{"title":"Psychische Komorbidität und andere Problemlagen","authors":"J. Bengel","doi":"10.1055/S-0042-115620","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die medizinische Rehabilitation dient dazu, die langfristigen Folgen einer Gesundheitsschädigung zuminimieren. Die Rehabilitanden kommen je nach im Vordergrund stehender Erkrankung in indikationsbezogene Einrichtungen, z.B. eine orthopädische oder psychosomatische Rehabilitationsklinik. In der Regel finden sich jedoch weitere Diagnosen und Problemlagen, die krankheitsübergreifende Fragen (z.B. Probleme am Arbeitsplatz) und/oder andere Indikationen (z.B. psychische Belastung) betreffen. Die Rehabilitation orientiert sich dabei an den 3 zentralen Dimensionen Funktionen, Aktivitäten und Teilhabe, wie sie im ICF-Modell der WHO formuliert sind. In den Reha-Konzepten und den Reha-Therapiestandards sind u.a. Maßnahmen für berufliche Problemlagen, für die (Vorbereitung der) Nachsorge und für psychische Komorbidität gefordert und formuliert; Konzepte und Modelle wurden entwickelt und auch teilweise evaluiert. Die medizinische Rehabilitation hat in den letzten Jahren insbesondere Diagnostik und Therapie bei psychischen Belastungen und Störungen ausgebaut und auch die spezifische verhaltensmedizinischorthopädische Rehabilitation (VMO) eingeführt. J. Dannenmeier et al. vergleichen eine spezielle Form der VMO mit der klassischen orthopädischen und psychosomatischen Rehabilitation. In dieser Fallkontrollstudie konnte die Verbund-Rehabilitation (Orthopädie-Psychosomatik) die spezifischen Effekte – physische und psychische Parameter – der orthopädischen und psychosomatischen Rehabilitation vereinen. Eine psychische Komorbidität verdoppelt bei jüngeren Patienten das Risiko für eine Erwerbsminderungsrente. Dies zeigt eine Analyse eines Routinedatensatzes der Deutschen Rentenversicherung von C. Schmidt. Ebenfalls auf der Basis von Routinedaten der Deutschen Rentenversicherung zeigen C. Hetzel und M. Streibelt, dass die berufliche Wiedereingliederung nach beruflichen Bildungsleistungen vom Arbeitsmarkt abhängt. Bei höherer Arbeitslosenquote sinkt erwartungsgemäß die Wahrscheinlichkeit, in ein Beschäftigungsverhältnis zurückzukehren, wobei auf der individuellen Ebene weitere Faktoren wie u.a. Bildung und Einkommen Einfluss nehmen. Eine Praxisempfehlung für psychologische Maßnahmen in der medizinischen Rehabilitation für Patienten mit Typ-2-Diabetes legen C. Reese et al. vor. Die Entwicklung der Empfehlungen erfolgte auf der Basis verfügbarer Evidenz und unter Einbeziehung von Klinikern und Wissenschaftler, die die einzelnen Empfehlungen konsentiert haben. Am Beispiel einer Studie zu kurzfristigen Effekten der Rehabilitation bei Patienten mit Fibromyalgiesyndrom diskutieren N. Gerdes und E. Farin das Problem, welche Parameter für die Bewertung eines Therapieerfolgs herangezogen werden sollten. Die üblichen Effektstärken sollten durch Angaben zum individuellen therapeutischen Fortschritt ergänzt werden. M. Schuler et al. evaluieren formativ die „MBO® Kompakt-Neurowoche“ – eine intensivierte berufsbezogene Behandlungsmaßnahme für neurologische Patienten. Die Rehabilitanden berichten eine höhere berufsbezogene Behandlungsmotivation und eine bessere subjektive Erwerbsprognose. J. Lamprecht et al. stellen die Entwicklung eines kurzen Instruments zur Erfassung von qualitativen, quantitativen sowie strukturellen Merkmalen der sozialen Beziehungen chronisch Kranker vor. Die Autoren haben den Fragebogen an orthopädischen, onkologischen und psychosomatischen Rehabilitanden psychometrisch getestet. Eine Literaturübersicht von S. Roch und P. Hampel dokumentiert die steigende Bedeutung einer psychischen Komorbidität bei chronischen Rückenschmerzen. Die Forschung legt in den letzten Jahren vermehrt Studien zu psychologisch-psychotherapeutischen Maßnahmen bei chronischen Rückenschmerzen vor, die eine gute Effektivität aufweisen.","PeriodicalId":423642,"journal":{"name":"Rehabilitation Die","volume":"12 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2016-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Rehabilitation Die","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1055/S-0042-115620","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Die medizinische Rehabilitation dient dazu, die langfristigen Folgen einer Gesundheitsschädigung zuminimieren. Die Rehabilitanden kommen je nach im Vordergrund stehender Erkrankung in indikationsbezogene Einrichtungen, z.B. eine orthopädische oder psychosomatische Rehabilitationsklinik. In der Regel finden sich jedoch weitere Diagnosen und Problemlagen, die krankheitsübergreifende Fragen (z.B. Probleme am Arbeitsplatz) und/oder andere Indikationen (z.B. psychische Belastung) betreffen. Die Rehabilitation orientiert sich dabei an den 3 zentralen Dimensionen Funktionen, Aktivitäten und Teilhabe, wie sie im ICF-Modell der WHO formuliert sind. In den Reha-Konzepten und den Reha-Therapiestandards sind u.a. Maßnahmen für berufliche Problemlagen, für die (Vorbereitung der) Nachsorge und für psychische Komorbidität gefordert und formuliert; Konzepte und Modelle wurden entwickelt und auch teilweise evaluiert. Die medizinische Rehabilitation hat in den letzten Jahren insbesondere Diagnostik und Therapie bei psychischen Belastungen und Störungen ausgebaut und auch die spezifische verhaltensmedizinischorthopädische Rehabilitation (VMO) eingeführt. J. Dannenmeier et al. vergleichen eine spezielle Form der VMO mit der klassischen orthopädischen und psychosomatischen Rehabilitation. In dieser Fallkontrollstudie konnte die Verbund-Rehabilitation (Orthopädie-Psychosomatik) die spezifischen Effekte – physische und psychische Parameter – der orthopädischen und psychosomatischen Rehabilitation vereinen. Eine psychische Komorbidität verdoppelt bei jüngeren Patienten das Risiko für eine Erwerbsminderungsrente. Dies zeigt eine Analyse eines Routinedatensatzes der Deutschen Rentenversicherung von C. Schmidt. Ebenfalls auf der Basis von Routinedaten der Deutschen Rentenversicherung zeigen C. Hetzel und M. Streibelt, dass die berufliche Wiedereingliederung nach beruflichen Bildungsleistungen vom Arbeitsmarkt abhängt. Bei höherer Arbeitslosenquote sinkt erwartungsgemäß die Wahrscheinlichkeit, in ein Beschäftigungsverhältnis zurückzukehren, wobei auf der individuellen Ebene weitere Faktoren wie u.a. Bildung und Einkommen Einfluss nehmen. Eine Praxisempfehlung für psychologische Maßnahmen in der medizinischen Rehabilitation für Patienten mit Typ-2-Diabetes legen C. Reese et al. vor. Die Entwicklung der Empfehlungen erfolgte auf der Basis verfügbarer Evidenz und unter Einbeziehung von Klinikern und Wissenschaftler, die die einzelnen Empfehlungen konsentiert haben. Am Beispiel einer Studie zu kurzfristigen Effekten der Rehabilitation bei Patienten mit Fibromyalgiesyndrom diskutieren N. Gerdes und E. Farin das Problem, welche Parameter für die Bewertung eines Therapieerfolgs herangezogen werden sollten. Die üblichen Effektstärken sollten durch Angaben zum individuellen therapeutischen Fortschritt ergänzt werden. M. Schuler et al. evaluieren formativ die „MBO® Kompakt-Neurowoche“ – eine intensivierte berufsbezogene Behandlungsmaßnahme für neurologische Patienten. Die Rehabilitanden berichten eine höhere berufsbezogene Behandlungsmotivation und eine bessere subjektive Erwerbsprognose. J. Lamprecht et al. stellen die Entwicklung eines kurzen Instruments zur Erfassung von qualitativen, quantitativen sowie strukturellen Merkmalen der sozialen Beziehungen chronisch Kranker vor. Die Autoren haben den Fragebogen an orthopädischen, onkologischen und psychosomatischen Rehabilitanden psychometrisch getestet. Eine Literaturübersicht von S. Roch und P. Hampel dokumentiert die steigende Bedeutung einer psychischen Komorbidität bei chronischen Rückenschmerzen. Die Forschung legt in den letzten Jahren vermehrt Studien zu psychologisch-psychotherapeutischen Maßnahmen bei chronischen Rückenschmerzen vor, die eine gute Effektivität aufweisen.