{"title":"Familiäre Cholestasen","authors":"Richard Thompson","doi":"10.1159/000240393","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Der Begriff «familiär» stellt eine etwas unglückliche Wortwahl dar. Zwar umfasst die Definition familiärer Erkrankungen auch den Aspekt der «Heredität», aber der Begriff legt die Vermutung nahe, dass die Krankheit normalerweise auch bei anderen Familienmitgliedern auftritt. Dies jedoch ist bei vielen der in diesem Artikel beschriebenen Erkrankungen häufig nicht der Fall, so dass die sogenannten familiären Erkrankungen bei der Diagnosestellung möglicherweise übersehen werden. Die Cholestase wird von Ärzten, Pathologen und Biochemikern unterschiedlich definiert. Auch Kinderärzte und Hepatologen für Erwachsene verwenden den Begriff «cholestatische Lebererkrankung» häufig unterschiedlich. Die pathogenen Mechanismen ähneln sich jedoch zunehmend. Die am häufigsten von Kinderärzten diagnostizierte cholestatische Lebererkrankung, die Gallenatresie, unterscheidet sich stark von den meisten anderen Erkrankungen, da es keine Late-Onset-Form der Erkrankung zu geben scheint und die Erkrankung fast niemals familiär auftritt. In der Hoffnung, diese Schwierigkeiten zu überwinden, wurden inzwischen mehrere internationale Initiativen zur Zusammenarbeit ins Leben gerufen (http://www.barcnetwork.org/, http://www.orpha.net/nestasso/EFBAR/, http://www.biliary-atresia.com/index_frameset_ebar.html). In ihrer täglichen Praxis sehen sich die pädiatrischen Hepatologen einer Gruppe von Säuglingen mit Gelbsucht unbekannter Ursache gegenüber. Die Angelegenheit hat sich in vieler Hinsicht dadurch verschlimmert, dass wir seit langem wissen, dass sich der Zustand bei einem beträchtlichen Teil der Säuglinge spontan bessert, bei anderen jedoch verschlechtert. In den ersten Lebensmonaten gestaltet sich eine klinische Prognose (Outcome) bei den einzelnen Patienten noch schwierig. Zumindest in der Gruppe mit schlechtem Outcome zeichnet sich inzwischen die für die Krankheit verantwortliche Ursache in einer steigenden Zahl von Fällen ab. Die grössten Fortschritte bei unseren Bemühungen, die Erkrankungen dieser Kinder zu enträtseln, wurden infolge unseres besseren Verständnisses der genetischen Ätiologie dieser Erkrankungen erzielt. Ferner hat sich gezeigt, dass die genetisch bedingte cholestatische Lebererkrankung nicht auf die Pädiatrie beschränkt ist. Wir sind gerade erst dabei, die Frage, in welchem Umfang die Genetik zu der Late-Onset-Form der Erkrankung beiträgt, zu enträtseln.","PeriodicalId":294450,"journal":{"name":"Annales Nestlé (Deutsche Ausg.)","volume":"15 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2009-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Annales Nestlé (Deutsche Ausg.)","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1159/000240393","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Der Begriff «familiär» stellt eine etwas unglückliche Wortwahl dar. Zwar umfasst die Definition familiärer Erkrankungen auch den Aspekt der «Heredität», aber der Begriff legt die Vermutung nahe, dass die Krankheit normalerweise auch bei anderen Familienmitgliedern auftritt. Dies jedoch ist bei vielen der in diesem Artikel beschriebenen Erkrankungen häufig nicht der Fall, so dass die sogenannten familiären Erkrankungen bei der Diagnosestellung möglicherweise übersehen werden. Die Cholestase wird von Ärzten, Pathologen und Biochemikern unterschiedlich definiert. Auch Kinderärzte und Hepatologen für Erwachsene verwenden den Begriff «cholestatische Lebererkrankung» häufig unterschiedlich. Die pathogenen Mechanismen ähneln sich jedoch zunehmend. Die am häufigsten von Kinderärzten diagnostizierte cholestatische Lebererkrankung, die Gallenatresie, unterscheidet sich stark von den meisten anderen Erkrankungen, da es keine Late-Onset-Form der Erkrankung zu geben scheint und die Erkrankung fast niemals familiär auftritt. In der Hoffnung, diese Schwierigkeiten zu überwinden, wurden inzwischen mehrere internationale Initiativen zur Zusammenarbeit ins Leben gerufen (http://www.barcnetwork.org/, http://www.orpha.net/nestasso/EFBAR/, http://www.biliary-atresia.com/index_frameset_ebar.html). In ihrer täglichen Praxis sehen sich die pädiatrischen Hepatologen einer Gruppe von Säuglingen mit Gelbsucht unbekannter Ursache gegenüber. Die Angelegenheit hat sich in vieler Hinsicht dadurch verschlimmert, dass wir seit langem wissen, dass sich der Zustand bei einem beträchtlichen Teil der Säuglinge spontan bessert, bei anderen jedoch verschlechtert. In den ersten Lebensmonaten gestaltet sich eine klinische Prognose (Outcome) bei den einzelnen Patienten noch schwierig. Zumindest in der Gruppe mit schlechtem Outcome zeichnet sich inzwischen die für die Krankheit verantwortliche Ursache in einer steigenden Zahl von Fällen ab. Die grössten Fortschritte bei unseren Bemühungen, die Erkrankungen dieser Kinder zu enträtseln, wurden infolge unseres besseren Verständnisses der genetischen Ätiologie dieser Erkrankungen erzielt. Ferner hat sich gezeigt, dass die genetisch bedingte cholestatische Lebererkrankung nicht auf die Pädiatrie beschränkt ist. Wir sind gerade erst dabei, die Frage, in welchem Umfang die Genetik zu der Late-Onset-Form der Erkrankung beiträgt, zu enträtseln.