{"title":"Subtil. Stereotyp. Sexualisierend.","authors":"Meike Uhrig","doi":"10.54717/kidsmedia.10.1.2020.1","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Mit Begriffen wie „niedlich“, „schlank“ oder „häuslich orientiert“ beschreiben aktuelle Studien den generellen Eindruck, den Mädchen und junge Frauen in sozialen Medien gegenwärtig hinterlassen. Diesen Untersuchungen nach sind die Darstellungen vor allem eins: rückschrittlich. Die mediale Repräsentanz von jungen Frauen wird entsprechend häufig kritisiert: Bereits seit den 1970er Jahren befassen sich Studien mit Gender in Werbung, Nachrichten, Kinofilm oder Computerspielen. Die Untersuchungen kommen seit jeher zu ähnlichen Ergebnissen und bemängeln bis heute, neben deren geringer Quantität, auch die stereotype und sexualisierte Darstellung von Frauen und Mädchen in Medien und Journalismus. Ein Problem, auf das gerade aktuelle Studien jedoch häufig stossen, ist die Quantifizierung eines teils subtilen Phänomens: Studien, die oberflächlich betrachtet ,Entwarnung‘ geben, weisen so gleichzeitig auf ein nach wie vor vorhandenes Ungleichgewicht hin, das auf einer eher subtilen, schlechter quantifizierbaren Ebene stattfindet. Dies erscheint gerade in Zusammenhang mit einer jungen, adoleszenten Zielgruppe populärer Formate besonders bedenklich. Denn nachweislich beeinflussen Aussehen und Verhalten medial verbreiteter Figuren Selbstwahrnehmung oder Handlungen von Rezipientinnen und Rezipienten signifikant. Speziell populäre, (computer-)animierte Formate liefern potentiell problematische Inhalte, die nicht zwingend auf den ersten Blick zu erkennen sind – und finden dabei weltweit Anklang bei einem adoleszenten Publikum. Der Artikel stellt ein Modell vor, anhand dessen ein alle filmischen Ebenen umfassendes Bild erstellt werden kann, das auch subtile Hinweise und Wirkungsebenen berücksichtigt. Dabei wird deutlich, dass ein Ungleichgewicht in der Frauen- und Geschlechtsrepräsentanz omnipräsent ist und dass alternative Figurenentwürfe lediglich den sidekicks der Filme vorbehalten bleiben. Das Ausmass des Einflusses solcher Darstellungen – besonders auf junge Zuschauer*innen – lässt sich nach bisherigem Stand der Forschung nur erahnen. Betrachtet man Kindermedien als Vermittlungs- oder Sozialisationsinstanz, kann der Einfluss dieser konventionalisierten und subtilen Stereotypisierung und Sexualisierung auf Kinder und Jugendliche im Allgemeinen und auf Mädchen oder junge Frauen im Speziellen kaum überschätzt werden.","PeriodicalId":106402,"journal":{"name":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","volume":"151 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-03-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.54717/kidsmedia.10.1.2020.1","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Mit Begriffen wie „niedlich“, „schlank“ oder „häuslich orientiert“ beschreiben aktuelle Studien den generellen Eindruck, den Mädchen und junge Frauen in sozialen Medien gegenwärtig hinterlassen. Diesen Untersuchungen nach sind die Darstellungen vor allem eins: rückschrittlich. Die mediale Repräsentanz von jungen Frauen wird entsprechend häufig kritisiert: Bereits seit den 1970er Jahren befassen sich Studien mit Gender in Werbung, Nachrichten, Kinofilm oder Computerspielen. Die Untersuchungen kommen seit jeher zu ähnlichen Ergebnissen und bemängeln bis heute, neben deren geringer Quantität, auch die stereotype und sexualisierte Darstellung von Frauen und Mädchen in Medien und Journalismus. Ein Problem, auf das gerade aktuelle Studien jedoch häufig stossen, ist die Quantifizierung eines teils subtilen Phänomens: Studien, die oberflächlich betrachtet ,Entwarnung‘ geben, weisen so gleichzeitig auf ein nach wie vor vorhandenes Ungleichgewicht hin, das auf einer eher subtilen, schlechter quantifizierbaren Ebene stattfindet. Dies erscheint gerade in Zusammenhang mit einer jungen, adoleszenten Zielgruppe populärer Formate besonders bedenklich. Denn nachweislich beeinflussen Aussehen und Verhalten medial verbreiteter Figuren Selbstwahrnehmung oder Handlungen von Rezipientinnen und Rezipienten signifikant. Speziell populäre, (computer-)animierte Formate liefern potentiell problematische Inhalte, die nicht zwingend auf den ersten Blick zu erkennen sind – und finden dabei weltweit Anklang bei einem adoleszenten Publikum. Der Artikel stellt ein Modell vor, anhand dessen ein alle filmischen Ebenen umfassendes Bild erstellt werden kann, das auch subtile Hinweise und Wirkungsebenen berücksichtigt. Dabei wird deutlich, dass ein Ungleichgewicht in der Frauen- und Geschlechtsrepräsentanz omnipräsent ist und dass alternative Figurenentwürfe lediglich den sidekicks der Filme vorbehalten bleiben. Das Ausmass des Einflusses solcher Darstellungen – besonders auf junge Zuschauer*innen – lässt sich nach bisherigem Stand der Forschung nur erahnen. Betrachtet man Kindermedien als Vermittlungs- oder Sozialisationsinstanz, kann der Einfluss dieser konventionalisierten und subtilen Stereotypisierung und Sexualisierung auf Kinder und Jugendliche im Allgemeinen und auf Mädchen oder junge Frauen im Speziellen kaum überschätzt werden.