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Heute jedoch sind sie beide nahezu vergessen. Eine filmhistorische Analyse der Werke fehlte bisher sowohl im Kontext der Filmstudien zu Theresienstadt als auch in Analysen von Dokumentarfilmen uber den Holocaust. Die Darstellung der Geschichte der Filmproduktion sowie der Rezeption der Filme durch die Offentlichkeit, die Presse und das offizielle Kulturinstitut soll diese Lucke schliesen. Gleichzeitig wird die kulturpolitische Bedeutung der Filme im Kontext der Tschechoslowakei der spaten 1950er und fruhen 1960er Jahre untersucht und die Faktoren berucksichtigt, die zu den gegensatzlichen Rezeptionsgeschichten fuhrten. Die Analyse basiert auf Originalrecherchen im Archiv des Judischen Museums in Prag, auf zeitgenossischen Pressekritikern und Quellen der mundlichen Geschichte, einschlieslich zweier Interviews mit Helga Hoskova-Weissova und Anna Hyndrakova (den Uberlebenden, die an den Dreharbeiten beteiligt waren), die von der Autorin im Laufe des Jahres 2019 durchgefuhrt wurden.","PeriodicalId":36127,"journal":{"name":"Apparatus","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-04-03","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":"{\"title\":\"Butterflies Do Not Live Here and On Shoes, Braid and Dummy\",\"authors\":\"Jana Rogoff\",\"doi\":\"10.17892/APP.2019.0009.180\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"In den Jahren 1958 und 1961 wurden in der Tschechoslowakei zwei Dokumentarfilme uber den Holocaust veroffentlicht: Schmetterlinge leben hier nicht / Motýli tady nežiji von Miro Bernat und Uber Schuhchen, Zopf und Schnuller / O botickach, copanku a dudliku von Drahoslav Holub. 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Butterflies Do Not Live Here and On Shoes, Braid and Dummy
In den Jahren 1958 und 1961 wurden in der Tschechoslowakei zwei Dokumentarfilme uber den Holocaust veroffentlicht: Schmetterlinge leben hier nicht / Motýli tady nežiji von Miro Bernat und Uber Schuhchen, Zopf und Schnuller / O botickach, copanku a dudliku von Drahoslav Holub. Beide Filme verwendeten Zeichnungen und Gemalde von judischen Kindern, die zwischen 1941 und 1945 in Theresienstadt inhaftiert waren. Abgesehen von der Arbeit mit dem gleichen Material weisen die Filme stilistische Ahnlichkeiten auf, da beide Regisseure auf Avantgarde-Filmpraktiken der Zwischenkriegszeit zuruckgreifen und auch mit Elementen der Animation experimentieren. Dabei gelang es jedem, seinen eigenen Ansatz zu entwickeln. Auch die Rezeption der Filme war unterschiedlich. Wahrend der erste viel internationale Aufmerksamkeit und Lob erhielt, wurde der letztere kaum bemerkt. Heute jedoch sind sie beide nahezu vergessen. Eine filmhistorische Analyse der Werke fehlte bisher sowohl im Kontext der Filmstudien zu Theresienstadt als auch in Analysen von Dokumentarfilmen uber den Holocaust. Die Darstellung der Geschichte der Filmproduktion sowie der Rezeption der Filme durch die Offentlichkeit, die Presse und das offizielle Kulturinstitut soll diese Lucke schliesen. Gleichzeitig wird die kulturpolitische Bedeutung der Filme im Kontext der Tschechoslowakei der spaten 1950er und fruhen 1960er Jahre untersucht und die Faktoren berucksichtigt, die zu den gegensatzlichen Rezeptionsgeschichten fuhrten. Die Analyse basiert auf Originalrecherchen im Archiv des Judischen Museums in Prag, auf zeitgenossischen Pressekritikern und Quellen der mundlichen Geschichte, einschlieslich zweier Interviews mit Helga Hoskova-Weissova und Anna Hyndrakova (den Uberlebenden, die an den Dreharbeiten beteiligt waren), die von der Autorin im Laufe des Jahres 2019 durchgefuhrt wurden.