{"title":"Märchenwunderland und Fratze des Kapitals","authors":"Klaus Müller-Wille","doi":"10.54717/kidsmedia.9.2.2019.1","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Auf den ersten Blick mag es so scheinen, dass Hans Christian Andersen mit seinen drei Spielzeugmärchen Den standhaftige Tinsoldat (1838; Der standhafte Zinnsoldat), Kjærestefolkene (1843; Das Liebespaar) und Pengegrisen (1853; Das Geldschwein) biedermeierliche Fortsetzungen der in vielerlei Hinsicht unheimlicheren romantischen Vorlagen von E.T.A. Hoffmann schreibt. Im Artikel wird zunächst beleuchtet, wie kalkuliert sich Andersen von der Schreibweise Hoffmanns absetzt, um andere thematische Akzente zu setzen. So wird an einem close reading der drei Texte gezeigt, dass und inwiefern Andersen die Auseinandersetzung mit dem Spielzeug für weitreichende kulturanalytische Reflexionen nutzt, in denen er immer wieder auf die merkwürdigen Effekte einer Warenökonomie aufmerksam macht, in denen Dinge zu Objekten des Begehrens mutieren und damit auf gespenstische Art und Weise an der Subjektkonstitution teilhaben. Andersens entsprechend moderne Auseinandersetzung mit dem Spielzeug wird durch den Vergleich zu den Spielzeugtheorien von Charles Baudelaire und Walter Benjamin konturiert. Schliesslich wird an Pengegrisen aber auch demonstriert, dass sich Andersen sehr wohl darüber im Klaren war, dass auch seine eigenen Spielzeugmärchen an Projektionen geknüpft sind, welche die Faszinationskraft des Spielzeugs als grundlegend zweckloses Ding nur ungenügend beschreiben. ","PeriodicalId":106402,"journal":{"name":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","volume":"198 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2019-09-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"kids+media : Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedienforschung","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.54717/kidsmedia.9.2.2019.1","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Auf den ersten Blick mag es so scheinen, dass Hans Christian Andersen mit seinen drei Spielzeugmärchen Den standhaftige Tinsoldat (1838; Der standhafte Zinnsoldat), Kjærestefolkene (1843; Das Liebespaar) und Pengegrisen (1853; Das Geldschwein) biedermeierliche Fortsetzungen der in vielerlei Hinsicht unheimlicheren romantischen Vorlagen von E.T.A. Hoffmann schreibt. Im Artikel wird zunächst beleuchtet, wie kalkuliert sich Andersen von der Schreibweise Hoffmanns absetzt, um andere thematische Akzente zu setzen. So wird an einem close reading der drei Texte gezeigt, dass und inwiefern Andersen die Auseinandersetzung mit dem Spielzeug für weitreichende kulturanalytische Reflexionen nutzt, in denen er immer wieder auf die merkwürdigen Effekte einer Warenökonomie aufmerksam macht, in denen Dinge zu Objekten des Begehrens mutieren und damit auf gespenstische Art und Weise an der Subjektkonstitution teilhaben. Andersens entsprechend moderne Auseinandersetzung mit dem Spielzeug wird durch den Vergleich zu den Spielzeugtheorien von Charles Baudelaire und Walter Benjamin konturiert. Schliesslich wird an Pengegrisen aber auch demonstriert, dass sich Andersen sehr wohl darüber im Klaren war, dass auch seine eigenen Spielzeugmärchen an Projektionen geknüpft sind, welche die Faszinationskraft des Spielzeugs als grundlegend zweckloses Ding nur ungenügend beschreiben.