{"title":"Der verarmte missachtete Gelehrte: Über einen Sondertyp vom mesopotamischen leidenden Gerechten und seine neuen Erkenntnisse über menschliches Leiden","authors":"Josephine Fechner","doi":"10.1163/15692124-12341342","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"<p>Der mesopotamische “leidende Gerechte” wurde bislang als eine weitestgehend homogene Figur bewertet: als ein gottesfürchtiger und rechtschaffener (aber nicht unfehlbarer!) Mensch, der trotz seiner redlichen Lebensführung unerklärliches Leiden in Form von Krankheiten, sozialem Abstieg und Verarmung ertragen muss. Anhand neuer Textquellen zum “leidenden Gerechten” aus der Brief- und Weisheitsliteratur wird in diesem Beitrag ein spezifischer Typ des “leidenden Gerechten” herausgearbeitet: der seit mindestens der altbabylonischen Zeit dokumentierte <em>verarmte missachtete Gelehrte</em>, oft in Form des <em>abgesetzten königlichen Gelehrten</em>, der neue Erkenntnisse zu den alten Fragen der mesopotamischen Theodizee zu vermitteln vermag: Wer ist (ursächlich) verantwortlich für unerklärliches menschliches Leiden? Nach dem <em>verarmten missachteten Gelehrten</em> ist das de facto die Menschheit selbst! Und wie kann unerklärliches Leiden gelöst, oder besser noch: verhindert werden, wenn nicht (allein) durch Gottesfurcht und Rechtschaffenheit? Theoretisch, indem ein Mensch “ein Haus mit guten Geistern” bewohnt, doch die praktische Umsetzung dieser Empfehlung bleibt schwierig.</p>","PeriodicalId":42129,"journal":{"name":"Journal of Ancient Near Eastern Religions","volume":"18 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.3000,"publicationDate":"2024-07-11","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Journal of Ancient Near Eastern Religions","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1163/15692124-12341342","RegionNum":3,"RegionCategory":"哲学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q2","JCRName":"HISTORY","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Der mesopotamische “leidende Gerechte” wurde bislang als eine weitestgehend homogene Figur bewertet: als ein gottesfürchtiger und rechtschaffener (aber nicht unfehlbarer!) Mensch, der trotz seiner redlichen Lebensführung unerklärliches Leiden in Form von Krankheiten, sozialem Abstieg und Verarmung ertragen muss. Anhand neuer Textquellen zum “leidenden Gerechten” aus der Brief- und Weisheitsliteratur wird in diesem Beitrag ein spezifischer Typ des “leidenden Gerechten” herausgearbeitet: der seit mindestens der altbabylonischen Zeit dokumentierte verarmte missachtete Gelehrte, oft in Form des abgesetzten königlichen Gelehrten, der neue Erkenntnisse zu den alten Fragen der mesopotamischen Theodizee zu vermitteln vermag: Wer ist (ursächlich) verantwortlich für unerklärliches menschliches Leiden? Nach dem verarmten missachteten Gelehrten ist das de facto die Menschheit selbst! Und wie kann unerklärliches Leiden gelöst, oder besser noch: verhindert werden, wenn nicht (allein) durch Gottesfurcht und Rechtschaffenheit? Theoretisch, indem ein Mensch “ein Haus mit guten Geistern” bewohnt, doch die praktische Umsetzung dieser Empfehlung bleibt schwierig.
期刊介绍:
The Journal of Ancient Near Eastern Religions (JANER) focuses on the religions of the area commonly referred to as the Ancient Near East encompassing Egypt, Mesopotamia, Syria-Palestine, and Anatolia, as well as immediately adjacent areas under their cultural influence, from prehistoric times onward to the beginning of the common era. JANER thus explicitly aims to include not only the Biblical, Hellenistic and Roman world as part of Ancient Near Eastern civilization but also the impact of its religions on the western Mediterranean. JANER is the only scholarly journal specifically and exclusively addressing this range of topics.