Claudia Hunecke, G. Busch, A. Spiller, Bernhard Brümmer
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Abstract
Das vergangene Jahr wurde von den Vereinten Nationen als Internationales Jahr der Genossenschaften ausgerufen, um auf die Bedeutung dieser Institution für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung aufmerksam zu machen (DGRV, 2012). In der deutschen und europäischen Milchwirtschaft haben sich Genossenschaften eine dominierende Position erarbeitet (48 verarbeitende Unternehmen in Deutschland (DRV, 2012: 32)). Beispiele für große europäische Molkereigenossenschaften sind das Deutsche Milchkontor (DMK) (D), Arla Foods (DK/SE) oder FrieslandCampina (NL). Aber auch weltweit existieren große Molkereigenossenschaften, wie z. B. Fonterra (NZ) oder die Dairy Farmers of America (USA). Während die deutschen genossenschaftlichen Molkereien vornehmlich auf dem nationalen Markt agieren oder Exportstrategien forcieren, zeigen FrieslandCampina und Arla Foods ein hohes Ausmaß an Direktinvestitionen im Ausland. Deutsche Genossenschaftsmolkereien konzentrieren sich regelmäßig auf die Produktion von Standardprodukten sowie Handelsmarken und streben eine Kostenführerschaft an. Der Innovationserfolg genossenschaftlicher Molkereien ist entsprechend gering (THIELE und MEYN, 2013). Ein prominentes Beispiel für die angesprochene Kostenführerschaftsstrategie stellte in der Vergangenheit die Milchunion Hocheifel (MUH) dar. Der MUH gelang es durch die Konzentration auf das H-Milchsegment und Handelsmarken besonders günstige Kostenstrukturen aufzubauen und ihren landwirtschaftlichen Anteilseignern – im Verhältnis zur Konkurrenz – über Jahre gute Milchpreise auszuzahlen. Seit 2009 ist die bis dato erfolgreiche Strategie der MUH unter Druck geraten. Die Erzeugerpreise gingen im Vergleich zum Wettbewerb zurück (Abbildung 1). Ansteigende Milchmengen konnten nicht mehr zu Preisen vermarktet werden, die ein überdurchschnittliches Auszahlungspreisniveau ermöglichten. Die verarbeitete Milchmenge nahm im Zeitraum von 2002 bis 2010 um 72,2 % zu (MUH, 2012; eigene Berechnung). Da gleichzeitig andere Wettbewerber in das stagnierende H-Milchsegment investierten, zeigten sich Elemente eines Preiskrieges, der das Rentabilitätsniveau bei einem hochspezialisierten Unternehmen wie der MUH gefährdete. Im Ergebnis fusionierte die MUH zum 01. Oktober 2012 mit Arla Foods (LZNET, 2012a). Zusammen verfügen beide Unternehmen über relativ komplementäre Produktionsprogramme, ein breites Portfolio von Marken und Handelsmarkenkontrakten sowie eine starke Position in Skandinavien, Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland, sodass eine größere Risikostreuung bei Schwankungen in der Rentabilität verschiedener Verwertungsrichtungen gewährleistet ist. Letztlich zeigt das Beispiel der MUH die strategischen Schwächen vieler deutscher genossenschaftlichen Molkereien, die – nicht zuletzt aufgrund von Bedenken ihrer landwirtschaftlichen Anteilseigner (HELLBERG-BAHR et al., 2012a) – bisher nicht hinreichend internationalisiert und diversifiziert sind. Die ökonomische Forschung zu den Schwächen der genossenschaftlichen Rechtsform verweist hier auf kurzfristige Planungshorizonte und fehlende Anreize für langfristige Investitionen in den Unternehmenswert (EBENDA, 2012a). Die Fusionsfälle des Jahres 2012
期刊介绍:
The GJAE publishes a broad range of theoretical, applied and policy-related articles. It aims for a balanced coverage of economic issues within agricultural and food production, demand and trade, rural development, and sustainable and efficient resource use as well as specific German or European issues. The GJAE also welcomes review articles.