{"title":"五岁的幼儿受到社会经济和移民造成的不平等的规模和分配","authors":"Tobias Linberg, Sebastian E. Wenz","doi":"10.25656/01:12967","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"(ProQuest: ... denotes formulae omitted.)1. EinleitungDie Beziehung von Herkunft mit Kompetenzen und Bildungserfolg ist seit langem Gegenstand empirischer Untersuchungen und es existiert eine Vielzahl von Studien, die belegen, dass Indikatoren des soziookonomischen Status und des Migrationshintergrunds mit den sprachlichen Kompetenzen von Kindern im vorschulischen Alter assoziiert sind (z. B. Lee & Burkham, 2002; Niklas, Mollers & Schneider, 2013; Sylva, Melhuish, Sammons, Siraj-Blatchford & Taggart, 2008; Weinert & Ebert, 2013). Fur Deutschland liegen bislang jedoch nur Untersuchungen mit regional begrenzten Stichproben vor, die zumeist die Beantwortung eingegrenzter Forschungsfragen - etwa die Einflusse bestimmter Lernumwelten oder Mechanismen zur Erklarung von migrationsspezifischen Ungleichheiten - fokussieren (z. B. Niklas, Segerer, Schmiedeier & Schneider, 2012; Niklas et ah, 2013; Weinert & Ebert, 2013). Ein vergleichend angelegter Uberblick uber soziale und migrationsspezifische Ungleichheiten in sprachli-chen Kompetenzen von Kindern im Vorschulalter fehlt dagegen fur Deutschland. Zudem wendeten die genannten Studien in der Regel auf Mittelwerten basierende Auswertungsverfahren an (z. B. lineare Regressionen). Damit wird zumindest implizit angenommen, dass die Differenzen an allen Stellen der (konditionalen) Kompetenzverteilung in etwa gleich gros ausfallen bzw. bleibt es unentdeckt, wenn dies nicht der Fall ist.Daher werden in der vorliegenden Studie soziale und migrationsspezifische Ungleichheiten im Wortschatz funfjahriger Kindergartenkinder anhand einer bundesweit gezogenen Stichprobe untersucht und hierbei auf die in der deutschen Bildungsforschung bislang kaum verwendete Methode der Quantilsregression zuruckgegriffen.2. Hintergrund und ForschungsfragenDie Kindheit ist eine Phase intensiver Entwicklungen in kognitiven und nicht-kognitiven Bereichen. Die in der Kindheit erlernten Fahigkeiten sind fur das weitere Lernen und den weiteren Bildungsweg sowie fur gesellschaftliche Teilhabe von groser Bedeutung (Cunha, Heckman, Lochner & Masterov, 2005). Von besonderer Relevanz fur Bildungsprozesse sind dabei sprachliche Kompetenzen, da Vermittlung und Abruf von Wissen im Wesentlichen sprachlich erfolgen. Daruber hinaus wurden Zusammenhange nicht nur mit dem Leseerwerb und Leseverstandnis gezeigt, sondern auch mit Gedachtnisleistungen und Gedachtnisentwicklung, so dass fruhe Unterschiede in sprachlichen Kompetenzen mit Folgen fur ganz unterschiedliche Entwicklungs- und Leistungsbereiche verbunden sein konnen (vgl. Weinert & Ebert, 2013). Die Entwicklung des Wortschatzes wiederum hangt wesentlich von soziookonomischen Ressourcen und den in der hauslichen Lernumwelt erfahrenen sprachlichen Anregungen ab (Hart & Risley, 1995; Hoff, 2003; Niklas et al., 2013). Eine genauere Betrachtung dieser Zusammenhange wird im Folgenden entlang theoretischer Bezuge und des Forschungsstands beschrieben.2.1 Theoretische Bezuge und Forschungsstand2.1.1 Theoretische BezugeDie Beziehungen zwischen Kompetenzen und Kontextmerkmalen lassen sich mit verschiedenen Ansatzen theoretisieren. Okologische Entwicklungstheorien heben unter anderem hervor, wie das angelegte Potential kindlicher Entwicklung durch Merkmale unmittelbarer Lernumwelten hervorgebracht und beeinflusst werden kann (z. B. Bronfenbrenner & Morris, 2006). Die Familie stellt hierbei die erste und wichtigste Lernumwelt dar (z. B. Rosbach, 2011), ihr Anregungsgehalt kann sich jedoch in Abhangigkeit der sozialen Lage der Familien unterscheiden. So verfugen Familien unterschiedlicher sozialer Lagen beispielsweise in unterschiedlich starkem Ausmas uber Ressourcen zur Ausgestaltung dieser Lernumwelten (Betz, 2008). Familiare Investitionsmodelle gehen davon aus, dass Eltern mit groseren finanziellen Ressourcen durch unterschiedliche Unterstutzungsmoglichkeiten in der Lage sind, substantiell in die Entwicklung ihrer Rinder zu investieren, wahrend Familien mit geringem Einkommen gezwungen sind, ihre Ressourcen fur die Befriedigung von unmittelbaren Bedurfnissen der Familie einzusetzen und zudem armutsbedingter Stress mit negativen Konsequenzen fur familiale Prozesse und das kindliche Verhalten assoziiert ist (z. …","PeriodicalId":44888,"journal":{"name":"Journal for Educational Research Online-JERO","volume":"9 1","pages":"77-98"},"PeriodicalIF":0.6000,"publicationDate":"2017-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"21","resultStr":"{\"title\":\"Ausmaß und Verteilung sozioökonomischer und migrationsspezifischer Ungleichheiten im Sprachstand fünfjähriger Kindergartenkinder\",\"authors\":\"Tobias Linberg, Sebastian E. 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Niklas, Segerer, Schmiedeier & Schneider, 2012; Niklas et ah, 2013; Weinert & Ebert, 2013). Ein vergleichend angelegter Uberblick uber soziale und migrationsspezifische Ungleichheiten in sprachli-chen Kompetenzen von Kindern im Vorschulalter fehlt dagegen fur Deutschland. Zudem wendeten die genannten Studien in der Regel auf Mittelwerten basierende Auswertungsverfahren an (z. B. lineare Regressionen). Damit wird zumindest implizit angenommen, dass die Differenzen an allen Stellen der (konditionalen) Kompetenzverteilung in etwa gleich gros ausfallen bzw. bleibt es unentdeckt, wenn dies nicht der Fall ist.Daher werden in der vorliegenden Studie soziale und migrationsspezifische Ungleichheiten im Wortschatz funfjahriger Kindergartenkinder anhand einer bundesweit gezogenen Stichprobe untersucht und hierbei auf die in der deutschen Bildungsforschung bislang kaum verwendete Methode der Quantilsregression zuruckgegriffen.2. Hintergrund und ForschungsfragenDie Kindheit ist eine Phase intensiver Entwicklungen in kognitiven und nicht-kognitiven Bereichen. Die in der Kindheit erlernten Fahigkeiten sind fur das weitere Lernen und den weiteren Bildungsweg sowie fur gesellschaftliche Teilhabe von groser Bedeutung (Cunha, Heckman, Lochner & Masterov, 2005). Von besonderer Relevanz fur Bildungsprozesse sind dabei sprachliche Kompetenzen, da Vermittlung und Abruf von Wissen im Wesentlichen sprachlich erfolgen. Daruber hinaus wurden Zusammenhange nicht nur mit dem Leseerwerb und Leseverstandnis gezeigt, sondern auch mit Gedachtnisleistungen und Gedachtnisentwicklung, so dass fruhe Unterschiede in sprachlichen Kompetenzen mit Folgen fur ganz unterschiedliche Entwicklungs- und Leistungsbereiche verbunden sein konnen (vgl. Weinert & Ebert, 2013). Die Entwicklung des Wortschatzes wiederum hangt wesentlich von soziookonomischen Ressourcen und den in der hauslichen Lernumwelt erfahrenen sprachlichen Anregungen ab (Hart & Risley, 1995; Hoff, 2003; Niklas et al., 2013). Eine genauere Betrachtung dieser Zusammenhange wird im Folgenden entlang theoretischer Bezuge und des Forschungsstands beschrieben.2.1 Theoretische Bezuge und Forschungsstand2.1.1 Theoretische BezugeDie Beziehungen zwischen Kompetenzen und Kontextmerkmalen lassen sich mit verschiedenen Ansatzen theoretisieren. Okologische Entwicklungstheorien heben unter anderem hervor, wie das angelegte Potential kindlicher Entwicklung durch Merkmale unmittelbarer Lernumwelten hervorgebracht und beeinflusst werden kann (z. B. Bronfenbrenner & Morris, 2006). Die Familie stellt hierbei die erste und wichtigste Lernumwelt dar (z. B. Rosbach, 2011), ihr Anregungsgehalt kann sich jedoch in Abhangigkeit der sozialen Lage der Familien unterscheiden. So verfugen Familien unterschiedlicher sozialer Lagen beispielsweise in unterschiedlich starkem Ausmas uber Ressourcen zur Ausgestaltung dieser Lernumwelten (Betz, 2008). 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Ausmaß und Verteilung sozioökonomischer und migrationsspezifischer Ungleichheiten im Sprachstand fünfjähriger Kindergartenkinder
(ProQuest: ... denotes formulae omitted.)1. EinleitungDie Beziehung von Herkunft mit Kompetenzen und Bildungserfolg ist seit langem Gegenstand empirischer Untersuchungen und es existiert eine Vielzahl von Studien, die belegen, dass Indikatoren des soziookonomischen Status und des Migrationshintergrunds mit den sprachlichen Kompetenzen von Kindern im vorschulischen Alter assoziiert sind (z. B. Lee & Burkham, 2002; Niklas, Mollers & Schneider, 2013; Sylva, Melhuish, Sammons, Siraj-Blatchford & Taggart, 2008; Weinert & Ebert, 2013). Fur Deutschland liegen bislang jedoch nur Untersuchungen mit regional begrenzten Stichproben vor, die zumeist die Beantwortung eingegrenzter Forschungsfragen - etwa die Einflusse bestimmter Lernumwelten oder Mechanismen zur Erklarung von migrationsspezifischen Ungleichheiten - fokussieren (z. B. Niklas, Segerer, Schmiedeier & Schneider, 2012; Niklas et ah, 2013; Weinert & Ebert, 2013). Ein vergleichend angelegter Uberblick uber soziale und migrationsspezifische Ungleichheiten in sprachli-chen Kompetenzen von Kindern im Vorschulalter fehlt dagegen fur Deutschland. Zudem wendeten die genannten Studien in der Regel auf Mittelwerten basierende Auswertungsverfahren an (z. B. lineare Regressionen). Damit wird zumindest implizit angenommen, dass die Differenzen an allen Stellen der (konditionalen) Kompetenzverteilung in etwa gleich gros ausfallen bzw. bleibt es unentdeckt, wenn dies nicht der Fall ist.Daher werden in der vorliegenden Studie soziale und migrationsspezifische Ungleichheiten im Wortschatz funfjahriger Kindergartenkinder anhand einer bundesweit gezogenen Stichprobe untersucht und hierbei auf die in der deutschen Bildungsforschung bislang kaum verwendete Methode der Quantilsregression zuruckgegriffen.2. Hintergrund und ForschungsfragenDie Kindheit ist eine Phase intensiver Entwicklungen in kognitiven und nicht-kognitiven Bereichen. Die in der Kindheit erlernten Fahigkeiten sind fur das weitere Lernen und den weiteren Bildungsweg sowie fur gesellschaftliche Teilhabe von groser Bedeutung (Cunha, Heckman, Lochner & Masterov, 2005). Von besonderer Relevanz fur Bildungsprozesse sind dabei sprachliche Kompetenzen, da Vermittlung und Abruf von Wissen im Wesentlichen sprachlich erfolgen. Daruber hinaus wurden Zusammenhange nicht nur mit dem Leseerwerb und Leseverstandnis gezeigt, sondern auch mit Gedachtnisleistungen und Gedachtnisentwicklung, so dass fruhe Unterschiede in sprachlichen Kompetenzen mit Folgen fur ganz unterschiedliche Entwicklungs- und Leistungsbereiche verbunden sein konnen (vgl. Weinert & Ebert, 2013). Die Entwicklung des Wortschatzes wiederum hangt wesentlich von soziookonomischen Ressourcen und den in der hauslichen Lernumwelt erfahrenen sprachlichen Anregungen ab (Hart & Risley, 1995; Hoff, 2003; Niklas et al., 2013). Eine genauere Betrachtung dieser Zusammenhange wird im Folgenden entlang theoretischer Bezuge und des Forschungsstands beschrieben.2.1 Theoretische Bezuge und Forschungsstand2.1.1 Theoretische BezugeDie Beziehungen zwischen Kompetenzen und Kontextmerkmalen lassen sich mit verschiedenen Ansatzen theoretisieren. Okologische Entwicklungstheorien heben unter anderem hervor, wie das angelegte Potential kindlicher Entwicklung durch Merkmale unmittelbarer Lernumwelten hervorgebracht und beeinflusst werden kann (z. B. Bronfenbrenner & Morris, 2006). Die Familie stellt hierbei die erste und wichtigste Lernumwelt dar (z. B. Rosbach, 2011), ihr Anregungsgehalt kann sich jedoch in Abhangigkeit der sozialen Lage der Familien unterscheiden. So verfugen Familien unterschiedlicher sozialer Lagen beispielsweise in unterschiedlich starkem Ausmas uber Ressourcen zur Ausgestaltung dieser Lernumwelten (Betz, 2008). Familiare Investitionsmodelle gehen davon aus, dass Eltern mit groseren finanziellen Ressourcen durch unterschiedliche Unterstutzungsmoglichkeiten in der Lage sind, substantiell in die Entwicklung ihrer Rinder zu investieren, wahrend Familien mit geringem Einkommen gezwungen sind, ihre Ressourcen fur die Befriedigung von unmittelbaren Bedurfnissen der Familie einzusetzen und zudem armutsbedingter Stress mit negativen Konsequenzen fur familiale Prozesse und das kindliche Verhalten assoziiert ist (z. …