谁把那首歌给录下来?一次大战前的贵度人道主义运动

Ersten Weltkrieg, Die Quäker
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Die Macht der Religion, so folgerte Jones, „is measured not by what God has done for us, as by what God is doing through us“.1 In Jones’ Worten spiegelte sich sowohl Umbruch als auch Kontinuität wider: Seine Zuhörerschaft verstand, dass seine Worte als Aufruf zur Öffnung gemeint waren, gerichtet an eine in ihrer Mehrheit immer noch stark nach innen gekehrte Glaubensgemeinschaft. Zur selben Zeit wollte Jones das kollektive Gedächtnis seiner Zuhörer aktivieren: an eine zu den Anfängen des Quäkertums zurückreichende „humanitäre“ Tradition,wie sie sich etwa in der Anti-Sklaverei-Bewegung und der Beteiligung an den verschiedensten Reformanliegen manifestiert hatte. Jones sprach über eine Glaubensgemeinschaft, die während ihrer zum Zeitpunkt seiner Rede rund 300 Jahre alten Geschichte viele Häutungen durchlaufen hatte. Die Religious Society of Friends war in ihren Ursprüngen eine der vielen puritanischen Sekten von britischen Dissenters gewesen, die sich im 17. Jahrhundert unter der Führung von George Fox (1624–1691) von der Church of England abspalteten. Während der Ära der Verfolgungen, die über weite Teile des 17. Jahrhunderts andauerte, floh eine größere Gruppe in die Neue Welt. Unter denen, welche die Heimat verließen,war auch der wohlhabende KaufmannWilliam Penn (1644– 1718), der in der nach ihm benannten Kolonie Pennsylvania eine Art Quäker-Utopia gründete, mit dem Zentrum in Philadelphia, der „Stadt der brü-","PeriodicalId":246013,"journal":{"name":"The Politics of Service","volume":"23 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2021-11-22","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"1 „Lay upon us the burden of the world’s suffering“. 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摘要

1902年,在伯明翰一场300名贵格会代表的会议上,鲁弗斯·琼斯对“我们时代的任务”发表演讲。琼斯是美国最好的天主教神学改革家之一,也是第一次世界大战后贵格会牧师。他告诉了在场的听众,为什么宗教只能存在,才能面对世界和问题。面对苦难和痛苦,谁也不能说自己是耶稣基督的信徒,“他会巩固他的灵魂”。由于人们普遍认为,宗教“自食其力”。琼斯总结说,宗教的力量需要“需要对我们有帮助,是需要我们做的事”。1琼斯的演讲很大程度上反映了转型和连续性,他的听众才明白,他的话其实是在向一个大多数仍然坚决赞同的宗教派别发出呼吁。与此同时,琼斯也试图激发听众的集体记忆,他提出一种“人道主义”传统,从反奴隶运动和各种改革运动就可证明,这种传统可以追溯到往日的虐待时期。琼斯所讲的是一个信仰群体,这个群体在他发表演说时经历过超过300年的部落生活。教会的始祖就是17世纪英国诗人所创立的许多清教徒教派之一。在1620年至1691年乔治·福克斯(George Fox)的领导下从英格兰教堂离析在十七世纪的迫害之中在十九世纪初,一大群人逃到新大陆。有的人离开了家乡,还有富商威廉·波恩(1644—1718),他在以他命名的宾夕法尼亚殖民地,成立了一个贵人的“乌托邦”,位于费城
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1 „Lay upon us the burden of the world’s suffering“. Quäkerhumanitarismus vor dem Ersten Weltkrieg
1902 sprach Rufus Jones in Birmingham vor einer Versammlung von 300 britischen Quäkern über „Die Aufgabe unseres Zeitalters“ („The Task of our Age“). Jones, einer der bedeutendsten theologischen Erneuerer des Quäkertums in den USA und ein kommender Protagonist der Quäkerhilfe nach dem Ersten Weltkrieg, erläuterte seiner Zuhörerschaft, warum eine Religion nur dann Daseinsberechtigung besitze, wenn sie der Welt und ihren Problemen voll zugewandt sei. Angesichts der Not und des Elends könne sich niemand einen Anhänger Jesu Christi nennen, „if he stops at the salvation of his own soul“. Eine solche Haltung verwandele Religion „into a fine kind of selfishness“. Die Macht der Religion, so folgerte Jones, „is measured not by what God has done for us, as by what God is doing through us“.1 In Jones’ Worten spiegelte sich sowohl Umbruch als auch Kontinuität wider: Seine Zuhörerschaft verstand, dass seine Worte als Aufruf zur Öffnung gemeint waren, gerichtet an eine in ihrer Mehrheit immer noch stark nach innen gekehrte Glaubensgemeinschaft. Zur selben Zeit wollte Jones das kollektive Gedächtnis seiner Zuhörer aktivieren: an eine zu den Anfängen des Quäkertums zurückreichende „humanitäre“ Tradition,wie sie sich etwa in der Anti-Sklaverei-Bewegung und der Beteiligung an den verschiedensten Reformanliegen manifestiert hatte. Jones sprach über eine Glaubensgemeinschaft, die während ihrer zum Zeitpunkt seiner Rede rund 300 Jahre alten Geschichte viele Häutungen durchlaufen hatte. Die Religious Society of Friends war in ihren Ursprüngen eine der vielen puritanischen Sekten von britischen Dissenters gewesen, die sich im 17. Jahrhundert unter der Führung von George Fox (1624–1691) von der Church of England abspalteten. Während der Ära der Verfolgungen, die über weite Teile des 17. Jahrhunderts andauerte, floh eine größere Gruppe in die Neue Welt. Unter denen, welche die Heimat verließen,war auch der wohlhabende KaufmannWilliam Penn (1644– 1718), der in der nach ihm benannten Kolonie Pennsylvania eine Art Quäker-Utopia gründete, mit dem Zentrum in Philadelphia, der „Stadt der brü-
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