{"title":"Ritter machen Schule","authors":"Aleta-Amirée Von Holzen","doi":"10.54717/kidsmedia.2.1.2012.3","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die Internatsbuchreihe Burg Schreckenstein von Oliver Hassencamp (1921–1988) erschien in 27 Bänden von 1959 bis 1988 und erlebte mehrere Neuauflagen. Im Gegensatz zu vielen Beispielen von deutschsprachiger Internatsliteratur für Erwachsene portiert die Reihe ein positives Internatsbild. Damit schliesst sie an die Tradition der englischen school stories an. Als Besonderheit beschränkt sich die Reihe nicht auf die Darstellung einer Schule, vielmehr wird das Jungeninternat Burg Schreckenstein durch das Mädcheninternat Schloss Rosenfels komplettiert wie kontrastiert. \nBurg Schreckenstein wird als die ideale Schule präsentiert. Ihre Einzigartigkeit wird gegenüber innerliterarischen Gegenmodellen (Rosenfels und zwei weitere Jungen-Tagesschulen) betont und ihre Vorbildfunktion auch für aussertextliche Schulmodelle thematisiert. Kern des Schreckensteiner Ideals ist der Gemeinschaftsgedanke, der erst auf der etwas abgelegenen Örtlichkeit und nur in der Form des Internats zum Tragen kommen kann, da er Schüler und Lehrer umfasst. Diese Schüler-Lehrer-Gemeinschaft ist als möglichst gleichberechtigte Partnerschaft konzipiert. Die Lehrer verzichten dafür weitgehend auf ihre Machtposition. Sie vertrauen den Schülern und überlassen ihnen die Handlungskompetenz. Im Gegenzug unterwerfen sich die Schüler freiwillig einem selbst initiierten Verhaltenskodex; sie nennen sich darum nicht Schüler, sondern Ritter. Die zwei wichtigsten Punkte in ihrem konservativen Tugendkatalog sind Ehrlichkeit und das ‚Geradestehen’ für ihre Taten (ohne aber jemanden zu verpetzen). Dies impliziert, dass der Regelbruch Teil des Ideals ist, und dieser wird denn auch in Form von Streichen zum Markenzeichen der Ritter und dient immer wieder der Problemlösung. Wie die drastischen ‚Erziehungsmassnahmen’ der Ritter zur Eingliederung neuer Schüler deutlich zeigen, bedeutet das Gemeinschaftsideal für die Einzelnen einen Zwang zur Gleichmacherei. \nDie Charakterbildung der Ritter erscheint als ungleich wichtiger als ihre Leistung im Unterricht. Damit wie auch mit der Lehrer-Schüler-Gemeinschaft erweisen sich reformpädagogische Grundsätze als zentral für das dargestellte Schulideal. Diese Ansätze vertrat auch Kurt Hahn (1886–1974), der Gründer der Schule Schloss Salem, die der Autor Oliver Hassencamp selbst besuchte. Gegenüber seinem realen Vorbild postuliert Schreckensteins Ideal dennoch einen grundlegenden Unterschied: Da das Vertrauensverhältnis zwischen Schülern und Lehrern nicht geplant werden kann, wird die Möglichkeit einer erfolgreichen Nachahmung des Modells Schreckensteins explizit a priori ausgeschlossen ist. Denn die Ritterregeln sind von den Schülern selbst implementiert worden, und ihre Einhaltung beruht auf der Freiwilligkeit der Schüler, die die Lehrer wohlwollend unterstützen.","PeriodicalId":106402,"journal":{"name":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","volume":"25 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2012-03-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.54717/kidsmedia.2.1.2012.3","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Die Internatsbuchreihe Burg Schreckenstein von Oliver Hassencamp (1921–1988) erschien in 27 Bänden von 1959 bis 1988 und erlebte mehrere Neuauflagen. Im Gegensatz zu vielen Beispielen von deutschsprachiger Internatsliteratur für Erwachsene portiert die Reihe ein positives Internatsbild. Damit schliesst sie an die Tradition der englischen school stories an. Als Besonderheit beschränkt sich die Reihe nicht auf die Darstellung einer Schule, vielmehr wird das Jungeninternat Burg Schreckenstein durch das Mädcheninternat Schloss Rosenfels komplettiert wie kontrastiert.
Burg Schreckenstein wird als die ideale Schule präsentiert. Ihre Einzigartigkeit wird gegenüber innerliterarischen Gegenmodellen (Rosenfels und zwei weitere Jungen-Tagesschulen) betont und ihre Vorbildfunktion auch für aussertextliche Schulmodelle thematisiert. Kern des Schreckensteiner Ideals ist der Gemeinschaftsgedanke, der erst auf der etwas abgelegenen Örtlichkeit und nur in der Form des Internats zum Tragen kommen kann, da er Schüler und Lehrer umfasst. Diese Schüler-Lehrer-Gemeinschaft ist als möglichst gleichberechtigte Partnerschaft konzipiert. Die Lehrer verzichten dafür weitgehend auf ihre Machtposition. Sie vertrauen den Schülern und überlassen ihnen die Handlungskompetenz. Im Gegenzug unterwerfen sich die Schüler freiwillig einem selbst initiierten Verhaltenskodex; sie nennen sich darum nicht Schüler, sondern Ritter. Die zwei wichtigsten Punkte in ihrem konservativen Tugendkatalog sind Ehrlichkeit und das ‚Geradestehen’ für ihre Taten (ohne aber jemanden zu verpetzen). Dies impliziert, dass der Regelbruch Teil des Ideals ist, und dieser wird denn auch in Form von Streichen zum Markenzeichen der Ritter und dient immer wieder der Problemlösung. Wie die drastischen ‚Erziehungsmassnahmen’ der Ritter zur Eingliederung neuer Schüler deutlich zeigen, bedeutet das Gemeinschaftsideal für die Einzelnen einen Zwang zur Gleichmacherei.
Die Charakterbildung der Ritter erscheint als ungleich wichtiger als ihre Leistung im Unterricht. Damit wie auch mit der Lehrer-Schüler-Gemeinschaft erweisen sich reformpädagogische Grundsätze als zentral für das dargestellte Schulideal. Diese Ansätze vertrat auch Kurt Hahn (1886–1974), der Gründer der Schule Schloss Salem, die der Autor Oliver Hassencamp selbst besuchte. Gegenüber seinem realen Vorbild postuliert Schreckensteins Ideal dennoch einen grundlegenden Unterschied: Da das Vertrauensverhältnis zwischen Schülern und Lehrern nicht geplant werden kann, wird die Möglichkeit einer erfolgreichen Nachahmung des Modells Schreckensteins explizit a priori ausgeschlossen ist. Denn die Ritterregeln sind von den Schülern selbst implementiert worden, und ihre Einhaltung beruht auf der Freiwilligkeit der Schüler, die die Lehrer wohlwollend unterstützen.
Oliver hasen camp做的寄宿书系列(1921-1988)采用了27册,从1959年到1988年共出版了几册。与许多成人德语寄宿学校文学事例不同,这一栏描绘了一幅正面的寄宿学校简介。以此她跟随了英国学校历史悠久的传统最引人注目的是,这条线的轮廓不局限于学校的外观,而是20世纪30年代青年寄宿学校的史莱肯斯坦史莱肯斯坦城堡将被呈现为一所理想的学校更加引人注目的是她的独特之处这种近乎偏远的学校只能以寄宿学校的形式存在,因为它包括了学生和老师。我计划将这群学生教师合作作为最平等的伙伴教师在很大程度上失去了他们手中的权力。你信任学生又把"能力"留给他们作为回报,这些学生自愿遵守原则,所以您不叫自己学生而是称自己为骑士保守派Tugendkatalog的两个最重要的因素是诚实和‚承担后果”为他们的所作所为(不包括可是好好整某人).这暗示Regelbruch之理想的一部分,这将是去掉的形式出现的商标和骑士,常常用来解决.如大幅‚Erziehungsmassnahmen骑士送融入新学生清楚地表明,这意味着Gemeinschaftsideal用于每一个强迫Gleichmacherei .骑士的性格比他们在课堂上的表现要重要得多。这样一来,学生自治教会的改革就将成为校园的中心。这一表现也代表了库尔特·格恩(1886—1974年),萨勒姆学校创始人,作家奥利佛·哈桑夏普亲自拜访过这一学校。尽管如此,史莱姆斯坦的理想却假定了它真实典范与现实生活有一个根本差别:因为学生和老师之间的信任关系不可能预先计划好,所以成功模仿史莱姆斯坦模型的可能性就直接是没可能的了。事实上,身为学生亲笔执行了骑士定下的政策,其执行是基于学生的自愿意愿,并会得到他们的充分支持。