Das geisteskranke Genie in Daniel Kehlmanns Werk

IF 0.1 0 LITERATURE Anafora Pub Date : 2021-01-01 DOI:10.29162/anafora.v8i2.4
Nikola Mizerová
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Abstract

Die literarische Vernunftkritik ist das bedeutendste poetologische Vorhaben im Werk Daniel Kehlmanns. In seinen literarischen Texten macht er eine Aussage über die Brüchigkeit der Vernunft, u. a. durch die Kippfiguren der Genies, die als geisteskrank porträtiert werden. Die lange Tradition des literarischen Genie-Topos wird von Kehlmann nicht fortgeführt, sondern eher mit ironischem Unterton zitiert und hinterfragt. Dieser gattungsübergreifende Beitrag fokussiert die einzigen drei realen Genies im prosaischen und dramatischen Werk Kehlmanns. Das Augenmerk wird auf Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß im Roman Die Vermessung der Welt (2008) und auf Kurt Gödel im Drama Geister in Princeton (2019) gerichtet. Während Kehlmann im Roman gegen die historischen Fakten verstößt, die Rationalität aller Figuren relativiert, unterschiedliche Rationalitätsmodelle einander gegenüberstellt und den Topos des Unverständnisses einführt, wird die Vernunftkritik im Drama durch die Einführung einer zweiten Fiktionsebene erreicht, die nicht dazu dient eine Geschichte zu erzählen, sondern dazu, die ZuschauerInnen in Bezug auf die Erkenntnis und die Wahrnehmung zu beunruhigen. Aus der Gegenüberstellung des Romans und des Dramas kann als Schlussfolgerung abgeleitet werden, dass aus wirkungsästhetischer Sicht das Drama als Medium im Falle der Vernunftkritik viel radikaler verfahren kann. Im Unterschied zum Roman, der die LeserInnen die Unzulänglichkeit der Vernunft rational reflektieren lässt und dadurch an eigene Grenzen stößt, lässt das Drama die ZuschauerInnen die Brüchigkeit der Vernunft hautnah erleben.
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