Kollektive als Zurechnungssubjekte

J. Renzikowski
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Abstract

Auf den ersten Blick scheint das Thema nicht viel mit der Normentheorie zu tun zu haben. Schließlich wird etwa die Frage, ob und inwieweit juristische Personen bestraft werden können, bislang nicht im Kontext der Unterscheidung von primären Verhaltensund sekundären Sanktionsnormen diskutiert. Ein Bezug ergibt sich aus dem Begriff der „Zurechnung“. Denn alle Normen richten sich an Personen, d.h. Subjekte, deren „Handlungen einer Zurechnung fähig sind“.1 Der hierbei angesprochene Begriff der Zurechnung, wie er in einer bis auf Aristoteles zurückreichenden Tradition in der praktischen Philosophie der Aufklärung ausgearbeitet wurde,2 ist streng zu unterscheiden von der heute in der Strafrechtsdogmatik üblichen Verwendung dieses Ausdrucks. So bezeichnet die sog. „objektive Zurechnung“ die Verwirklichung eines unerlaubten Risikos in einem rechtlich missbilligten Erfolg und beschreibt damit nichts anderes als einen unerwünschten Geschehensablauf, in den ein Mensch als potentieller Täter involviert ist, und der daher grundsätzlich Gegenstand von Verhaltensnormen sein kann. Aber die „objektive Zurechnung“ sagt nach ihrem Selbstverständnis nichts darüber aus, ob der Normadressat diesen Geschehensablauf auch hätte vermeiden können, denn das Schuldurteil kommt ja erst nach der Feststellung der Rechtswidrigkeit. Davon abgesehen knüpft sie an ein Verständnis von Kausalität als Äquivalenz aller Bedingungen an, welches etwa die Geburt eines Kindes zugleich als Verursachung seines Todes ansieht, so dass man sich fragen kann, ob es sich überhaupt um einen sinnvollen Begriff handelt.3 I.
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乍一看,这就是所谓的诺德学说最后,关于是否以及在何种程度上惩罚法人还没有根据制裁的初级和二级标准来进行讨论。有一个关系源自“正义”一词。……因为一切规范都是针对那些“行如常”的行为的人。1另外,基于亚里士多德治本的启蒙教育实践传统,提出的“吸收”这一概念2跟现时代刑事教条一般使用的“吸收”概念截然不同。这般称呼漩涡“客观地承认”,即在法律上不获批准的成功中实现非法危险,这种做法无非是人作为罪犯可能引发的不受欢迎的事件,因此可能会引发行为准则。然而,根据他们的理解,“客观解法”并不说明通过规范是否能避免这样的行为,因为要知道偿付责任是违法的。此外,这就把因果关系定义为等同所有条件的分析,例如,把一名儿童的出生当作因果关系,这就不妨怀疑这是个合理的概念。3I .
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