{"title":"Psychosomatische Rehabilitation bei deutschen und ausländischen Versicherten der Rentenversicherung im Vergleich","authors":"P. Zollmann, V. Pimmer, A. Rose, S. Erbstößer","doi":"10.1055/s-0042-120085","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Zusammenfassung Ziel: Ziel ist eine umfassende Analyse des Verlaufs der psychosomatischen Rehabilitation – vom Zugang bis zu den objektivierbaren Reha-Ergebnissen. Verglichen werden 3 Gruppen: deutsche und türkische Staatsangehörige sowie Versicherte mit anderer bzw. unbekannter Staatsangehörigkeit. Methodik: Datengrundlage bilden rentenversicherungsweite und aktuelle Routinedaten zur psychosomatischen Rehabilitation der Rentenversicherung aus der Reha-Statistik-Datenbasis (RSD), die das Zeitfenster 2007 – 2014 abbilden. Eingeschlossen wurden 128 165 Pflichtversicherte, die im Jahr 2012 eine psychosomatische Rehabilitation in Anspruch genommen haben. Ergebnisse: Von den psychosomatischen Rehabilitanden in 2012 hatten 5,8 % eine ausländische Staatsangehörigkeit. Die türkischen Staatsangehörigen bilden mit 2 % die größte Gruppe. Die restlichen Rehabilitanden haben eine andere bzw. unbekannte Staatsangehörigkeit oder sind staatenlos. Die häufigsten Diagnosen waren für alle Gruppen affektive Störungen und neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen. Zwischen den betrachteten Gruppen zeigen sich Unterschiede in der Soziodemografie und der Erwerbssituation im Vorfeld der Rehabilitation: Rehabilitanden mit ausländischer Staatsangehörigkeit und darunter insbesondere diejenigen mit türkischer Nationalität sind im Schnitt jünger, häufiger verheiratet und haben eine schlechtere schulische und berufliche Ausbildung als deutsche Versicherte. Entsprechend üben sie häufiger niedrig qualifizierte Tätigkeiten aus mit einem niedrigeren Entgelt. Die gesundheitliche Ausgangsbelastung, hier abgebildet durch Arbeitsunfähigkeitszeiten, ist ebenfalls schlechter als bei Rehabilitanden mit deutscher Staatsangehörigkeit. Im Unterschied zu anderen Reha-Indikationen zeigt sich keine Benachteiligung von türkischen Versicherten im Zugang zur psychosomatischen Rehabilitation. Die altersstandardisierten Inanspruchnahmeraten der türkischen Versicherten, insbesondere der Frauen, liegen im Gegenteil deutlich über denjenigen deutscher Versicherter. Die Inanspruchnahme der therapeutischen Angebote, Schulungen und Interventionen während der psychosomatischen Rehabilitation war in allen drei Gruppen vergleichbar. Hinsichtlich der Reha-Ergebnisse, Wiedereingliederung ins Berufsleben bzw. Zugang in eine Erwerbsminderungsrente, zeigen sich schlechtere Erfolge für türkische Rehabilitanden. Als Einflussfaktoren auf die Wiederaufnahme einer beruflichen Tätigkeit (Return to Work, RTW) aller Rehabilitanden wurden insbesondere die Beschäftigungsdauer in den 12 Monaten vor Reha-Beginn, die ärztlich festgestellte Leistungsfähigkeit für die zuletzt ausgeübte Tätigkeit, das Alter sowie das sozialversicherungspflichtige Entgelt im Jahr vor Reha-Beginn ermittelt. Ein eigenständiger Einfluss der türkischen Staatsbürgerschaft bleibt auch noch nach Einschluss dieser Faktoren bestehen. Schlussfolgerung: Die türkischen Rehabilitanden stellen auch in dieser Untersuchung eine besondere Personengruppe dar. Dies betrifft insbesondere türkische Frauen. Ihre Ausgangsbedingungen sind schlechter, der Zugang in die psychosomatische Rehabilitation höher, die Reha-Ergebnisse noch deutlich schlechter als die ihrer männlichen Landsleute. Diese Ergebnisse können zwar zu einem großen Teil auf die schlechteren gesundheitlichen und erwerbsbezogenen Ausgangsbedingungen zurückgeführt werden, die Staatsbürgerschaft bleibt aber dennoch ein signifikanter Einflussfaktor.","PeriodicalId":423642,"journal":{"name":"Rehabilitation Die","volume":"4 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2016-12-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"14","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Rehabilitation Die","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1055/s-0042-120085","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Zusammenfassung Ziel: Ziel ist eine umfassende Analyse des Verlaufs der psychosomatischen Rehabilitation – vom Zugang bis zu den objektivierbaren Reha-Ergebnissen. Verglichen werden 3 Gruppen: deutsche und türkische Staatsangehörige sowie Versicherte mit anderer bzw. unbekannter Staatsangehörigkeit. Methodik: Datengrundlage bilden rentenversicherungsweite und aktuelle Routinedaten zur psychosomatischen Rehabilitation der Rentenversicherung aus der Reha-Statistik-Datenbasis (RSD), die das Zeitfenster 2007 – 2014 abbilden. Eingeschlossen wurden 128 165 Pflichtversicherte, die im Jahr 2012 eine psychosomatische Rehabilitation in Anspruch genommen haben. Ergebnisse: Von den psychosomatischen Rehabilitanden in 2012 hatten 5,8 % eine ausländische Staatsangehörigkeit. Die türkischen Staatsangehörigen bilden mit 2 % die größte Gruppe. Die restlichen Rehabilitanden haben eine andere bzw. unbekannte Staatsangehörigkeit oder sind staatenlos. Die häufigsten Diagnosen waren für alle Gruppen affektive Störungen und neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen. Zwischen den betrachteten Gruppen zeigen sich Unterschiede in der Soziodemografie und der Erwerbssituation im Vorfeld der Rehabilitation: Rehabilitanden mit ausländischer Staatsangehörigkeit und darunter insbesondere diejenigen mit türkischer Nationalität sind im Schnitt jünger, häufiger verheiratet und haben eine schlechtere schulische und berufliche Ausbildung als deutsche Versicherte. Entsprechend üben sie häufiger niedrig qualifizierte Tätigkeiten aus mit einem niedrigeren Entgelt. Die gesundheitliche Ausgangsbelastung, hier abgebildet durch Arbeitsunfähigkeitszeiten, ist ebenfalls schlechter als bei Rehabilitanden mit deutscher Staatsangehörigkeit. Im Unterschied zu anderen Reha-Indikationen zeigt sich keine Benachteiligung von türkischen Versicherten im Zugang zur psychosomatischen Rehabilitation. Die altersstandardisierten Inanspruchnahmeraten der türkischen Versicherten, insbesondere der Frauen, liegen im Gegenteil deutlich über denjenigen deutscher Versicherter. Die Inanspruchnahme der therapeutischen Angebote, Schulungen und Interventionen während der psychosomatischen Rehabilitation war in allen drei Gruppen vergleichbar. Hinsichtlich der Reha-Ergebnisse, Wiedereingliederung ins Berufsleben bzw. Zugang in eine Erwerbsminderungsrente, zeigen sich schlechtere Erfolge für türkische Rehabilitanden. Als Einflussfaktoren auf die Wiederaufnahme einer beruflichen Tätigkeit (Return to Work, RTW) aller Rehabilitanden wurden insbesondere die Beschäftigungsdauer in den 12 Monaten vor Reha-Beginn, die ärztlich festgestellte Leistungsfähigkeit für die zuletzt ausgeübte Tätigkeit, das Alter sowie das sozialversicherungspflichtige Entgelt im Jahr vor Reha-Beginn ermittelt. Ein eigenständiger Einfluss der türkischen Staatsbürgerschaft bleibt auch noch nach Einschluss dieser Faktoren bestehen. Schlussfolgerung: Die türkischen Rehabilitanden stellen auch in dieser Untersuchung eine besondere Personengruppe dar. Dies betrifft insbesondere türkische Frauen. Ihre Ausgangsbedingungen sind schlechter, der Zugang in die psychosomatische Rehabilitation höher, die Reha-Ergebnisse noch deutlich schlechter als die ihrer männlichen Landsleute. Diese Ergebnisse können zwar zu einem großen Teil auf die schlechteren gesundheitlichen und erwerbsbezogenen Ausgangsbedingungen zurückgeführt werden, die Staatsbürgerschaft bleibt aber dennoch ein signifikanter Einflussfaktor.