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Abstract
Nach der Einführung in das Feld der Entwicklungspolitik mit seinen wechselhaften Rahmenbedingungen sowie einem Blick auf Akteure und ihre Motive und Handlungsorientierungen stehen in den folgenden drei Kapiteln Interaktionen zwischen expatriates und Counterparts in konkreten Arenen im Vordergrund.1 In diesen Arenen lässt sich eine gemeinsame Entwicklungslinie identifizieren. Während die 1960er und frühen 1970er-Jahre breite Gestaltungsmöglichkeiten für eine Reihe von Akteuren boten, mussten die meisten Beteiligten – zumindest all jene ohne privilegierten Zugang zu ökonomischem Kapital – in den 1980er-Jahren auf engem Raum manövrieren. Politische Visionen mit langfristigem und oft globalem Horizont verloren an Praxisrelevanz und wurden von Strategien zur kurzfristigen Krisenbearbeitung im nationalen oder lokalen Rahmen verdrängt. Diese Verschiebungen werden in der diachronen Perspektive der Fallstudien deutlich. Während westdeutsches Entwicklungspersonal von den materiellen Knappheiten persönlich viel weniger betroffen war, mussten sie ihre Handlungsweise doch auf diese neuen Voraussetzungen einstellen – wie die Fallstudien zur Universität Dar es Salaam und dem regionalen Entwicklungsprogramm TIRDEP zeigen. Den Beginn macht jedoch ein Einblick in die Tätigkeit deutscher Finanzund Wirtschaftsberater in Tansania. Eine beratende Funktion bot im Gegensatz zu einer ausführenden Tätigkeit eine Reihe von Vorteilen. Sie erlaubte Distanz zu Alltagsaufgaben und Übersicht, ermöglichte eher den Zugang zu EntscheidungsträgerInnen und die Verfolgung politischer Zielsetzungen durch die Erarbeitung von Konzepten und Vorlagen. Ein Berater galt als erfolgreich, wenn er das Vertrauen des jeweiligen Counterparts gewonnen hatte und seine Ratschläge, die sowohl der politischen Ausrichtung des Gastlandes wie auch den wirtschaftlichen und politischen Interessen des Entsendelandes zu entsprechen hatten, Beachtung fanden. Beratungsaufgaben waren aber auch besonders heikel,weil sie nochmehr als andere Einsatzmodi von Counterpartinteressen und politischen Konjunkturen abhingen. Die goldene Regel aus der Erfahrung der beratenden Entwicklungsarbeit lautete daher: „Die