{"title":"Der Clinician Scientist Preis der ÖGDV 2023 fördert die Entwicklung Stammzell-basierter in vitro-Modelle für Morbus Fabry Patienten","authors":"Julia Deinsberger, Benedikt Weber","doi":"10.1111/ddg.15587_g","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"<p>Morbus Fabry ist eine seltene, X-chromosomal vererbte lysosomale Speicherkrankheit, die durch Mutationen im Gen Galactosidase Alpha (GLA) verursacht wird. Der resultierende Mangel an α-Galactosidase A (α-Gal A) führt zur Anhäufung von Glycosphingolipiden, insbesondere Globotriaosylceramid (GL-3), in verschiedenen Geweben und Organen, was in vielfältigen klinischen Manifestationen wie progressiver Kardiomyopathie, Nierenversagen, zerebrovaskulären Komplikationen und neuropathischen Schmerzen resultieren kann. Auf der Haut manifestiert sich Morbus Fabry mit kutanen Angiokeratomen. Der Schweregrad des Krankheitsverlaufs kann stark variieren, selbst bei Personen mit identischer genetischer Mutation. Die genauen Mechanismen, durch welche die Akkumulation von GL-3 zu den klinischen Manifestationen von Morbus Fabry führt, sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass die GL-3-Akkumulation zu mitochondrialer Dysfunktion und der Bildung reaktiver Sauerstoffspezies führt, was den Progress der Erkrankung begünstigt.<span><sup>1, 2</sup></span></p><p>Die am häufigsten angewandte Behandlungsmethode für Morbus Fabry stellt zurzeit die Enzymersatztherapie (ERT) dar, bei der regelmäßig rekombinantes α-Galactosidase-A infundiert wird, um die Anhäufung von GL-3 und anderen Glycosphingolipiden zu vermindern. Trotz ihrer weit verbreiteten Anwendung hat die ERT Limitationen, wie eine variable Wirksamkeit in verschiedenen Organen und Geweben, die Notwendigkeit lebenslanger und häufiger Infusionen sowie die begrenzte Fähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Daher besteht weiterhin Bedarf an neuen therapeutischen Ansätzen, um den Bedürfnissen von Patienten mit dieser seltenen Krankheit gerecht zu werden.<span><sup>3</sup></span></p><p>Alternative Behandlungsmethoden für Morbus Fabry umfassen pharmakologische Chaperone und Substratreduktionstherapie (SRT). Pharmakologische Chaperone sind kleine Moleküle, die an das veränderte Enzym binden und es stabilisieren, um seine korrekte Faltung und effektive Zielanbindung in der Zelle zu ermöglichen. Die SRT zielt darauf ab, die Synthese von GL-3 und anderen Glycosphingolipiden durch Hemmung der an ihrer Produktion beteiligten Enzyme zu verringern. Dies kann durch verschiedene Ansätze erfolgen, einschließlich der Verwendung von Substratanaloga und Inhibitoren von Enzymen der Glycosphingolipid-Biosynthese. Des Weiteren werden verschiedene Gentherapieansätze erforscht, um das GLA-Gen mittels viraler Vektoren in die Zellen einzuführen oder durch Gen-Editing-Technologien die Mutationen in der DNA des Patienten zu korrigieren. Auf diese Weise soll die Produktion von α-Galactosidase A ermöglicht werden.<span><sup>4</sup></span></p><p>Die Eignung therapeutischer Optionen variiert je nach Mutationsstatus und Schweregrad des Enzymmangels, was bedeutet, dass nicht jede Option gleichermaßen für alle Patienten geeignet ist.<span><sup>4</sup></span> Daher ist ein vertieftes Verständnis der Pathophysiologie von Morbus Fabry sowie die Entwicklung einer Plattform für die patientenspezifische Testung potenzieller Therapieansätze von entscheidender Bedeutung.</p><p>Das Forschungsprojekt konzentriert sich darauf, patientenspezifische induzierte pluripotente Stammzellen (iPSCs) von Patienten mit Morbus Fabry zu generieren, wobei periphere mononukleare Blutzellen als Zellquelle für die Reprogrammierung dienen. Die Stammzellen können danach in jede beliebige Zelle aller drei Keimzellschichten differenziert werden. Um ein Krankheitsmodell zu erstellen, werden vaskuläre Zellen generiert. Diese werden in Mikrofluidchips eingebaut, die das Gefäßsystem simulieren. Diese <i>Vessel-on-a-Chip</i> Modelle ermöglichen die Nachbildung krankheitsbezogener Veränderungen in den Gefäßen sowie die Bewertung der Auswirkungen potenzieller therapeutischer Interventionen.<span><sup>5</sup></span></p><p>Eine enge Zusammenarbeit mit der Harvard John A. Paulson School of Engineering and Applied Sciences in Boston, USA, ermöglicht die Entwicklung eines solchen Modells unter Beteiligung renommierter Experten im Bereich kardiovaskulärer Mikrofluidchip-Systeme. Durch das Clinician Scientist Research Fellowship, welches bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie 2023 an Julia Deinsberger vergeben wurde (Abbildung 1), ist es möglich, einen Teil des Forschungsprojekts an der Harvard John A. Paulson School of Engineering and Applied Sciences durchzuführen und von den Ressourcen sowie der Expertise dieses angesehenen Instituts zu profitieren. Der internationale Austausch wird darüber hinaus dazu beitragen, das Projekt global zu vernetzen und die Reichweite der Forschung zu erweitern.</p><p>Durch die Entwicklung dieses Modells streben wir ein umfassenderes Verständnis der Pathophysiologie von Morbus Fabry an sowie die Schaffung einer vielseitigen experimentellen Plattform für die präklinische Bewertung potenzieller Therapien, die das Potenzial haben, das Leben von Patienten mit dieser seltenen Krankheit zu verbessern.</p>","PeriodicalId":14758,"journal":{"name":"Journal Der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft","volume":"22 11","pages":"1598-1599"},"PeriodicalIF":5.5000,"publicationDate":"2024-11-07","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/ddg.15587_g","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Journal Der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft","FirstCategoryId":"3","ListUrlMain":"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ddg.15587_g","RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q1","JCRName":"DERMATOLOGY","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Morbus Fabry ist eine seltene, X-chromosomal vererbte lysosomale Speicherkrankheit, die durch Mutationen im Gen Galactosidase Alpha (GLA) verursacht wird. Der resultierende Mangel an α-Galactosidase A (α-Gal A) führt zur Anhäufung von Glycosphingolipiden, insbesondere Globotriaosylceramid (GL-3), in verschiedenen Geweben und Organen, was in vielfältigen klinischen Manifestationen wie progressiver Kardiomyopathie, Nierenversagen, zerebrovaskulären Komplikationen und neuropathischen Schmerzen resultieren kann. Auf der Haut manifestiert sich Morbus Fabry mit kutanen Angiokeratomen. Der Schweregrad des Krankheitsverlaufs kann stark variieren, selbst bei Personen mit identischer genetischer Mutation. Die genauen Mechanismen, durch welche die Akkumulation von GL-3 zu den klinischen Manifestationen von Morbus Fabry führt, sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass die GL-3-Akkumulation zu mitochondrialer Dysfunktion und der Bildung reaktiver Sauerstoffspezies führt, was den Progress der Erkrankung begünstigt.1, 2
Die am häufigsten angewandte Behandlungsmethode für Morbus Fabry stellt zurzeit die Enzymersatztherapie (ERT) dar, bei der regelmäßig rekombinantes α-Galactosidase-A infundiert wird, um die Anhäufung von GL-3 und anderen Glycosphingolipiden zu vermindern. Trotz ihrer weit verbreiteten Anwendung hat die ERT Limitationen, wie eine variable Wirksamkeit in verschiedenen Organen und Geweben, die Notwendigkeit lebenslanger und häufiger Infusionen sowie die begrenzte Fähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Daher besteht weiterhin Bedarf an neuen therapeutischen Ansätzen, um den Bedürfnissen von Patienten mit dieser seltenen Krankheit gerecht zu werden.3
Alternative Behandlungsmethoden für Morbus Fabry umfassen pharmakologische Chaperone und Substratreduktionstherapie (SRT). Pharmakologische Chaperone sind kleine Moleküle, die an das veränderte Enzym binden und es stabilisieren, um seine korrekte Faltung und effektive Zielanbindung in der Zelle zu ermöglichen. Die SRT zielt darauf ab, die Synthese von GL-3 und anderen Glycosphingolipiden durch Hemmung der an ihrer Produktion beteiligten Enzyme zu verringern. Dies kann durch verschiedene Ansätze erfolgen, einschließlich der Verwendung von Substratanaloga und Inhibitoren von Enzymen der Glycosphingolipid-Biosynthese. Des Weiteren werden verschiedene Gentherapieansätze erforscht, um das GLA-Gen mittels viraler Vektoren in die Zellen einzuführen oder durch Gen-Editing-Technologien die Mutationen in der DNA des Patienten zu korrigieren. Auf diese Weise soll die Produktion von α-Galactosidase A ermöglicht werden.4
Die Eignung therapeutischer Optionen variiert je nach Mutationsstatus und Schweregrad des Enzymmangels, was bedeutet, dass nicht jede Option gleichermaßen für alle Patienten geeignet ist.4 Daher ist ein vertieftes Verständnis der Pathophysiologie von Morbus Fabry sowie die Entwicklung einer Plattform für die patientenspezifische Testung potenzieller Therapieansätze von entscheidender Bedeutung.
Das Forschungsprojekt konzentriert sich darauf, patientenspezifische induzierte pluripotente Stammzellen (iPSCs) von Patienten mit Morbus Fabry zu generieren, wobei periphere mononukleare Blutzellen als Zellquelle für die Reprogrammierung dienen. Die Stammzellen können danach in jede beliebige Zelle aller drei Keimzellschichten differenziert werden. Um ein Krankheitsmodell zu erstellen, werden vaskuläre Zellen generiert. Diese werden in Mikrofluidchips eingebaut, die das Gefäßsystem simulieren. Diese Vessel-on-a-Chip Modelle ermöglichen die Nachbildung krankheitsbezogener Veränderungen in den Gefäßen sowie die Bewertung der Auswirkungen potenzieller therapeutischer Interventionen.5
Eine enge Zusammenarbeit mit der Harvard John A. Paulson School of Engineering and Applied Sciences in Boston, USA, ermöglicht die Entwicklung eines solchen Modells unter Beteiligung renommierter Experten im Bereich kardiovaskulärer Mikrofluidchip-Systeme. Durch das Clinician Scientist Research Fellowship, welches bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie 2023 an Julia Deinsberger vergeben wurde (Abbildung 1), ist es möglich, einen Teil des Forschungsprojekts an der Harvard John A. Paulson School of Engineering and Applied Sciences durchzuführen und von den Ressourcen sowie der Expertise dieses angesehenen Instituts zu profitieren. Der internationale Austausch wird darüber hinaus dazu beitragen, das Projekt global zu vernetzen und die Reichweite der Forschung zu erweitern.
Durch die Entwicklung dieses Modells streben wir ein umfassenderes Verständnis der Pathophysiologie von Morbus Fabry an sowie die Schaffung einer vielseitigen experimentellen Plattform für die präklinische Bewertung potenzieller Therapien, die das Potenzial haben, das Leben von Patienten mit dieser seltenen Krankheit zu verbessern.
法布里病是一种罕见的 X 连锁溶酶体贮积症,由α-半乳糖苷酶(GLA)基因突变引起。α-半乳糖苷酶 A(α-Gal A)的缺乏会导致糖磷脂(尤其是球糖基甘油三酯(GL-3))在各种组织和器官中堆积,从而导致多种临床表现,如进行性心肌病、肾功能衰竭、脑血管并发症和神经性疼痛。在皮肤上,法布里病表现为皮肤血管角化瘤。即使是基因突变完全相同的个体,病程的严重程度也会有很大差异。GL-3 的积累导致法布里病临床表现的确切机制尚未完全清楚。GL-3的积累被认为会导致线粒体功能障碍和活性氧的形成,从而有利于疾病的进展。1, 2 目前法布里病最常用的治疗方法是酶替代疗法(ERT),即定期输注重组α-半乳糖苷酶-A以减少GL-3和其他糖磷脂的积累。尽管 ERT 被广泛使用,但它也有其局限性,例如对不同器官和组织的疗效不一,需要终身频繁输注,以及穿越血脑屏障的能力有限。3 法布里病的替代治疗方法包括药理合剂和底物还原疗法(SRT)。药理合剂是一种小分子,能与发生变化的酶结合并使其稳定,从而使其在细胞内正确折叠并有效定位。SRT 的目的是通过抑制参与生成 GL-3 和其他糖磷脂的酶来减少 GL-3 和其他糖磷脂的合成。这可以通过各种方法来实现,包括使用底物类似物和糖磷脂生物合成酶抑制剂。此外,目前正在探索各种基因治疗方法,利用病毒载体将 GLA 基因导入细胞,或利用基因编辑技术纠正患者 DNA 中的突变。4 治疗方案的适用性因突变状态和酶缺乏的严重程度而异,这意味着并非每种方案都同样适用于所有患者。因此,深入了解法布里病的病理生理学并开发一个平台,用于对潜在治疗方法进行患者特异性测试至关重要。该研究项目的重点是利用外周血单核细胞作为重编程的细胞来源,从法布里病患者体内生成患者特异性诱导多能干细胞(iPSC)。干细胞随后可分化成所有三个生殖细胞层的任何细胞。生成的血管细胞可创建疾病模型。这些细胞被整合到模拟血管系统的微流控芯片中。通过与美国波士顿哈佛大学约翰-保尔森工程与应用科学学院(Harvard John A. Paulson School of Engineering and Applied Sciences)的紧密合作,在心血管微流控芯片系统领域著名专家的参与下,开发出了这一模型。在2023年奥地利皮肤病与性病学学会年会上,朱莉娅-德因斯伯格获得了临床科学家研究奖学金(图1),这使得她能够在哈佛大学约翰-保尔森工程与应用科学学院开展部分研究项目,并从这所著名学院的资源和专业知识中获益。国际交流还有助于将项目与全球联系起来,扩大研究范围。通过开发这一模型,我们旨在更全面地了解法布里病的病理生理学,并为潜在疗法的临床前评估创建一个多功能实验平台,这些疗法有可能改善这种罕见疾病患者的生活。
期刊介绍:
The JDDG publishes scientific papers from a wide range of disciplines, such as dermatovenereology, allergology, phlebology, dermatosurgery, dermatooncology, and dermatohistopathology. Also in JDDG: information on medical training, continuing education, a calendar of events, book reviews and society announcements.
Papers can be submitted in German or English language. In the print version, all articles are published in German. In the online version, all key articles are published in English.