{"title":"Südafrikas Apartheid im Geschichts- und Gesellschaftsbewusstsein von Jugendlichen","authors":"Verena Muckermann","doi":"10.30820/0171-3434-2023-4-89","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Anhand von Interviews mit Angehörigen der Post-Apartheidund Born-Free-Generation in den Regionen Somerset West, Lwandle und Nomzamo stellt dieser Beitrag drei Typen des Geschichtsund Gesellschaftsbewusstseins südafrikanischer Jugendlicher dar: Kein oder wenig Wissen über die Apartheid (1), das Narrativ both sides of the story (2) und die Benennung klarer Täterund Opfergruppen (3). Die Befunde belegen eine weit verbreitete epistemische, hermeneutische Ungerechtigkeit, also die Unfähigkeit vieler Jugendlicher, strukturelle Benachteiligungen bestimmter Gruppen aufgrund historisch gewachsener Zustände als solche benennen zu können. Hinweise der Born-Free-Generation charakterisieren diese Unfähigkeit einerseits als ein Erbe der Apartheid und andererseits als eine bewusste Strategie zur Konfliktvermeidung. Der Beitrag erörtert im Anschluss an die Perspektiven der Befragten, inwiefern ein Nichtwissen um historische Begebenheiten als eine Fortsetzung struktureller Ungleichheit oder aber als Teil ihrer möglichen Lösung begriffen werden kann, da dieses Nichtwissen die ehemaligen Gewaltund Verletzungsverhältnisse dethematisiert und nicht zu sich neu manifestierenden Konflikten führt.","PeriodicalId":490635,"journal":{"name":"Psychosozial","volume":"2015 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Psychosozial","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.30820/0171-3434-2023-4-89","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Anhand von Interviews mit Angehörigen der Post-Apartheidund Born-Free-Generation in den Regionen Somerset West, Lwandle und Nomzamo stellt dieser Beitrag drei Typen des Geschichtsund Gesellschaftsbewusstseins südafrikanischer Jugendlicher dar: Kein oder wenig Wissen über die Apartheid (1), das Narrativ both sides of the story (2) und die Benennung klarer Täterund Opfergruppen (3). Die Befunde belegen eine weit verbreitete epistemische, hermeneutische Ungerechtigkeit, also die Unfähigkeit vieler Jugendlicher, strukturelle Benachteiligungen bestimmter Gruppen aufgrund historisch gewachsener Zustände als solche benennen zu können. Hinweise der Born-Free-Generation charakterisieren diese Unfähigkeit einerseits als ein Erbe der Apartheid und andererseits als eine bewusste Strategie zur Konfliktvermeidung. Der Beitrag erörtert im Anschluss an die Perspektiven der Befragten, inwiefern ein Nichtwissen um historische Begebenheiten als eine Fortsetzung struktureller Ungleichheit oder aber als Teil ihrer möglichen Lösung begriffen werden kann, da dieses Nichtwissen die ehemaligen Gewaltund Verletzungsverhältnisse dethematisiert und nicht zu sich neu manifestierenden Konflikten führt.