{"title":"Literalität als soziale Praxis - Bedeutungen von Schriftsprachlichkeit","authors":"Antje Pabst, Christine Zeuner","doi":"10.3278/REP1103W036","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Jüngste Erhebungen zur Leseund Schreibfähigkeit der Bevölkerung weisen nach, dass 7,5 Millionen Erwachsene (einschließlich Personen mit einer anderen Erstsprache als Deutsch) gemessen an einer internationalen Kompetenzskala für Leseund Schreibfähigkeiten höchstens Stufe 3 erreichen (vgl. Grotlüschen/Riekmann 2011, S. 41).1 Bei Personen mit Deutsch als Erstsprache beläuft sich die Zahl der funktionalen Analphabeten auf 4,4 Millionen (ebd.). Vor dem Hintergrund dieser Zahlen, nach denen ca. zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland als funktionale Analphabeten gelten, stellt sich die Frage nach der Bedeutsamkeit der Beherrschung von Schriftsprache für das Individuum und die Gesellschaft. In der Regel wird angenommen, dass Schriftsprachschwierigkeiten soziale, politische und berufliche Exklusion zur Folge haben und Betroffene auf diese Weise mehrfach benachteiligt werden (vgl. UNESCO 2010, S. 94). Der nachfolgende Beitrag stellt ausgewählte Ergebnisse eines Projekts vor, das im Rahmen des Förderschwerpunkts Alphabetisierung/Grundbildung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) von März 2008 bis September 2010 durchgeführt wurde (Zeuner/Pabst 2011).2 Im Anschluss an den international diskutierten Ansatz „Literalität als soziale Praxis“ (Street 1995) war es das Ziel, die Bedeutung von Schriftsprachlichkeit im Rahmen einer ethnographischen Studie zu erschließen. Literalität als soziale Praxis bedeutet, dass Individuen ihre jeweiligen Schreibund Lesekompetenzen in einem differenzierten sozialen Umfeld adäquat und nutzbringend handhaben und einsetzen können.","PeriodicalId":210907,"journal":{"name":"REPORT - Zeitschrift für Weiterbildungsforschung 03/2011","volume":"18 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2011-09-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"6","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"REPORT - Zeitschrift für Weiterbildungsforschung 03/2011","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.3278/REP1103W036","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Jüngste Erhebungen zur Leseund Schreibfähigkeit der Bevölkerung weisen nach, dass 7,5 Millionen Erwachsene (einschließlich Personen mit einer anderen Erstsprache als Deutsch) gemessen an einer internationalen Kompetenzskala für Leseund Schreibfähigkeiten höchstens Stufe 3 erreichen (vgl. Grotlüschen/Riekmann 2011, S. 41).1 Bei Personen mit Deutsch als Erstsprache beläuft sich die Zahl der funktionalen Analphabeten auf 4,4 Millionen (ebd.). Vor dem Hintergrund dieser Zahlen, nach denen ca. zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland als funktionale Analphabeten gelten, stellt sich die Frage nach der Bedeutsamkeit der Beherrschung von Schriftsprache für das Individuum und die Gesellschaft. In der Regel wird angenommen, dass Schriftsprachschwierigkeiten soziale, politische und berufliche Exklusion zur Folge haben und Betroffene auf diese Weise mehrfach benachteiligt werden (vgl. UNESCO 2010, S. 94). Der nachfolgende Beitrag stellt ausgewählte Ergebnisse eines Projekts vor, das im Rahmen des Förderschwerpunkts Alphabetisierung/Grundbildung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) von März 2008 bis September 2010 durchgeführt wurde (Zeuner/Pabst 2011).2 Im Anschluss an den international diskutierten Ansatz „Literalität als soziale Praxis“ (Street 1995) war es das Ziel, die Bedeutung von Schriftsprachlichkeit im Rahmen einer ethnographischen Studie zu erschließen. Literalität als soziale Praxis bedeutet, dass Individuen ihre jeweiligen Schreibund Lesekompetenzen in einem differenzierten sozialen Umfeld adäquat und nutzbringend handhaben und einsetzen können.