Erinnern und Vergessen. Methodische Gedanken und mittelalterliche Perspektiven zu zwei Paradigmen am Schnittpunkt von Memoria und Geschichte

Gordon Blennemann
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Abstract

Erinnern und Vergessen – die komplementären Gegenstände dieses Bandes – gehören zu den grundlegenden sozialen Praktiken des Menschen. Historiker begegnen den beiden mit besonderem Interesse, nähern sich ihnen aus einer doppelten Perspektive: aus der methodischen Distanz objektivierender Wissenschaft und zugleich im Bewusstsein der subjektiven Nähe des erinnernden und vergessenden, am kollektiven Erinnerungsprozess beteiligten Individuums. In der Beschäftigung mit dem Erinnern und dem Vergessen reflektieren sie somit nicht allein wissenschaftliche Gegenstände, sondern ebenso die historisch-anthropogene Tiefe eigener sozialer Praxis. Erinnern und Vergessen führen Historiker ins Zentrum des Spannungsfeldes zwischen Distanz und Empathie gegenüber dem historischen Subjekt, zu dem sie in Dialog treten. Rhetorisch und erkenntnistheoretisch betrachtet deuten Erinnern und Vergessen zugleich auf das analogische Verhältnis des Historikers zu den Menschen vergangener Zeiten, deren Erfahrungen und Praktiken er versucht zu ergründen. Sie besitzen damit paradigmatisches Potential.1 Diesem Grundgedanken der paradigmatischen Dimension von Erinnern und Vergessen als Beispiele für auf Analogiedenken gestützte Zugangsformen zur Vergangenheit, in denen sich soziale Praxis und historisches Denken verbinden, möchte ich mich auf der Grundlage von Patrick Gearys Buch Phantoms of Remembrance und den Beiträgen zu diesem Band – keinesfalls summierend, eher eklektisierend – nähern, um an die bereits von Geary vorgenommene Problematisierung einer für unser Thema zentralen methodischen Trennlinie anzuknüpfen. Ich meine die von Maurice Halbwachs (1877–1945) etablierte Trennung zwischen Geschichte und (kollektivem) Gedächtnis.
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回想和遗忘从方法的思考和中世纪的观点转换成两种思维模式在"孟加拉历史"交汇的中心
此种车内互补的东西是人类社会的基本做法之一。历史学家在面对这两个课题时都需要亲自从两个角度面对:在测量方法的距离感和参与集体记忆过程的主观接近感。由此可见,在研究记忆和遗忘时,人们所反映的不仅是科学研究的内容,也包括自身社会实践的历史及人为因素。历史学家把记忆和遗忘带领到他们对话的历史对象之间的距离和情感冲突的中心。无论是反论还是学术,他们都提出回忆,也忘记了历史家与古代民众的相似关系,他试图洞察他们的经历和实践。他们拥有paradigmatisches Potential.1这个论点paradigmatischen空间记忆和忘记过去为依据Analogiedenken Zugangsformen事例之外的社会实践和历史思考结合起来,但我想要基于帕特里克的书Phantoms of: summierend和捐款作出了这个乐队,更eklektisierend接近,进而进而成为行为的核心方法我指的是莫里斯·半宙斯在1877年到1945年的历史和集体记忆之间的固定分离。
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