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Wanderungsmotive ausgewählter Bevölkerungsgruppen in Kärnten
In Regionen mit Bevolkerungsruckgang werden vor allem seitens der Politik immer wieder Masnahmen zum Bevolkerungserhalt diskutiert. Im Hinblick darauf ist es das Ziel dieses Artikels, Verbleibe- und Wanderungsmotive besser zu verstehen, um beurteilen zu konnen, ob und wie weit es moglich ware, das Wanderungsverhalten in Ab- und Zuwanderungsorten zu beeinflussen. Karnten bietet sich als Untersuchungsraum an, weil hier schon grose Teile des Bundeslandes vom Bevolkerungsruckgang betroffen sind und auch langfristig eine negative Bevolkerungsentwicklung prognostiziert ist. In einer Untersuchungsreihe wurde daher der Frage nachgegangen, was speziell junge Berufseinsteiger, aber auch altere Berufstatige im Allgemeinen sowie im Ruhestand befindliche Personen bewegt, ihren Wohnort zu verlegen. Die empirische Untersuchung erfolgte durch offene Interviews mit Personen der genannten Gruppen, die retrospektiv ihre Wanderungsmotive nannten und diese entsprechend ihrer personlichen Bedeutung gewichteten. Es standen somit qualitative und quantitative Daten von 584 Personen zur Verfugung, was eine detaillierte Auswertung erlaubte. Das Ergebnis zeigt, dass bei Wanderungen von Berufseinsteigern in hohere Zentren berufsbezogene Motive im Vordergrund stehen und dass diese Motive in linearer Abfolge immer gewichtiger werden, je hoherrangiger das Zuwanderungszentrum ist. Im Gegenzug verlieren die Motive bezuglich sozialer Beziehungen als zweitstarkste Gruppe mit zunehmender Zentralitatsstufe an Bedeutung. Versorgungs- und dienstleistungsbezogene Motive bleiben als drittwichtigste Gruppe eher konstant. Insgesamt steht fur Berufseinsteiger die Arbeitsmigration im Vordergrund. Beim Verbleib von Berufseinsteigern im landlichen Raum oder bei der Zuwanderung von Berufstatigen und Pensionierten in diesen sowie in Mittelzentren ist es umgekehrt. Die gewichtigste Motivkategorie sind soziale Beziehungen, knapp gefolgt von der Kategorie der umfeldbezogenen Motive. Berufsbezogene sowie versorgungs- und dienstleistungsbezogene Motive haben den geringsten Stellenwert. Hier steht der Typ der „Lifestyle Migration“ im Vordergrund.