Ein Verfahren zum Screening dreier Dimensionen arbeitsbezogener Verhaltens- und Erlebensmuster in der psychosomatischen Rehabilitation – Vorschlag für eine Kurzform AVEM-3D
{"title":"Ein Verfahren zum Screening dreier Dimensionen arbeitsbezogener Verhaltens- und Erlebensmuster in der psychosomatischen Rehabilitation – Vorschlag für eine Kurzform AVEM-3D","authors":"V. Beierlein, V. Köllner, R. Neu, H. Schulz","doi":"10.1055/s-0042-120232","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Zusammenfassung Ziele der Studie: Der Diagnostik beruflicher Belastungen und des Umgangs mit ihnen kommt in der psychosomatischen Rehabilitation eine besondere Bedeutung zu. Ein etabliertes Instrument zur Erfassung arbeitsbezogener Verhaltens- und Erlebensmuster ist der AVEM, er ist jedoch für den Einsatz in der klinischen Routine sehr lang und zeitintensiv in der Auswertung. Es soll daher überprüft werden, ob sich eine Kurzversion generieren lässt, welche die 3 in der Vergangenheit beschriebenen Sekundärfaktoren Arbeitsengagement, Widerstandskraft und Emotionen des AVEM ausreichend reliabel und valide für individualdiagnostische Zwecke erfassen kann, und sich ggf. auch für ein Screening von Patienten mit auffälligen Erlebens- und Verhaltensmustern eignet. Methodik: Es wurde ein Datensatz von jeweils konsekutiven Stichproben aus 3 Kliniken der psychosomatischen Rehabilitation mit N = 10 635 Patienten verwendet, die zum Aufnahmezeitpunkt den AVEM beantwortet haben. Die Stichprobe wurde per Zufall auf 2 gleichgroße Konstruktions- und Validierungsstichproben aufgeteilt. Mittels explorativer Hauptkomponentenanalysen sollen die jeweils ladungsstärksten Items für die 3 neuen Skalen in der Konstruktionsstichprobe ausgewählt und anhand der Validierungsstichprobe psychometrisch überprüft werden. Für den Einsatz als Screeninginstrument sollen mögliche Cut-Off-Werte aus den Verteilungsmustern der Skalenwerte abgeleitet werden. Ergänzend werden Zusammenhänge der 3 neuen Skalen mit soziodemografischen, berufs- und diagnosebezogenen Merkmalen sowie Mustern arbeitsbezogenen Erlebens und Verhaltens untersucht. Ergebnisse: Die 3 durchgeführten Hauptkomponentenanalysen erklären in der Konstruktionsstichprobe auf dem jeweils ersten Faktor zwischen 31 % und 34 % der Varianz. Für die ausgewählten 20 Items findet sich in der Validierungsstichprobe in einer 3-Faktoren-Struktur die erwartete Zuordnung der Items. Die Reliabilität der so gebildeten 3 neuen Skalen liegt im guten Bereich mit Werten von Cronbach’s α zwischen 0,84 und 0,88. Die Benennung der 3 neuen Skalen erfolgt in Anlehnung an die Bezeichnung der Sekundärfaktoren. Cut-off-Werte zur Identifikation auffälliger Patientenangaben werden vorgeschlagen. Schlussfolgerung: Als Vorteile dieses Vorschlags für eine verkürzte und modifizierte Auswertung mittels AVEM-3D kann angeführt werden, dass mit einer deutlich geringeren Anzahl an Items 3 relevante Dimensionen arbeitsbezogener Verhaltens- und Erlebensmuster reliabel zu erfassen sind. Die Auswertung und Interpretation ist einfach und ökonomisch. Basierend auf der vorliegenden Stichprobe liegen zudem Mittelwerte und Standardabweichungen als Vergleichswerte zu Beginn der psychosomatischen Rehabilitation vor. Weitere unabhängige psychometrische Überprüfungen der Reliabilität, Validität sowie auch Änderungssensitivität sind notwendig, in denen nur die Items der verkürzten Version verwendet werden. Praktikabilität und Validität der vorgeschlagenen Cut-off-Werte können noch nicht ausreichend beurteilt werden. Schließlich bleibt zu prüfen, inwieweit der AVEM-3D auch in anderen Indikationsgruppen über die Psychosomatik hinaus und bei gesunden Probanden sinnvoll eingesetzt werden kann.","PeriodicalId":423642,"journal":{"name":"Rehabilitation Die","volume":"39 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2016-12-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Rehabilitation Die","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1055/s-0042-120232","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Zusammenfassung Ziele der Studie: Der Diagnostik beruflicher Belastungen und des Umgangs mit ihnen kommt in der psychosomatischen Rehabilitation eine besondere Bedeutung zu. Ein etabliertes Instrument zur Erfassung arbeitsbezogener Verhaltens- und Erlebensmuster ist der AVEM, er ist jedoch für den Einsatz in der klinischen Routine sehr lang und zeitintensiv in der Auswertung. Es soll daher überprüft werden, ob sich eine Kurzversion generieren lässt, welche die 3 in der Vergangenheit beschriebenen Sekundärfaktoren Arbeitsengagement, Widerstandskraft und Emotionen des AVEM ausreichend reliabel und valide für individualdiagnostische Zwecke erfassen kann, und sich ggf. auch für ein Screening von Patienten mit auffälligen Erlebens- und Verhaltensmustern eignet. Methodik: Es wurde ein Datensatz von jeweils konsekutiven Stichproben aus 3 Kliniken der psychosomatischen Rehabilitation mit N = 10 635 Patienten verwendet, die zum Aufnahmezeitpunkt den AVEM beantwortet haben. Die Stichprobe wurde per Zufall auf 2 gleichgroße Konstruktions- und Validierungsstichproben aufgeteilt. Mittels explorativer Hauptkomponentenanalysen sollen die jeweils ladungsstärksten Items für die 3 neuen Skalen in der Konstruktionsstichprobe ausgewählt und anhand der Validierungsstichprobe psychometrisch überprüft werden. Für den Einsatz als Screeninginstrument sollen mögliche Cut-Off-Werte aus den Verteilungsmustern der Skalenwerte abgeleitet werden. Ergänzend werden Zusammenhänge der 3 neuen Skalen mit soziodemografischen, berufs- und diagnosebezogenen Merkmalen sowie Mustern arbeitsbezogenen Erlebens und Verhaltens untersucht. Ergebnisse: Die 3 durchgeführten Hauptkomponentenanalysen erklären in der Konstruktionsstichprobe auf dem jeweils ersten Faktor zwischen 31 % und 34 % der Varianz. Für die ausgewählten 20 Items findet sich in der Validierungsstichprobe in einer 3-Faktoren-Struktur die erwartete Zuordnung der Items. Die Reliabilität der so gebildeten 3 neuen Skalen liegt im guten Bereich mit Werten von Cronbach’s α zwischen 0,84 und 0,88. Die Benennung der 3 neuen Skalen erfolgt in Anlehnung an die Bezeichnung der Sekundärfaktoren. Cut-off-Werte zur Identifikation auffälliger Patientenangaben werden vorgeschlagen. Schlussfolgerung: Als Vorteile dieses Vorschlags für eine verkürzte und modifizierte Auswertung mittels AVEM-3D kann angeführt werden, dass mit einer deutlich geringeren Anzahl an Items 3 relevante Dimensionen arbeitsbezogener Verhaltens- und Erlebensmuster reliabel zu erfassen sind. Die Auswertung und Interpretation ist einfach und ökonomisch. Basierend auf der vorliegenden Stichprobe liegen zudem Mittelwerte und Standardabweichungen als Vergleichswerte zu Beginn der psychosomatischen Rehabilitation vor. Weitere unabhängige psychometrische Überprüfungen der Reliabilität, Validität sowie auch Änderungssensitivität sind notwendig, in denen nur die Items der verkürzten Version verwendet werden. Praktikabilität und Validität der vorgeschlagenen Cut-off-Werte können noch nicht ausreichend beurteilt werden. Schließlich bleibt zu prüfen, inwieweit der AVEM-3D auch in anderen Indikationsgruppen über die Psychosomatik hinaus und bei gesunden Probanden sinnvoll eingesetzt werden kann.