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Abstract
Autor_innen wie Daniel Kehlmann, Bernhard Schlink oder Julia Franck sind seit etlichen Jahren nicht mehr aus dem deutschsprachigen – und auch internationalen – Literaturbetrieb wegzudenken, ihre Romane werden immer wieder auf den Bestsellerlisten des Spiegel geführt. Bestsellerliteratur hatte lange Zeit in Literaturkritik und -wissenschaft einen schwierigen Stand. Anerkennende, wenn nicht sogar begeisterte Diskursmeinungen zu den oben genannten Schriftsteller_innen und weiteren sprechen aber eine andere Sprache: Der Bestseller scheint in der Literaturkritik anzukommen.Wer Bestseller-Phänomene aus dem allgemeinliterarischen mit solchen aus dem kinder- und jugendliterarischen System vergleicht, stellt aber fest, dass dieses auf den Bestseller bezogene Umdenken nur partiell stattgefunden hat. Die Crossover-Literatur, die ein generationenübergreifendes Publikum adressiert, wird im Gegenteil Gegenstand von Debatten, die einen gesellschaftlichen Kompetenzverlust, eine gesellschaftliche Infantilisierung befürchten.Ausgehend von Moritz Baßlers Beobachtungen zum Populären Realismus wird deutlich, dass Populärer Realismus und Crossover-Literatur Strategien teilen, die ihre (internationale) Popularität bedingen und an denen sich ein systemübergreifendes Instrumentarium der Bestseller-Forschung ansetzen ließe. Diskursanalytisch wird aber ebenso deutlich, dass in der Wertung dennoch ein Unterschied gemacht wird. Dieser diskursiv getroffene Unterschied kann nicht losgelöst betrachtet werden von einer Perspektive auf Kindheit und Jugend in unserer Gesellschaft und muss im Kontext verstanden werden einer Diskurstradition, die Kinder- und Jugendliteratur seit Jahrhunderten mindere literarische Wertigkeit unterstellt.