K. Berendes, M. Becker, J. Jacoby, B. Flunger, B. Nagengast, U. Trautwein
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Abstract
Zusammenfassung. Es ist ein vielfach replizierter Befund, dass Jungen im Durchschnitt über geringere Lesekompetenzen verfügen als Mädchen. Bezogen auf die Entwicklung von Leseleistungen stellt sich allerdings die Frage, ob und wie Unterschiede zwischen den Geschlechtern im Laufe der Sekundarstufe zunehmen, abnehmen oder eher stabil bleiben. Vor allem aus dem englischsprachigen Raum liegen Hinweise dafür vor, dass eine Zunahme der Leistungsunterschiede zwischen Jungen und Mädchen auf Schülerinnen und Schülern mit niedrigem sozioökonomischen Status zurückgeht. Auch der Migrationsstatus und die besuchte Schulform werden als Moderatoren diskutiert. In der vorliegenden Studie wurde den genannten Fragestellungen mit Daten von 2.505 Schülerinnen und Schülern aus Baden-Württemberg nachgegangen. Auf Basis von Daten von vier Testzeitpunkten (5. – 8. Schuljahresstufe) wurden latente Wachstumskurvenmodelle für die Kompetenzbereiche Lesegeschwindigkeit und -verständnis modelliert. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Schereneffekt zu Ungunsten der Jungen sowohl in der Lesegeschwindigkeit als auch im Leseverständnis auftrat. Für den sozioökonomischen Status und den Migrationsstatus zeigten sich hingegen keine Schereneffekte der Leseleistungen. Des Weiteren ergaben die Analysen, dass der geschlechterbezogene Schereneffekt nicht durch den sozioökonomischen Status oder den Migrationshintergrund moderiert wird. Die besuchte Schulform stellte sich nicht als bedeutsamer Moderator heraus.