{"title":"当女性呼唤切割:玛丽娜·拉兹奇金娜纪录片学院","authors":"D. Shembel","doi":"10.17892/APP.2018.0007.115","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"In den letzten zehn Jahren hat Russland einen erheblichen Aufschwung in der Produktion unabhangiger Dokumentarfilme erlebt. Dieses Phanomen konnte einerseits mit der Suche der russischen liberalen Opposition nach Ausdrucksmoglichkeiten auserhalb staatlicher Kontrolle zusammenhangen und andererseits mit der Entwicklung digitaler Medienumgebungen, die es unabhangigen Dokumentarfilmen ermoglichten, zu einem machtigen Konkurrenten zu allgegenwartigen staatlichen Medien zu werden. Marina Razbezhkinas Schule des dokumentarischen Films, die 2018 ihr zehnjahriges Bestehen feiert, ist zur Hauptquelle der inoffiziellen Dokumentarfilmproduktion in Russland geworden und hat uber 100 von der Kritik gefeierte Filme produziert. Signifikant ist, dass etwa zwei Drittel der Schulerinnen und Schuler Frauen sind, was, wie ich vermute, die asthetischen Entscheidungen der Schule beeinflusst und sie mit der Diskussion einer geschlechtsspezifischen Perspektive in ihrer Arbeit in Verbindung bringt. Wahrend die Asthetik der Schule viele Bestandteile hat, die augenscheinlich mit dem Modus des beobachtenden Realismus und der feministischen Kultur in Verbindung stehen, argumentiere ich, dass gerade die Herangehensweise an die Montage auf neue Perspektiven des Dokumentarfilms in einer sich verandernden digitalen Umgebung hindeutet und Razbežkinas Schule als bedeutendes kulturelles und soziales Phanomen auszeichnet. Die Dokumentationen der Razbežkina-Schule weisen auf die Richtung hin, in der aus einer Konvergenz mehrerer Dokumentarfilme auf digitalen Plattformen einzelne Projekte zu einem dynamischen Medienereignis werden konnen, das mit den traditionellen Herangehensweisen an die Montage konkurriert und das Konzept der partizipativen Montage einfuhrt. Indem ich mehrere Dokumentarfilme, die von weiblichen Regisseuren kreiert wurden, untersuche, zeichne ich die Entwicklungslinie der Montagepraxis der Schule nach, die in eine einzige Einstellung in Polet puli / Flight of a Bullet (2017, Lettland, Russland) von Beata Bubenec mundet und zur Untersuchung neuer kollaborativer Mechanismen fur die Verbreitung und Prasentation von Dokumentarfilmen einladt. Ich untersuche auserdem die wesentlichen Elemente der Asthetik der Schule, das von Razbežkina eingefuhrte Konzept des horizontalen Filmemachens, ihre Beziehung zum Geschlechterdiskurs und ihre Vorlaufer sowie die sozialen, politischen und kulturellen Voraussetzungen, auf die sie sich stutzt.","PeriodicalId":36127,"journal":{"name":"Apparatus","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2019-02-24","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"When Women Call the Cuts: the Marina Razbezhkina School of Documentary Film\",\"authors\":\"D. Shembel\",\"doi\":\"10.17892/APP.2018.0007.115\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"In den letzten zehn Jahren hat Russland einen erheblichen Aufschwung in der Produktion unabhangiger Dokumentarfilme erlebt. 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When Women Call the Cuts: the Marina Razbezhkina School of Documentary Film
In den letzten zehn Jahren hat Russland einen erheblichen Aufschwung in der Produktion unabhangiger Dokumentarfilme erlebt. Dieses Phanomen konnte einerseits mit der Suche der russischen liberalen Opposition nach Ausdrucksmoglichkeiten auserhalb staatlicher Kontrolle zusammenhangen und andererseits mit der Entwicklung digitaler Medienumgebungen, die es unabhangigen Dokumentarfilmen ermoglichten, zu einem machtigen Konkurrenten zu allgegenwartigen staatlichen Medien zu werden. Marina Razbezhkinas Schule des dokumentarischen Films, die 2018 ihr zehnjahriges Bestehen feiert, ist zur Hauptquelle der inoffiziellen Dokumentarfilmproduktion in Russland geworden und hat uber 100 von der Kritik gefeierte Filme produziert. Signifikant ist, dass etwa zwei Drittel der Schulerinnen und Schuler Frauen sind, was, wie ich vermute, die asthetischen Entscheidungen der Schule beeinflusst und sie mit der Diskussion einer geschlechtsspezifischen Perspektive in ihrer Arbeit in Verbindung bringt. Wahrend die Asthetik der Schule viele Bestandteile hat, die augenscheinlich mit dem Modus des beobachtenden Realismus und der feministischen Kultur in Verbindung stehen, argumentiere ich, dass gerade die Herangehensweise an die Montage auf neue Perspektiven des Dokumentarfilms in einer sich verandernden digitalen Umgebung hindeutet und Razbežkinas Schule als bedeutendes kulturelles und soziales Phanomen auszeichnet. Die Dokumentationen der Razbežkina-Schule weisen auf die Richtung hin, in der aus einer Konvergenz mehrerer Dokumentarfilme auf digitalen Plattformen einzelne Projekte zu einem dynamischen Medienereignis werden konnen, das mit den traditionellen Herangehensweisen an die Montage konkurriert und das Konzept der partizipativen Montage einfuhrt. Indem ich mehrere Dokumentarfilme, die von weiblichen Regisseuren kreiert wurden, untersuche, zeichne ich die Entwicklungslinie der Montagepraxis der Schule nach, die in eine einzige Einstellung in Polet puli / Flight of a Bullet (2017, Lettland, Russland) von Beata Bubenec mundet und zur Untersuchung neuer kollaborativer Mechanismen fur die Verbreitung und Prasentation von Dokumentarfilmen einladt. Ich untersuche auserdem die wesentlichen Elemente der Asthetik der Schule, das von Razbežkina eingefuhrte Konzept des horizontalen Filmemachens, ihre Beziehung zum Geschlechterdiskurs und ihre Vorlaufer sowie die sozialen, politischen und kulturellen Voraussetzungen, auf die sie sich stutzt.