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Zum anderen untersuchen wir, wie sich die argentinische Agrarindustrie in den Neostrukturalismus einordnen lasst und richten unseren Blick auf soziale Widerspruche, die aus der entsprechenden politischen Praxis unter den Kirchner-Regierungen erwachsen. Wir analysieren den Sojaboom unter Einbezug agrarpolitischer, sozio-okonomischer und ideologisch-diskursiver Gesichtspunkte. Zu den wichtigsten Punkten gehoren diesbezuglich die tiefgreifende Rekonfiguration der Agrarproduktion sowie Prozesse der Finanzialisierung und wirtschaftlichen Konzentration. Die tiefgreifenden Veranderungen schliesen neben einer weitreichenden Neuordnung der Sozialstrukturen auf dem Land auch prekare Arbeitsbedingungen und mitunter gewaltsame Vertreibungen etwa im nordwestlichen Chaco ein. Wir gelangen im Hinblick auf den untersuchten Wirtschaftszweig zu dem Schluss, dass der Neostrukturalismus argentinischer Auslegung nicht zu den positiven soziookonomischen Entwicklungen gefuhrt hat, die angekundigt worden waren. Vielmehr konnten jene dominanten Akteure, die vom Agribusiness am meisten profitieren, ihre Position in dem sudamerikanischen Land in den letzten Jahren weiter ausbauen.","PeriodicalId":44639,"journal":{"name":"Zeitschrift Fur Wirtschaftsgeographie","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":1.8000,"publicationDate":"2018-03-26","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"5","resultStr":"{\"title\":\"Lateinamerikanischer Neostrukturalismus: Sojaboom und wirtschaftliche Konzentration in Argentinien\",\"authors\":\"B. 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Lateinamerikanischer Neostrukturalismus: Sojaboom und wirtschaftliche Konzentration in Argentinien
Anfang der 2000er-Jahre haben einige lateinamerikanische Staaten im Zuge der Wahl sozialdemokratischer Regierungen und im Zusammenhang mit der neostrukturalistischen Entwicklungsagenda der CEPAL eine Wirtschaftspolitik proklamiert, die exportorientiertes Wachstum und soziale Anliegen vereinen sollte. In Argentinien ist diese Strategie eng mit einem Boom in der Sojaindustrie verbunden. Letztere hat fur die Okonomie des Landes eine zentrale Bedeutung und dient dem vorliegenden Beitrag als Beispiel, um die argentinische Variante des Neostrukturalismus einer kritischen, empirisch fundierten Analyse zu unterziehen. Dabei diskutieren wir den entwicklungsokonomischen Ansatz zum einen konzeptionell. Zum anderen untersuchen wir, wie sich die argentinische Agrarindustrie in den Neostrukturalismus einordnen lasst und richten unseren Blick auf soziale Widerspruche, die aus der entsprechenden politischen Praxis unter den Kirchner-Regierungen erwachsen. Wir analysieren den Sojaboom unter Einbezug agrarpolitischer, sozio-okonomischer und ideologisch-diskursiver Gesichtspunkte. Zu den wichtigsten Punkten gehoren diesbezuglich die tiefgreifende Rekonfiguration der Agrarproduktion sowie Prozesse der Finanzialisierung und wirtschaftlichen Konzentration. Die tiefgreifenden Veranderungen schliesen neben einer weitreichenden Neuordnung der Sozialstrukturen auf dem Land auch prekare Arbeitsbedingungen und mitunter gewaltsame Vertreibungen etwa im nordwestlichen Chaco ein. Wir gelangen im Hinblick auf den untersuchten Wirtschaftszweig zu dem Schluss, dass der Neostrukturalismus argentinischer Auslegung nicht zu den positiven soziookonomischen Entwicklungen gefuhrt hat, die angekundigt worden waren. Vielmehr konnten jene dominanten Akteure, die vom Agribusiness am meisten profitieren, ihre Position in dem sudamerikanischen Land in den letzten Jahren weiter ausbauen.