich, um die Umwelt in der richtigen Art und Weise – also nachhaltig! – zu beeinflussen.

Im selben Artikel der Süddeutschen Zeitung werden u. a. Elefanten als „tierische Ingenieure“ bezeichnet, weil sie aktiv auf das Ökosystem einwirken. Sie rupfen bspw. Pflanzen aus dem Boden, und so entsteht Lebensraum für kleinere Wirbeltiere. Sie fördern Biodiversität und gehen damit einem der 17 von der UN definierten Nachhaltigkeitszielen nach. Einfach so! Der Elefant sollte uns menschlichen Ingenieuren ein Vorbild sein.

Am 4. März 2023 wird zum vierten Mal der eigens von der UNESCO ins Leben gerufene „Internationale Tag des Ingenieurwesens für nachhaltige Entwicklung“ sein, um den Beitrag der Ingenieure zu den UN-Zielen zu würdigen. Es wird wenig Anlass zum Feiern geben, weil der Bau und der Unterhalt von Gebäuden immer noch viel zu viel Treibhausgasemissionen verursachen wird. Nicht zu bauen ist aber keine Alternative, weil bauliche Maßnahmen alleine schon für den nachhaltigen Fortschritt unerlässlich sind, z.B. um den umweltfreundlichen Schienenverkehr baulich zu erweitern bzw. zu erhalten. Wir werden dafür weiter Zement, Beton und andere Baustoffe verwenden, die – aus meiner persönlichen Sicht nicht immer ganz zu Recht – in der Gesellschaft keinen guten Ruf genießen. Wie die Wölfe.

Wir können unsere Umwelt positiv verändern, müssen aber als „Zivilingenieure“ alle verfügbaren Hebel in Bewegung setzen, um den kommenden Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Der European Green Deal der Europäischen Kommission ist ein guter Start. Und er setzt mit der Klimaneutralität ein wichtiges Ziel.

Die Klimaneutralität hat eine Maßzahl: die Null. „Menschliche“ Ingenieure brauchen messbare Größen, anhand derer sie ihren Plan verfolgen können, ob sie etwa ihre für 2030 gesteckten (Zwischen-)Klimaziele jeweils erreicht haben werden. Dafür ist jede Benchmark geeignet, solange sie auf Klimaneutralität abzielt und nicht andere Nachhaltigkeitsziele verletzt. Der ökologische Fußabdruck einer geotechnischen Bauaufgabe ist ein guter und wichtiger Indikator. Er sollte schleunigst von den im Prozess Einfluss nehmenden Parteien, d. h. von auftraggebenden, planenden und ausführenden Personen, beachtet werden, um nicht unwissend CO2 und andere Emissionen zu vergeuden. Jede mögliche Reduktion von Emissionen ist wertvoll und sollte auch entsprechend geldwert betrachtet werden. Damit könnten weitere nachhaltige Bauarten über diejenigen hinaus Einsatz finden, die – aufgrund ihrer gleichzeitigen Wirtschaftlichkeit – jetzt schon ihren Markt gefunden haben.

Als Ingenieure sind wir gleichzeitig dazu verpflichtet, uns nicht im Detail zu verlieren und nur tatsächlich relevante Zahlen zu verfolgen. Wir müssen ein einheitliches Bewertungsprinzip etablieren und dabei objektive und transparente Bewertungsregeln anwenden. Eine ökologische Bewertung muss also auf der einen Seite ein Gesamtbauwerk, d. h. die Summe der Bauteile betrachten, auf der anderen Seite den gesamten Lebenszyklus. Die für die Erstellung eines Bauwerks verbrauchten Emissionen lassen sich recht zuverlässig berechnen, im Spezialtiefbau z. B. mit dem von der European Federation of Foundation Contractors erarbeiteten „Carbon Calculator“. Die Projektion über die Lebensdauer eines Bauwerks ist ungleich schwieriger. Ob dessen Nutzung über die folgenden Jahrzehnte tatsächlich planmäßig verläuft oder die Energiebilanz korrekt vorausberechnet wurde, ist unsicher. So wie die Projektleiterin oder der Projektleiter den Bauablauf anhand von Soll-Ist-Vergleichen kontrolliert, sollte in jedem Fall auch der geplante Erfolg der Maßnahmen zum Klimaschutz verifiziert werden. Digitale Methoden können helfen, das Prozessmanagement zu optimieren und können das Qualitätsmanagement unterstützen. Es darf keine Energie verschwendet werden, und es dürfen keine Fehler passieren, deren Beseitigung wiederum Energie kosten würde. In den nächsten Jahren dürfte es in der Geotechnik vor allem darauf ankommen, emissionsarme Baustellen zu planen und abzuwickeln, die Geothermie als regenerierbare Energiequelle in unseren geotechnischen Bauwerken verstärkt nutzbar zu machen und Baustoffe einzusetzen, die das Klima deutlich weniger beanspruchen. Entscheidend wird bei allem sein, weiter „gute Ingenieure“ zu haben.

Wir werden gemeinsam hart arbeiten müssen, um unsere Ziele zu erreichen, und dürfen dabei die Komplexität der Zusammenhänge nicht ignorieren. Die „tierischen Ingenieure“ haben ihr Ökosystem über Millionen von Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Wir müssen hier und heute „tierisch gut“ sein, um unsere ambitionierten Nachhaltigkeitsziele in wenigen Jahrzehnten zu erreichen. 2050 werden wir den 31. Internationalen Tag des Ingenieurwesens für nachhaltige Entwicklung feiern. Bis dahin werden wir weiter bauen und Beton einsetzen, aber trotzdem Biodiversität schaffen. Trampeln wir jeden Widerstand nieder!

Dr.-Ing. Karsten Beckhaus

Mitglied des DGGT-Vorstands

求助全文
通过发布文献求助,成功后即可免费获取论文全文。 去求助
来源期刊
Geotechnik
Geotechnik ENGINEERING, GEOLOGICAL-
CiteScore
1.20
自引率
33.30%
发文量
36
期刊介绍: Die Zeitschrift "geotechnik" ist das Organ der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik e.V (DGGT) und erscheint viermal jährlich. Die Themen- schwerpunkte entsprechen den Fachsektionen der DGGT und umfassen Bodenmechanik, Erd- und Grundbau, Felsmechanik, Ingenieurgeologie, Geokunststoffe sowie Umweltgeotechnik. Die Schwerpunkte einer Ausgabe werden jeweils von einer Fachsektion gestellt und auch um Beiträge aus anderen Themenbereichen ergänzt. Mitteilungen der DGGT, CBTR-Nachrichten des Centrums für Deutsches und Internationales Baugrund- und Tiefbaurecht e.V., Nachrichten aus der Industrie.
期刊最新文献
Inhalt: geotechnik 3/2024 Wie nachhaltig kann die Bautätigkeit sein? 38. Baugrundtagung 2024 in Bremen Titelbild: geotechnik 3/2024 geotechnik Rubriken 3/2024
×
引用
GB/T 7714-2015
复制
MLA
复制
APA
复制
导出至
BibTeX EndNote RefMan NoteFirst NoteExpress
×
×
提示
您的信息不完整,为了账户安全,请先补充。
现在去补充
×
提示
您因"违规操作"
具体请查看互助需知
我知道了
×
提示
现在去查看 取消
×
提示
确定
0
微信
客服QQ
Book学术公众号 扫码关注我们
反馈
×
意见反馈
请填写您的意见或建议
请填写您的手机或邮箱
已复制链接
已复制链接
快去分享给好友吧!
我知道了
×
扫码分享
扫码分享
Book学术官方微信
Book学术文献互助
Book学术文献互助群
群 号:481959085
Book学术
文献互助 智能选刊 最新文献 互助须知 联系我们:info@booksci.cn
Book学术提供免费学术资源搜索服务,方便国内外学者检索中英文文献。致力于提供最便捷和优质的服务体验。
Copyright © 2023 Book学术 All rights reserved.
ghs 京公网安备 11010802042870号 京ICP备2023020795号-1